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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
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nicht mithören zu lassen. »Es ist Suzan Borgé.«
    Langlois runzelte die Stirn. »Vom Bauamt? Die wird uns nur wieder Ärger machen wegen der Ausgrabungen in Lasalle. Hat sie gesagt, was sie will?«
    »Nein.« Katrina schüttelte den Kopf. »Aber sie klang nicht gerade nach Ärger.«
    »Na gut, stellen Sie durch.«
    Der Doktor ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und setzte sich in seinen bequemen Ledersessel hinter dem Schreibtisch. Sein Büro stellte den Inbegriff des Chaos dar. Die Tischplatte war übersät mit Schriftstücken, Magazinen, Geschichtsbüchern und Teilen von alten Pizzakartons, die mit hektischen Notizen beschriftet waren. Dem Geruch nach zu Urteilen musste sich auch noch das eine oder andere Speisestück unter dem Wust an Papier und Pappe befinden, doch jedes Mal, wenn Katrina Anstalten machte, etwas davon aufzuräumen, verbot es ihr Langlois.
    Als das Telefon summte, nahm er den Hörer in die Hand und meldete sich mit einem schlichten »Ja?«, während er sich tiefer in die Polster des Sessels lehnte.
    »Borgé. Guten Morgen, Doktor Langlois.«
    Ein Lächeln huschte über Langlois Gesicht, auch wenn seine Gesprächspartnerin es nicht sehen konnte, so war er doch sicher, sie würde es aus seiner Stimme heraushören. »Aber, aber, Suzan, warum denn so förmlich?«
    »Ich wollte mich nicht mit Ihnen zum Kaffee verabreden, Christophe. Offen gestanden haben wir ein Problem in einem unserer Metro-Schächte und kommen nicht weiter. Jede Stunde kostet Geld, das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    Langlois drehte sich im Sessel um und blickte zum Fenster hinaus. Für eine Universität, die direkt in der Innenstadt einer Metropole wie Montreal lag, gab es erstaunlich viele Grünflächen auf dem Campus. Der Doktor blickte auf eine Baumgruppe, deren Äste mehrere Stockwerke hinaufreichten. Dahinter befand sich das im viktorianischen Stil errichtete Administrationsgebäude der Universität, das ursprünglich zu der Sir George William University gehört hatte, ehe diese mit dem Loyola College zur heutigen Concordia fusionierte. Ende der 60er hatte eine Meute aus über 200 Studenten das Informatiklabor besetzt und sämtliche EDV-Anlagen zerstört. Langlois presste die Lippen aufeinander. Über 90 seiner Kommilitonen wurden damals von der Polizei festgenommen - er hatte entkommen können.
    Und nun unterrichte ich hier.
    »Sind Sie noch da?«, fragte Borgé.
    Langlois zuckte leicht zusammen, als er merkte, wie ihn die Vergangenheit einzuholen drohte. Je älter er wurde, desto öfter sinnierte er über die gute alte Zeit nach und ertappte sich oft dabei, wie er sich darin verlor.
    »Ja«, sagte er. »Ja, natürlich bin ich noch da, Suzan. Worum geht es denn eigentlich? Was habe ich mit der Metro zu tun?«
    »Die Baufirma ist auf etwas gestoßen. Eine Art Metallwand, allerdings so stark, dass bereits ein Bohrkopf dran glauben musste.«
    Langlois konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen, warum Borgé ausgerechnet ihn anrief.
    »Ich hätte normalerweise auf den Zugang zu einem alten Bunker getippt«, fuhr die Leiterin des Bauamtes fort. »Aber auf der Wand befinden sich Schriftzeichen, die niemand entziffern kann.«
    Der Doktor kippte im Bürostuhl nach vor, schwang herum zu seinem Schreibtisch und stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. »Schriftzeichen?«
    »Ja.«
    »Was für… was für Schriftzeichen?« Langlois merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Eine Hand tastete nach einem Kugelschreiber, den er bereits auf ein leeres Blatt Papier, das er unter dem Berg an Büchern, Karten und Schriftrollen hervorzog, setzte. Die Regeln des Chaos schienen für ihn selbst nicht zu gelten. Er fand stets, wonach er suchte.
    »Wenn ich das wüsste, hätte ich Sie kaum angerufen, Christophe.«
    »Sie meinen, ich soll mir die Sache ansehen?« Noch ehe eine Antwort kam, war er bereits aufgesprungen.
    »Ach, Christophe, haben Sie mit dem gleichen Scharfsinn promoviert?«
    Langlois schluckte eine bissige Erwiderung herunter.
    »Fahren Sie bitte zu McGill, dort wird Sie der Vorarbeiter der Baufirma, ein gewisser David McArthur, erwarten und Sie zu dem Fund führen.«
    Bei dem Stichwort McGill hatte Langlois bereits das Telefon weggelegt und stürmte aus seinem Büro.
    ***
    Am Rande seines Bewusstseins merkte Langlois, dass ihn jemand bereits zum dritten Mal ansprach, doch seine Begeisterung für den Fund verdrängte alles andere. Wie gebannt stand er vor der Metallwand und studierte im Licht der
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