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0863 - Die schlafende Göttin

Titel: 0863 - Die schlafende Göttin
Autoren: Unbekannt
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größer als sie. Lächelnd beugte er sich zu ihr herab.
    „Verstehst du?" fragte er flüsternd. „Du hast die Wahl. Wecke Demeter auf - oder ich werde dich töten."
    Sie versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort über die Lippen.
    „Siehst du denn die Wahrheit nicht?" fragte er. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer zyni-schen Grimasse. „Wenn du stirbst, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Schrein der Demeter gewaltsam zu öffnen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß Demeter dabei dann auch stirbt. Das weißt du genau. Willst du dich und deine Mutter opfern?"
    Sie schüttelte entsetzt den Kopf und blickte hilflos von ihm zu Demeter und zurück.
    „Du bist böse", sagte sie keuchend. „Du bist abgrundtief böse. Selbst im Reich des Fins-teren bin ich niemandem begegnet, der schlechter wäre als du. Ich darf Demeter nicht wecken. Du würdest dir ihre Macht zunutze machen. Das darf nicht geschehen. Ich werde es nicht zulassen. Lieber sterbe ich, und lieber nehme ich den Tod Demeters in Kauf."
    Sie wich vor Margor zurück. Erregt zeigte sie auf seine Mitarbeiter.
    „Glaubst du, ich sehe nicht, was mit ihnen los ist?" rief sie. „Sie sind nichts als deine Sklaven. Sie sind Geschöpfe ohne eigenen Willen. Glaubst du, daß ich zulassen kann, daß Demeter so wird? Ich habe die Aufgabe, über sie zu wachen. Und das tue ich."
    Stolz warf sie den Kopf zurück.
    „Ich bin ihre Tochter und ihre Wächterin. Ich trage die Verantwortung. Ich entscheide ü-ber ihr Schicksal", sagte sie. „Und ich entscheide, daß sie die Demeter bleiben wird, die sie immer war. Sie ist die gottgleiche Demeter - oder tot."
    Das Mädchen stürzte sich auf die Maschinerie und versuchte, ein kastenförmiges Gebil-de zu drehen. Boyt Margor riß sie zurück und schleuderte sie zu Boden. Jandra-Perse schnellte sich wieder hoch und griff ihn an. Ihre Handkanten trommelten mit unglaublicher Wucht gegen seine Brust und die Schultern. Boyt Margor brach schreiend zusammen. Die Schmerzen lähmten ihn.
    Triumphierend beugte sich das Mädchen über ihn. Sie beachtete die Wissenschaftler nicht, die um sie herum standen und das Geschehen nahezu teilnahmslos beobachteten. Ihre Hände krallten sich um den Hals des Mutanten.
    Sie wollte Boyt Margor töten.
    In diesen Sekunden der höchsten Gefahr für ihn, schlug er mit voller parapsychischer Kraft zurück, um sich zu retten.
    Er strahlte paramental alle in ihm gesammelte psionische Energie auf sie ab und leitete damit einen Schrumpfungsprozeß ihres gesamten Zellkern Haushalts ein.
    Perse fuhr zurück. Ihr Gesicht verzerrte sich in namenloser Angst. Sie versuchte, dem tödlichen Angriff zu entkommen, wandte sich ab und machte zwei Schritte. Dann aber brach sie zusammen und blieb leblos auf dem Boden liegen.
    Ihre Haut nahm ein pergamentartiges Aussehen an. Innerhalb von wenigen Sekunden schien das Mädchen um Jahrzehnte zu altern.
    Boyt Margor richtete sich langsam auf. Sein Atem ging schnell und keuchend. Er blickte auf das tote Mädchen, als könne er nicht fassen, was geschehen war.
    „Das wollte ich nicht", sagte er leise. „Wie konnte das geschehen?"
    Hilfesuchend wandte er sich an die Wissenschaftler, doch sie waren nicht in der Lage, ihn zu stützen oder ihm auch nur eine klare Antwort zu geben. Die von ihm ausgehenden psionischen Impulse, die er in diesen Sekunden nicht voll unter Kontrolle hatte, lähmten sie, die ohnehin nur willenlose Paratender des albinotischen Mutanten waren.
    Boyt Margor wurde sich des Abgrunds bewußt, an dem er stand. Er spürte, wie gefährlich der Weg war, den er eingeschlagen hatte. Plötzlich wurden seine Pläne fragwürdig.
    Der Tod des Mädchens hatte ihn zutiefst erschüttert, obwohl dies nicht der erste Mord war, den er begangen hatte. Ihn verunsicherte allein, daß er die Kontrolle über sich verloren hatte.
    Bisher war er davon überzeugt gewesen, ein kühler und stets überlegt handelnder Mann zu sein. Er hatte in dem Bewußtsein gelebt, daß er alles, was auch immer geschah, dis-tanziert beobachtete und daß er alle Entscheidungen grundsätzlich frei von Emotionen traf.
    Jetzt wurde ihm klar, daß er sich grundlegend getäuscht hatte. Ihm wurde bewußt, daß es auch für ihn Situationen gab, in denen er wie ein Mensch handelte und nicht wie ein übermenschliches Wesen, für das er sich hielt.
    Boyt Margor nahm das Toben des Orkans und die krachenden Donnerschläge des Ge-witters nicht wahr. Es schien, als lebte er für Sekunden in einer
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