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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
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ändern. Zudem hätte das unter Umständen Dinge bewirkt, die er nicht bewirken wollte.
    Laertes hatte es ganz einfach formuliert. »Dieser Praetor hat die Stadt in eine Art Stase versetzt. Sie ruht - alle Vorgänge in ihr stehen auf null. Wenn wir das mit Gewalt ändern, dann könnte das die Stadt endgültig zerstören. Ihre Wurzel ist verdorrt. Ohne Wurzel wird die Stadt aber vergehen; zumindest habe ich das so verstanden.«
    Zamorra konnte ihm da nicht widersprechen.
    Er konnte Laertes auf seine Frage, was ihn so sicher machte, dass der Praetor hier auftauchte, keine logische Begründung geben. Er wusste es ganz einfach. Wenn er richtig lag, dann mussten sie blitzschnell und ohne Gnade zuschlagen. Vielleicht konnten sie Artimus dann befreien.
    Zamorra hätte lieber gegen eine Horde Dämonen gekämpft, als hier untätig auf etwas zu warten, was unter Umständen nie passieren würde. Was, wenn dieser Praetor van Zant getötet hatte?
    Laertes schien die Gedanken des Parapsychologen lesen zu können.
    »Keine Sorge. Nur um van Zant zu töten, hätte dieses Wesen sich nicht eine solche Mühe mit ihm machen müssen. Das hätte es billiger haben können.«
    Zamorra runzelte die Stirn, doch Laertes hatte ja recht.
    Nur beiläufig registrierte der Parapsychologe, dass der Vampir neben ihm eine starre Körperhaltung annahm. Eine Hand des Uskugen lag plötzlich auf Zamorras Schulter, gleichzeitig schlug Merlins Stern Alarm - irgendetwas… irgendwer materialisierte.
    Zamorra verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Laertes hatte spontan einen Sprung mit ihm vollzogen. Unweit der Stadtgrenze Armakaths landeten sie zwischen Felsgeröll, das hier verstreut war, als habe das Kind eines Riesen Murmeln gespielt.
    Zamorra gelang es, das Amulett in Zaum zu halten, denn Merlins Stern wollte die Person attackieren, die dort vorne sichtbar wurde. Beziehungsweise - die Personen , denn es waren zwei Körperumrisse, die sich verfestigten. Ein schwacher Schimmer verriet Zamorra, das Laertes ihn und sich mit einem Schutzfeld umhüllt hatte. Zumindest für den Augenblick waren sie vor Entdeckung geschützt.
    Mit dem Praetor hatte der Professor gerechnet - auf Artimus van Zant hatte er gehofft. Doch jetzt, vielleicht fünfzig Meter von den beiden Männern entfernt, erkannte er zwei vollkommen andere Wesen. Das eine war ein mittelgroßer Mann, recht schlank, dessen Allerweltsgesicht Zamorra noch nie zuvor gesehen hatte. Er stürzte linkisch zu Boden, als das zweite Wesen ihm einen heftigen Stoß versetzte.
    Und dieses zweite Wesen… es war niemand anders als die Fürstin der Finsternis persönlich - Stygia! Ohne Hofstaat, ohne Leibwache und dem ganzen buntenTross, mit dem sie sich in Höllen-Tiefen für gewöhnlich umgab.
    Fünfzig Meter waren eine große Entfernung, wenn man das Gespräch zwischen zwei Personen belauschen wollte. Es sei denn, dieses Gespräch wurde schreiend geführt - und Stygia schrie!
    »Am liebsten würde ich dich sofort töten - hirnloser Mensch! Ich, ich…«
    Zamorra erkannte deutlich, wie die Fürstin ihren rechten Arm auf den zitternden Mann richtete - und der griff sich mit der Hand an seine Herzgegend. Das kalkige Gesicht des Gequälten färbte sich binnen Sekunden tief rot, seine Augen traten weit aus ihren Höhlen hervor. Hilflos wie ein Käfer lag er auf dem Rücken, schnappte verzweifelt nach Luft.
    Sie tötet ihn tatsächlich! Zamorra wollte eingreifen, doch Laertes' hielt ihn zurück.
    Von einem Augenblick zum anderen endete die Pein für den Mann. Am Ende seiner körperlichen Kräfte angelangt, rührte er sich nicht, war wohl auch dazu nicht mehr in der Lage.
    »Profil? Pah! Der Schwachpunkt in Zamorras Team? Sicher! Mit dem Ergebnis, dass meine Leibgarde wieder ohne Anführerin ist, dass im Lager der Amazonen riesige Verwüstungen angerichtet wurden, dass dieser van Zant verschwunden ist… und zudem eine Kreatur in meinem Machtbereich wütet, von deren Existenz ich nicht einmal wusste. Schönes Profil!«
    Zamorra und Laertes sahen einander an. Die ganze Sache war also von Stygia ausgegangen. Profil? Sie beschritt tatsächlich neue Wege, stellte der Franzose fest.
    Nach Luft ringend startete der Mann eine Verteidigung. »Meine Fürstin, ich konnte doch nicht ahnen, wer dieser van Zant tatsächlich ist. Und von diesem fremden Wesen wusste ich auch nicht… ich…«
    »Deine Informationen sind löchrig wie ein Schwamm. Ich sage dir eins: Ich mache einen Schwamm aus dir, wenn so etwas noch einmal vorkommt.«
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