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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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auszusehen hatte. Der Sommerwind streichelte unsere Gesichter. Vom alten Teil brachte er den typischen Friedhofsgeruch mit, und vom Himmel her schickte die Sonne ihre warmen Strahlen dem Erdboden entgegen. Sie brannte auf uns nieder, es gab wohl keinen, der nicht schwitzte. Besonders stark traf es die, die dunkel angezogen waren.
    Abbé Bloch befand sich unter den ersten, die hinter dem Elektrowagen hergingen. Es lagen nur wenige Kränze auf den beiden Särgen. Bei einem zeigten die beiden Hälften der Schleife das Templerkreuz.
    Ich hatte meinen Blick über das neue Gräberfeld hinwegstreifen lassen und entdeckte jenseits davon den wieder dichteren Bewuchs. Er mußte dort eine breitere Grenze bilden, denn dahinter lagen noch Gräber. Tiefe Stille herrschte, selbst die Vögel sangen nicht.
    Dieses Zeichen kannte ich. Im Winter nahm ich es als natürlich hin, im Sommer jedoch nicht. Daß sie keinen Laut von sich gaben, störte mich einfach, und Suko ebenfalls. Ich hörte sein leises Räuspern, bevor er sagte: »Eigentlich ist es zu still hier, John. Selbst für einen Friedhof. Oder findest du nicht?«
    »Kann sein.«
    »Das ist nicht deine ehrliche Meinung.«
    »Was willst du wissen oder hören?«
    »Hier stimmt etwas nicht«, flüsterte Suko. »Ich gebe dir Brief und Siegel darauf. Hier ist einiges nicht so, wie es sein sollte.«
    »Okay - und was?«
    Mein Freund hob die Schultern. »Tu nicht so naiv. Es kann durchaus sein, daß sich auf dem Friedhof etwas versteckt hält, vor dem wir uns in acht nehmen sollten.«
    »Dann soll es sich zeigen.«
    Suko lachte leise. »Glaubst du daran?«
    Wir wurden abgelenkt, denn der Elektrowagen hatte die unmittelbare Nähe der beiden Gräber erreicht. Er war mit zwei Männern besetzt. Der Fahrer lenkte ihn in einen bestimmten Winkel zu den Gräbern hin. Die Männer würden aussteigen, die Bohlen von den Gräbern nehmen, um anschließend die Särge abzuseilen.
    Das brauchten sie nicht allein zu tun, denn einige der Trauergäste, Freunde des verstorbenen Malcolm Worriner, würden ihnen dabei zur Hand gehen. Niemand sprach. Dadurch wirkte die Stille noch bedrückender. Hin und wieder hörten wir einen schweren, seufzenden Atemzug, das war dann auch alles.
    Der Pfarrer, der auch die Trauerrede halten wollte, gab den Männern durch ein Nicken zu verstehen, daß sie die Bohlen zur Seite räumen sollten. Er war ein hellhaariger Mann, dessen dunkle Kleidung im krassen Gegensatz zu seinem Kopfschmuck stand.
    Alles ging seinen Weg. Am ersten Grab schafften die Männer die Bohlen zur Seite. Sie bewegten sich langsam, nur keine Hektik, es wäre einfach wider die Pietät gewesen.
    Ich suchte meinen Freund Tanner.
    Auch wenn er sich nicht offen zeigen wollte, hätte er uns zumindest ein Zeichen geben können.
    Einen kurzen Wink von weit gegenüber, denn dort befand sich ein Platz, wo er sich als Zuschauer gut verstecken konnte. Da tat sich nichts.
    Vor uns malten sich die Rücken der Männer ab. Um die beiden Gräber herum war ein Halbkreis gebildet worden, eine starre Mauer aus Leibern, die sich von Gedanken durchtreiben ließ, wobei sich bestimmt manch einer fragte, wer wohl als nächster an der Reihe war.
    »Und Tanner ist nicht da«, murmelte Suko ebenfalls.
    »Sicher.«
    »Sollte das Anlaß zur Sorge sein?«
    Ich hob kurz die Schultern. »Noch nicht, aber seltsam finde ich es schon.«
    »Einer von uns könnte die Umgebung absuchen«, schlug mein Freund vor.
    »Drängt es dich so?«
    »Nicht unbedingt, aber ich mache mir schon Sorgen, wo er stecken könnte.«
    »Warte noch.«
    Die beiden Helfer hatten die Bohlen mittlerweile vom ersten Grab weggeräumt und waren dabei, sich das zweite vorzunehmen. Sie arbeiteten wie immer, geschickt schnell und warfen auch keinen Blick in die kalte Grube hinein, zumindest nicht bei den ersten Bohlen.
    Dann aber - etwa die Hälfte war weggeräumt, erstarrten sie. Suko und mir fiel es auf, weil wir sie beobachtet hatten. Sie blieben zu beiden Seiten des Grabs in einer gebückten Haltung stehen, als hätten sie in der Grube etwas entdeckt.
    Einer von ihnen faßte sich schließlich ein Herz. Er brauchte nicht einmal laut zu sprechen, um gehört zu werden.
    »Verdammt, da liegt einer!«
    ***
    Es gab keinen, der den Satz nicht verstanden hätte. Urplötzlich schien eine Eisschicht über dem Friedhof zu liegen. Auch Suko und ich kamen uns vor, wie von einer Glaswand umgeben, wahrscheinlich dachten wir beide das gleiche, ohne es allerdings auszusprechen. Wir aber
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