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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
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seinem Lehrstuhl zu Ruhm und einer gehörigen Finanzspritze verhelfen würde.
    ***
    Es war eine Sache, dass man ihm Flug, Unterkunft, Spesen und ein ordentliches Honorar zahlte, eine gänzlich andere, wenn er eine Vorlesung vor nur fünf Leuten halten sollte. Wer auch immer, die Idee gehabt hatte, ihn an der Concordia über Grenzwissenschaften referieren zu lassen, hatte sich gründlich verfranst. Die fünf Studenten, die sich letztendlich in den Hörsaal bemüht hatten, machten nicht wirklich den Eindruck, als interessiere sie das Thema. Zwei spielten gelangweilt mit ihren PDAs, einer machten sich eifrig Notizen, wobei Zamorra vermutete, dass er eher an einem Referat zu einem anderen Fach schrieb, und zwei Mädchen in der vorderen Reihe erweckten zumindest den Anschein, als hörten sie ihm zu.
    Zamorra schloss das Buch vor ihm, klemmte es sich unter die Achselhöhle und schloss mit den Worten: »Damit wären wir am Ende unseres kleinen Exkurses. Gibt es Ihrerseits noch irgendwelche Fragen?«
    Er erwartete keine. Es gab auch keine.
    »Dann bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit«, er merkte selbst, dass das Wort vor Hohn nur so troff, »und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag.«
    So schnell die Studenten von den Stühlen aufsprangen und beinahe fluchtartig den Saal verließen, konnte Zamorra gar nicht gucken. Er seufzte, fuhr den Laptop herunter, schaltete den Präsentationsbeamer ab und packte seine Sachen zusammen.
    »Professor Zamorra?«
    Er blickte auf. Am Eingang stand eine junge Frau in einem grünen Kostüm. Ihr rotes Haar trug sie kurz.
    »Der bin ich«, sagte Zamorra. »Falls Sie zu meiner Vorlesung möchten, muss ich Sie leider enttäuschen. Die ist gerade vorüber.«
    Die Frau kam auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Katrina O'Meara. Ich arbeite für Doktor Langlois von der archäologischen Fakultät.«
    »Freut mich. Professor Zamorra.« Er drückte ihr kurz die Hand. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Boss wollte eigentlich Ihre Vorlesung besuchen, aber es kam etwas dazwischen.« Sie berichtete dem Parapsychologen von dem Anruf des Bauamtes und der Bitte, einen Fund bei Grabungen in der Montrealer Metro zu begutachten.
    »Und jetzt kommt Langlois nicht weiter?« Zamorra rieb sich das Kinn und blickte dann auf die Armbanduhr.
    »Na ja, er dachte, Sie könnten sich das einmal anschauen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich muss in zwei Stunden am Flughafen sein.« Nicht auszudenken, wenn er den Flug verpasste. Nicole war ohnehin sauer auf ihn, dass sie nicht mitgekommen war. Nur mit Mühe hatte er sie davon überzeugen können, aus der Reise keinen verlängerten Aufenthalt machen zu wollen. Die Shopping-Augen seiner Lebensgefährtin hatten ohnehin schon unnatürlich hell geleuchtet.
    »Es ist gleich ums Eck«, sagte Katrina. »Sie brauchen es sich nur kurz anzusehen. Wenn es wichtig oder interessant für Sie ist, können Sie immer noch entscheiden, den Flug umzubuchen.«
    Zamorra legte den Kopf schief. »Was springt für mich dabei heraus? Ich bin nicht günstig, müssen Sie wissen.«
    »Ich spendiere Ihnen einen Espresso.«
    Der Professor lachte. »Na schön, so ein Angebot kann ich wohl nicht ablehnen.«
    ***
    Keine fünf Minuten darauf saßen sie in einem Taxi und fuhren zur Metrostation, die tatsächlich nur einen Katzensprung von der Universität entfernt lag. Vermutlich wären sie die Strecke gelaufen, wenn Zamorra nicht auf seinen Flug bestanden hätte.
    Sie kämpften sich durch die Nachmittagsflut von Passanten, die auf dem Weg in oder aus der U-Bahnstation waren. Eine Rolltreppe führte sie abwärts auf die erste Ebene. Von dort ging eine herkömmliche Treppe hinunter zu den Bahnsteigen. McGill war eine saubere, helle Station. Blaues Neonlicht strahlte von der hohen Decke. Große digitale Displays zeigten den aktuellen Fahrplan, ähnlich wie auf einem Flughafen. In regelmäßigen Abständen wuchsen türkisfarbene Säulen aus dem Boden bis zur Decke empor, um die unterirdische Halle zu stützen.
    Ein Wagen rauschte gerade in den Bahnhof ein. Zamorra fühlte sich fast heimisch. Die U-Bahn war dem Pariser Vorbild nachgebaut worden und fuhr auf Gummireifen, statt auf Metallrädern. Katrina O'Meara blieb stehen und sah sich um. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie jemanden in der Menge entdeckte und ihm zuwinkte.
    »Sind Sie Professor Zamorra?«, fragte der Mann schon von Weitem, ehe sie ihn erreicht hatten.
    Zamorra wartete mit seiner Antwort, bis er dem anderen
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