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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
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gelegt worden. Wie aber konnte er etwas untersuchen, das er selbst nicht sah?
    »Haben Sie den Tunnel auf irgendwelche ungewöhnlichen Substanzen überprüft?«, fragte er. »Gase, Radioaktivität, irgendetwas?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« McArthur zog sich den Schutzhelm vom Kopf und glättete sein verschwitztes Haar. Er war es offensichtlich müde, noch länger zu warten.
    Zamorra machte eine wegwerfende Handbewegung. »War nur so eine Idee. Hier ist nichts von Wert, reißen Sie die Wand ein und sehen Sie zu, dass Sie die verlorene Zeit wieder reinholen.«
    »Ist das Ihr Ernst, Professor?«, fragte Suzan Borgé.
    »Aus meiner Sicht ja. Wenn es andere Gründe gibt, den Betrieb noch aufzuhalten, ist das Ihre Sorge.«
    Er bemerkte seinen schroffen Tonfall erst an dem missbilligenden Blick der Bauleiterin. Eine Entschuldigung murmelnd, schlüpfte er unter das Absperrband hindurch, zwängte sich zwischen den Arbeitern durch den Tunnel zurück, bis er den Ausgang zur Station McGill erreichte. Erst am Bahnsteig hielt er inne und ließ sich auf einen der Wartesitze sinken.
    Irgendetwas stimmte nicht. Zamorra bemerkte einen leichten Schwindel und farbige Flecken, die vor seinen Augen tanzten. Er fühlte sich müde, als hätte er in der Nacht nicht geschlafen. Bei seinem Seminar indes war er noch vollkommen ausgeruht und hellwach gewesen.
    Warum, bei Stygias Hörnern, habe ich diese Schriftzeichen nicht gesehen? Er glaubte, dass sie dort waren. Über ein Dutzend Menschen konnten sie sehen. Die erlagen doch nicht plötzlich einer Massenhalluzination.
    Er sah auf die Uhr. Noch etwa eineinhalb Stunden, bis er am Flughafen sein musste. Sollte er die Sache auf sich beruhen lassen? Das war nicht seine Art. Zwar hatte Merlins Stern keinen Alarm geschlagen, aber gerade das beunruhigte ihn. Zögernd griff er in seine Jackentasche und zog das Mobiltelefon hervor. Zwei Passanten, die an ihm vorbeigingen, schüttelten den Kopf und einer murmelte etwas, das sich wie »der kriegt eh kein Netz« anhörte. Zamorra lächelte. Der Empfangsverstärker funktionierte auch in der Metro tadellos. Er drückte eine Kurzwahltaste, die ihn mit Nicole Duval verband.
    »Hallo?« Ihre Stimme klang verschlafen. Der Professor blickte erneut auf die Uhr. Es war bereits nach Drei, in Frankreich also schon nach 9 Uhr.
    »Du darfst genau einmal raten, wer hier ist.«
    »Ach du…«
    »Was heißt ach du? Ich dachte, du freust dich, wenn ich dich zwischendurch mal anrufe.«
    Er hörte im Hintergrund die Geräusche von Vorhängen, die gerade aufgezogen wurden. Dann ein Tapsen und das Klicken eines Lichtschalters. Nicole war offenbar jetzt im Bad.
    »Zwischendurch«, sagte sie. Das Rauschen von Wasser drang an Zamorras Ohren. Im selben Moment übertönte jedoch ein vorbeifahrender Metrowagen das Gespräch.
    »Bitte?«, fragte der Professor nach.
    »Bist du am Flughafen?«
    »Nein, in der Metro. Was war denn jetzt?«
    »Wenn du sagst zwischendurch , dann kann dein Anruf ja nur einen Zweck haben. Dass du deinen Aufenthalt verlängerst.«
    »Hör zu, Schatz, ich… sag mal, hab ich dich geweckt?«
    Ein Zähneknirschen. »Ja.«
    »Seit wann bist du denn unter die Langschläfer geraten?« Zamorra hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Die Dämonenjagd machte Nicole und ihn zu Nachtmenschen, die sich ihren verdienten Schlaf erst am Vormittag holten.
    Nicole seufzte und putzte sich offenbar die Zähne. Sie nuschelte etwas, das Zamorra nicht verstand. Ihm blieb nichts übrig, als wohl oder übel zu warten, bis sie fertig war. Endlich verstummte auch das Geräusch von fließendem Wasser.
    »Keine Dämonen in der Nähe, du bist nicht da, mir war langweilig. Ich bin gestern Abend aus gewesen.«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Aus? Äh… allein?«
    »Ein charmanter, gut gebauter Mann mit schönen Fingern und Augen zum Verlieben war in der Nacht mein Begleiter und hat mich sogar galant nach Hause gebracht.«
    Der Professor biss die Zähne aufeinander. Sie veräppelt dich , dachte er, dennoch vermochte er das Blut, das ihm in diesem Moment in den Kopf schoss, nicht zurückzudrängen. Sein Herzschlag geriet ins Stolpern.
    »Du sagst ja nichts.« Ein Lauern lag in Nicoles Stimme.
    Zamorra schluckte den Kloß herunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. »Was soll ich dazu auch sagen?«
    »Oh, bist du etwa eifersüchtig, mein Liebster?«
    »Gibt's dazu denn einen Grund?«
    Nicole lachte. »Entspann dich, mein Held. Ich war mit Teri weg.«
    Zamorra merkte, wie er
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