Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
Vom Netzwerk:
Arbeitsleuchten die seltsamen Schriftzeichen, die in die Oberfläche graviert waren. Er hatte dergleichen noch nie zuvor gesehen. Sie schienen eine Mischung aus ägyptischen Hieroglyphen und sumerischer Keilschrift zu bilden, ohne jedoch wirklich einer der beiden Altertumsschriftarten zu gleichen. Jedes Mal, wenn Langlois versuchte, einen Abschnitt zu entziffern, stieß er auf Ungereimtheiten. Die Bilder und Symbole passten einfach nicht zusammen und ergaben nicht einmal andeutungsweise einen Sinn. Zwischen den erkennbaren Zeichen befanden sich weitere, die keiner bekannten Schriftform dieser Welt ähnelten.
    »Wie oft muss ich noch fragen, ehe Sie mir eine Antwort geben?«
    Die Frage drang wie aus weiter Ferne an seine Ohren und kämpfte sich mühsam in seine Gedanken. Der Archäologe drehte sich langsam zur Seite und blickte in die Augen der Bauamtleiterin, die sich von ihrem Thron im Rathaus Montreals herbequemt hatte. Suzan Borgé trug ihr dunkelblondes Haar kurz und gelockt. Ihre graugrünen Augen wurden von einer modischen Brille umrahmt, die sie jünger wirken ließ, als sie in Wahrheit war.
    »Verzeihung, was sagten Sie?« Langlois war noch zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als dass er sich auf die Gegenwart konzentrieren konnte.
    Borgé verdrehte die Augen. »Männer! Ich habe gefragt, was Sie daraus lesen.«
    »Nichts«, antwortete Christophe Langlois.
    Suzan Borgés Kinnlade klappte herunter. Eine Weile starrte sie den Doktor einfach nur an, ehe sie die Fassung wiedergewann und nach Luft schnappte. Langlois indes hatte sich von ihr abgewandt und starrte weiterhin auf die seltsamen Schriftzeichen.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Borgé und trat dichter an Langlois heran.
    »Das was ich sagte: Nichts.« Der Archäologe streckte eine Hand aus und berührte die Metallwand. Sie war erstaunlich kühl. Unter seinen Fingerkuppen kribbelte es unangenehm.
    »Sie können das nicht lesen?« Unglaube schwang in Borgés Stimme mit. »Ich dachte, Sie wären die Koryphäe auf dem Gebiet für altertümliche Übersetzungen.«
    Langlois blickte wieder zur Seite. »Erstens ist das hier nicht altertümlich, sondern etwas mir gänzlich Unbekanntes, und zweitens, wo nichts zu übersetzen ist, gibt es nichts zu übersetzen.«
    Ein Räuspern war aus dem Hintergrund zu vernehmen. Der Doktor und Suzan Borgé drehten sich fast synchron um. Hinter ihnen wartete David McArthur mit seiner Baumannschaft.
    »Heißt das, wir können die Wand einreißen? Wir liegen schon so ziemlich hinter dem Zeitplan.«
    »Einreißen ?« Langlois stemmte die Hände in die Hüften. »Wieso einreißen? Dass ich es nicht übersetzen kann, macht es nur umso interessanter. Sie können hier nicht weitergraben.«
    »Moment!« Borgé hob einen Finger. »Wollen Sie damit sagen, dass die Arbeiten hier unten einzustellen sind?«
    Langlois nickte. Er dachte an Lasalle und die ewigen Streitereien, die er mit der Bauamtleiteriñ wegen einer Ausgrabungsstätte in der Nähe des Parc Angrignon hatte. Aber das da drüben war nichts im Vergleich zu dem, was hier auf ihn wartete.
    »Das ist korrekt. Ich werde die erforderlichen Anträge noch heute einreichen.« Zur Unterstreichung seiner Worte zog er sein Mobiltelefon aus der Jackentasche, klappte es auf und drückte eine Kurzwahltaste, die automatisch die Nummer seiner Sekretärin wählte.
    »Warten Sie mal…«
    Langlois unterband Borgés Einwand mit einer wedelnden Bewegung. Dann stand die Verbindung. »Ja, Katrina, wie heißt noch der Professor, der heute bei uns eine Lesung über Grenzwissenschaften im Altertum hält?«
    »Die läuft bereits.«
    Langlois hielt seine Armbanduhr in den Schein eines Arbeitsstrahlers. »Ja… ja. Aber ich bin auf etwas gestoßen, bei dem er mir vielleicht helfen könnte.«
    »Zamorra«, sagte Katrina O'Meara am anderen Ende. »Professor Zamorra aus Frankreich.«
    »Versuchen Sie ihn nach der Lesung abzupassen und bitten Sie ihn, hierherzukommen. Metrostation McGill. Rufen Sie ihm ein Taxi und sagen Sie ihm, die Spesen ersetzen wir ihm.«
    Langlois klappte das Telefon zu und sah Suzan Borgé an. »Vielleicht habe ich jemanden, der uns helfen kann.«
    Die Bauamtleiterin zog die Brauen hoch. »Uns? Oder eher Ihnen? Ich hoffe, dass sich hinter der Wand nur ein alter Bunker befindet und die Schriftzeichen von irgendwelchen Vandalen eingeritzt wurden.«
    »Oh«, sagte Langlois. »Ich hoffe nicht.« In seiner Vor Stellung malte er sich bereits den Fund des Jahrhunderts aus, der ihm und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher