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0859 - Ring der Gewalt

Titel: 0859 - Ring der Gewalt
Autoren: Unbekannt
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eine ziemlich große Menge Menschen nach der erregten Auseinandersetzung wieder verlief.
    Irgendwann schlief er ein und hatte schweißtreibende Alpträume.
     
    *
     
    Etwas weckte ihn. Er öffnete die Augen und blinzelte. Schwach hoben sich die Umrisse einer schlanken Gestalt vor ihm gegen die hellen Wände ab.
    Eine Hand preßte sich auf seinen Mund, als er auffahren wollte.
    „Ich bin's, Meralda. Zieh dich sofort an. Sie wollen dich umbringen", sagte sie leise, aber in unüberhörbarer Schärfe. Eine phantastische Vision packte ihn: Fackeln, schimmernde Strahler, eine schreiende Menge, angeführt vom schmächtigen Donar Welz, mit einem Handlautsprecher herumfuchtelnd. Er nickte und richtete sich langsam auf.
    „Schnell!" flüsterte Meralda. „Kein Licht. Voin und ich haben versucht, sie zurückzuhalten, aber sie rotten sich zusammen. Geh, bis sich alles abgekühlt hat, zu Rrussu. Ein Freund hat Ausrüstung am Zaun deponiert."
    „Das kannst du nicht im Ernst meinen", flüsterte er zurück. Er hatte begriffen. Es war aus; Hysterie und Wahnsinn, entstanden in der Zwangslage dieser kleinen Siedlung, hat-ten über den letzten Rest Vernunft gesiegt. In ihm konzentrierten sich die Ängste der rund dreitausend Menschen.
    „Doch. Voin steht nahe der Rampe und hält sie mit der Waffe auf. Cherkel hilft ihm.
    Aber sie werden zurückweichen müssen."
    Seine Kaltblütigkeit behielt die Oberhand. Er rechnete damit, zumindest sehr lange Zeit bei dem einzigen Freund verbringen zu müssen, den es noch gab, beim Hetman Rrussu. Mit Sorgfalt, aber mit großer Schnelligkeit zog er sich an und steckte alle Ausrüstungsge-genstände ein, die er fand. Er schlüpfte in die Stiefel, schob die schweren Vibromesser hinein und klinkte die diamagnetischen Schlösser der Gürtel und Waffenriemen ein.
    „Voin und Cherkel?"
    „Ja. Beeil dich. Horst du nicht? Sie wollen deine Kabine stürmen und dich lynchen. Du mußt verschwinden!"
    „Mitten in der Nacht? Durch den Ring der Gewalt? Das wird selbst mich umbringen."
    Meralda bewies ihr klares, pragmatisches Denken und antwortete: „Daß dich Weizens hysterische Anhänger umbringen, ist sicher, mein Liebling. Daß dich der Ring der Gewalt umbringt, ist nicht sicher. Du siehst also, wo die echten Chancen lie-gen."
    „Erst heute", murmelte er und begann sich elend zu fühlen, „finde ich heraus, daß deine Worte süß wie Bienenhonig, deine Aufmerksamkeiten die einer Springschlange und dein Charme so mild wie kaustische Säure sind. Welch eine Welt!"
    „Es ist auch deine Welt. Das Leben ist hart, mein Freund."
    „Ja", erwiderte er leise. „Und die Wahrheit ist böse."
    Er fand eine Sonnenbrille mit zerkratzten Gläsern und schob sie in die Brusttasche.
    Dann klappte er ein Fach auf und stapelte vier volle Flaschen dieses erstaunlichen alkoholischen Destillats in eine Tragetasche.
    „Du bist zum Trinker geworden?" erkundigte sie sich scharf und spitz. Offensichtlich trat ausgerechnet jetzt, in der Dunkelheit des Raumes und in der Ausnahmesituation, ihr Cha-rakter besonders deutlich und ausgeprägt zum Vorschein. Hytawath schüttelte sich.
    „Rrussu nimmt ab und zu gern einen kräftigen Schluck. Es jagt sich besser, sagt er. In Zukunft werdet ihr wohl auf Frischfleisch und baumfrisches Obst verzichten müssen, Me-ralda. Tut mir leid."
    Meralda sagte, mit plötzlich klirrender Kälte in der Stimme: „Ich kenne nur dreitausend Menschen. Aber von allen bist du wohl der merkwürdigste Typ."
    „Und dabei wollen wir es auch bewenden lassen", antwortete er tonlos und stand bereits neben dem Schott. „Bringst du mich bitte zum Ausgang?"
    Er schaltete sämtliche Einheiten der Raumbeleuchtung ein und sah Meralda an, als sä-he er sie zum erstenmal. Jetzt begriff auch sie, und es freute sie keineswegs. Mit einem Schwung öffnete Hytawath die Tür und huschte in den Schiffskorridor hinaus.
    Undeutlich hörte er Schüsse und Schreie. Er blieb stehen und blickte Meralda schweigend an. Ir-gendwie hatte er in einem Winkel seiner Überlegungen den Gedanken, daß er hier und heute wirklich erwachsen wurde. Mit diesem langen Blick voll brennender Intensität nahm er Abschied von Meralda und von seinem bisherigen Leben.
    „Ich sage nicht auf Wiedersehen. Ich wünsche dir alles Gute, Meralda."
    „Danke. Hörst du, wie sie schreien?"
    „Ja. Es bedeutet nichts", sagte er und rannte den Korridor entlang, ohne sich darum zu kümmern, ob Meralda ihm folgte oder nicht. Er warf sich in den Abwärts-Schacht
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