Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0857 - Die Schnitterin

0857 - Die Schnitterin

Titel: 0857 - Die Schnitterin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Fahrer aus den Trümmern zu ziehen.
    Ich gehörte wirklich nicht zu den Menschen, die scharf darauf sind, an Unfallstellen zu bleiben. Hier aber wollte und mußte ich einfach nachschauen, weil ich nach weiteren Teilen in diesem schon jetzt rätselhaften Puzzle suchte.
    Es dauerte noch einige Minuten, als die Trage herangerollt wurde.
    Man brauchte sie nicht. Sie war nur zur Sicherheit herbeigeschafft worden. Wichtig waren die mit einem Deckel verschließbare Kunststoffwanne und der Leichensack.
    Darin wurde das gelegt, was man aus dem Wagen zog.
    Ja, es war ein Mann, das konnten wir erkennen. Ansonsten hatte er sicherlich nicht schwer gelitten. Er mußte sofort tot gewesen sein.
    Sein Körper war durch den Aufprall völlig zerschmettert worden.
    Ich wandte mich ab. Auch Bill hatte dies getan. Ich hörte ihn scharf atmen. »Da ist nichts mehr zu machen, John. Und du willst tatsächlich dieser Frage nachgehen?«
    »Welcher Frage?«
    »Wo er herkommt und wer er ist.«
    »Ja.«
    »Dein Gefühl, wie?«
    Ich lächelte. »So ist es.«
    »Und wann, bitte schön, gedenken der Herr Geisterjäger sich um den Fall zu kümmern?«
    »Das kann ich dir genau sagen, alter Junge. Morgen früh, bei Dienstbeginn…«
    ***
    Mehmet Slater hatte alles nicht richtig mitbekommen. Er war irgendwie weggetreten und hatte sich erst wieder einigermaßen zurechtgefunden, als er in seinem Krankenzimmer lag. In einem Zimmer, das mit drei Betten belegt war. Die beiden anderen aber waren frei, so lag er allein dort, und ihm kam allmählich wieder zu Bewußtsein, wie die letzten Stunden abgelaufen waren.
    Er starrte gegen die Decke. Er dachte daran, daß er im Krankenhaus noch einmal untersucht worden war, Danach hatte man ihm zwei Spritzen gegeben, aber er war nicht an den Tropf gehängt worden. Vielleicht taten sie das noch.
    Slater fühlte sich nur unwahrscheinlich müde. Normalerweise wäre er eingeschlafen, doch seltsamerweise war das wiederum nicht zu schaffen. Er blieb wach, sogar hellwach.
    Irgend etwas steckte in ihm, das er sich nicht erklären konnte. Es war so seltsam und ungewöhnlich. Er kam damit nicht zurecht, denn so etwas war ihm noch nie passiert. Natürlich dachte er darüber nach, und er rechnete sich auch so etwas wie ein Ergebnis aus, aber was ihm da in den Sinn kam, das wies er weit von sich. Das wollte er nicht wahrhaben, das konnte nicht sein, dafür gab es keine normale Erklärung. Dennoch kam Mehmet nicht davon los.
    Konnte es sein, daß jemand anderer in ihm steckte und ihn praktisch übernommen hatte? Nicht mit dem Leib, sondern mit dem Geist oder mit der Seele?
    Es war sicherlich verrückt, aber nicht von der Hand zu weisen, obwohl er keine Logik darin sah.
    Slater versuchte, sich abzulenken. Seinen Eltern war bereits Bescheid gegeben worden, seiner Verlobten auch. Sie würden spätestens morgen im Krankenhaus erscheinen und nach ihm schauen. Die Ärzte hatten seine Verwandten beruhigt. Es war alles in Ordnung, bis auf die Folgen des Schocks, doch auch die ließen sich dank der modernen Medikamente ertragen.
    Er hätte also einschlafen können, wenn nicht diese verdammte Erinnerung gewesen wäre.
    Immer wieder lief der Unfall vor seinem geistigen Auge ab. Seltsamerweise regte ihn diese Szene nicht auf. Er sah sie beinahe mit den Augen eines neutralen Betrachters und konnte sich kaum vorstellen, daß er selbst damit gemeint war.
    Die weiße Frau.
    Die Frau mit der Sense.
    Die Todesbotin…
    Immer wieder huschten diese Begriffe durch seinen Kopf. Sie alle stimmten. Mehmet konnte sich nicht auf einen einigen, aber die Fragen wurden nicht weniger.
    Wie war es möglich, daß diese geisterhafte Erscheinung plötzlich auf der Straße gestanden und ihn dermaßen erschreckt hatte? Welchen Grund gab es dafür? Sie mußte irgendwo hergekommen sein.
    Aus dem Himmel war sie bestimmt nicht gefallen. Aus dem Nichts hatte sie sich materialisiert. Er konnte auch keine genauen Zeitangaben geben, sie war plötzlich dagewesen, und damit hatte es sich.
    Und ihre Sense hatte so ungewöhnlich bleich und dennoch stark gefunkelt, als wäre kaltes Mondlicht auf die Klinge gefallen, um sie selbst zu einem Halbmond zu machen.
    Das alles wollte ihm nicht in den Sinn. Er kam damit nicht zurecht. Er war ein guter Fahrer, es hatte ihm nie etwas ausgemacht, auch lange Strecken unterwegs zu sein, nun aber lag er hier und mußte sich eingestehen, die Schuld am Tod eines Menschen zu tragen.
    Hätte er nicht unter Medikamenten gestanden, er wäre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher