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0860 - Dämonische Zwillinge

0860 - Dämonische Zwillinge

Titel: 0860 - Dämonische Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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die eine Grenze begann und die andere aufhörte.
    Auf jedem Friedhof gibt es verschiedene Punkte, wo sich die Besucher orientieren konnten. Auch Tanner erreichte einen dieser Orte. Es war ein freies Viereck, umgeben von Hecken, aber in der Mitte mit einem Wasserbottich versehen und einer hohen Holzkiste, in der der Biomüll entsorgt werden konnte.
    Die Menschen hinterließen dort die verblühten Blumen, wenn sie neue auf die Gräber stellten, aber auch Unkraut und andere Dinge nahm der Behälter auf. Das alles war klar, das war ebenso natürlich wie die zahlreichen Insekten, die über dem Behälter summten.
    Ansonsten war es still.
    Tanner tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Er gab zu, einen Fehler begangen zu haben. Er war einfach zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, und hätte sich doch mehr auf die Strecke konzentrieren sollen.
    Jetzt hielt er sich neben einer Bank auf und mußte zuerst schauen, in welche Richtung es weiterging.
    Er hatte Glück, denn zwei ältere Frauen erschienen, um ihre Gießkannen zu füllen. Zuerst erschraken sie, als sie Tanner sahen, der aber stellte sich als Polizist vor.
    »Das ist gut, Mister, das ist sehr gut. Endlich paßt mal jemand auf uns Besucher auf.«
    »Das auch, Madam, aber eigentlich wollte ich zu einer Beerdigung und habe ein wenig die Orientierung verloren.«
    Ein scharfer Blick erwischte Tanner. »Und sie wollen Polizist sein?«
    Tanner grinste säuerlich. »Ich gebe es ja zu, Madam, aber leider sind auch Polizisten nur Menschen.«
    »Das stimmt«, sagte die zweite Frau. »Fragen Sie nur, Mister. Wir kennen uns aus.«
    »Ach, das ist nett.« Tanner legte sein Problem offen, und er sah auch, daß beide Frauen nickten.
    Danach überschlugen sie sich dabei, ihm den richtigen Weg zu erklären, und nach einer Weile wußte Tanner auch, wie er zu gehen hatte.
    Er bedankte sich, wünschte noch einen angenehmen Tag und ließ die älteren Ladies allein.
    Diesmal ging er schneller. Er konzentrierte sich auch mehr auf die Umgebung und stellte fest, daß er einen Bogen schlug. Unter dem dichten Laub der Bäume schritt er her, manchmal knirschte Kies unter seinen Schuhe, aber die Gräber begleiteten ihn wie stumme Zeugen.
    Dann ging alles sehr schnell. In der Umgebung von mächtigen Bäumen sah er das neue Gräberfeld.
    Es lag nicht nackt vor ihm, denn auch zwischen den Grabreihen wuchsen schon jetzt Büsche, die gleichzeitig die Wege abgrenzten. Über einen dieser schmalen Pfade gelangte er in die Nähe der beiden nebeneinander liegenden Gräber.
    Von der Trauergemeinde war noch nichts zu sehen. Da Tanner ziemlich früh losgegangen war, hatte er noch einige Minuten Zeit, bis sich die Menschen an den Gräbern versammelten.
    Die Lehmhaufen lagen daneben. Die Gräber selbst waren durch Holzplatten abgedeckt worden.
    Obwohl es hier ebenso warm war, wie auf dem übrigen Teil des Friedhofs, spürte Tanner doch einen Schauer, der über seinen Körper glitt. Das mochte an der Atmosphäre der tiefen Stille liegen, die auch anders war als die Stille in einem Wald.
    Er ging einmal um die beiden Gräber herum und fragte sich dabei, weshalb er sich hier überhaupt aufhielt. War es nur ein Gefühl, das ihn so hatte handeln lassen, oder gab es andere Gründe? Der Mörder selbst würde nicht bei der Beerdigung erscheinen können, denn er existierte nicht mehr.
    Dafür hatten John und Suko gesorgt. Aber er sollte ein Erbe hinterlassen haben, und Tanner rechnete damit, daß dieses Erbe auch sichtbar wurde.
    Sollte dies tatsächlich der Fall sein, würde er bereit sein. Zu sehen war jedoch nichts.
    Nach einer Weile ärgerte er sich schon, daß er nahe der beiden Gräber stand und wartete. Er sah nicht einen Menschen, auch Besucher waren nicht in der Nähe.
    Nur die beklemmende Stille hielt ihn umfangen.
    Und genau die störte ihn!
    Tanner kannte zwar den Begriff Friedhofsstille. Er wollte ihn für sich und seine Situation allerdings nicht verwenden, denn diese Stille war einfach anders. Auch eine Friedhofsstille wurde oft genug unterbrochen, denn die Vögel richteten sich nicht danach. Sie wußten nicht, daß sechs Fuß tief unter der Erde die Leichen lagen. Für sie war nur die lebende und erblühte Natur wichtig.
    Und eben diese Stille erlebte Tanner. Sie war kompakt. Sie hatte sich an ihm festgesetzt. Sie umgab ihn wie eine klebrige Masse. Da sang kein Vogel in den Zweigen, und selbst das leise Rauschen der Blätter, wenn sie dann vom Wind bewegt wurden, erklang
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