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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
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nahezu ausgelöscht. Ich bin einer der wenigen, die damals überlebt haben. Wir mussten ganz von vorne beginnen.«
    Eine Weile schwiegen sie wieder, schritten über fein knisternden Kies dahin. Vinca sog die Luft tief ein. Ein feines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich bin froh, dass du Parom noch sehen konntest, ehe es der Stadt ganz anheim fällt. Kannst du dir meine Welt vorstellen, wie sie früher einmal war?«
    Artimus nickte. Ja, das konnte er.
    Ehrlicherweise gestand er sich ein, hier auf dem letzten Fleck eines einstigen Paradieses zu stehen - einem Paradies, in dem er sich ein Leben durchaus gewünscht hätte. Parom starb, wurde erstickt von dem unerbittlichen Meer der weißen Gebäude.
    Van Zant begann umzudenken. Er hatte Armakath verteidigt, auch gegen die Ressentiments seiner Freunde Zamorra und Nicole Duval. Doch wenn er sich nun ausmalte, wie viele blühende Welten in den Galaxien Paroms Schicksal teilten - es künftig noch teilen würden dann gingen ihm die ProArgumente mit einem Schlag aus.
    Ungezählte Fragen rasten ihm durch den Kopf. Er wusste, die meisten davon würde Vinca ihm nicht beantworten können, es nicht wollen. Die eine, die Master-Trage, konnte er nicht für sich behalten. Im Grunde waren es sogar deren zwei.
    »Wer steckt hinter dem allen? Was ist der Sinn der weißen Städte?«
    Vinca hatte mit diesen Fragen gerechnet. »Es sind ganz sicher nicht die Urbanen selbst. Du wirst sie noch kennenlernen - denke an meine Worte. Und der Sinn - der ultimative Plan… Ich kenne ihn nicht, die Krieger kennen ihn nicht, die Wächterinnen auch nicht. Ich bin sogar davon überzeugt, dass auch die Urbanen nicht wissen, warum sie Bewohner dieser lebensfressenden Steinwüsten sind.«
    Artimus konnte schon Vincas und Lakirs Haus sehen. Vor allem roch er es. Erneut war es der köstliche Bratenduft, der sich durch van Zants Nase bis direkt in seinen Magen zwängte. Oh ja… Dort war er willkommen, denn Artimus hätte lügen müssen, wenn er sich als satt bezeichnen würde.
    Satt - ein Zustand, der ihm meistens fremd war…
    Vinca blieb erneut stehen, sah Artimus an. »Gerüchte, mein Kriegerbruder, Gerüchte sind nur dürre Fetzen, die von einem Ohr zum nächsten wehen. Doch dann plustern sie sich immer weiter auf, bis sie so groß sind, dass sie jeder ernst nimmt. Gerüchte gibt es auch über die weißen Städte - eines von ihnen sagt, dass der Zeitpunkt immer näherrückt, an dem die Galaxien begreifen werden, warum so viele Welten unter Stein ersticken mussten. Und dann wird alles vergehen, was sich gegen die Städte richtet. Alles, verstehst du?«
    Artimus schüttelte den Kopf.
    Vincas Lachen klang ein wenig bedrückt. »Komm, Lakir will es unbedingt schaffen, deinen mächtigen Hunger zu stillen. Wenn sie sich etwas vorgenommen hat, dann bringt sie nichts und niemand mehr davon ab. Glaube mir, ich lebe schon so lange mit dieser herrlichen Frau zusammen…«
    ***
    Lakir lächelte Artimus van Zant selbstzufrieden zu.
    Sie hatte es tatsächlich geschafft. Als sie ihm eine besonders große, vollkommen magere Keule auf seinen Teller legen wollte, da hatte der Südstaatler abwehrend die Hände gehoben.
    »Ich kann es nicht glauben, wie gut du kochst, Lakir. Aber ich bin am Ende! Es passt wirklich nichts mehr in meinen Bauch. Ich danke dir für dieses Festmahl.«
    Lakir zog sich kurze Zeit darauf zurück.
    »Sie kommt nicht über den Tod der Armakath-Wächterin hinweg. So große Hoffnungen… und nun lebt sie nicht mehr.« Vinca leerte sein Glas in einem Zug.
    Van Zant sah den Krieger ernst an.
    »Was geschieht, wenn euer Haus hier dem Steinmeer weichen muss?«
    Vinca zuckte mit den Schultern.
    »Wenn die Urbanen auf einer Welt Einzug halten, dann wird dort weder Wächterin noch Krieger gebraucht. Man wird uns hier dulden. Natürlich können wir auf eine andere Welt gehen. Niemand würde uns daran hindern. Es gibt mehr als genug Ausweichmöglichkeiten - meine Schwestern und Brüder unter den Kriegern nehmen uns sofort bei sich auf.« Er goss Artimus und sich erneut nach. »Ich glaube aber nicht, dass Lakir Parom verlassen möchte. Ich übrigens auch nicht. Vielleicht werden wir es aber doch tun, wenn das Leben unter den Urbanen unerträglich wird.«
    Lange Momente blickte er Artimus schweigend an. »Der Praetor hat es nicht geschafft, dich und deine Fähigkeiten zu seinen Zwecken zu missbrauchen. Vielleicht versucht er es erneut - sei auf der Hut. Er wird mit aller Macht nach einer
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