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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
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bis es außer Sicht war, ehe er sich der Rolltreppe der U-Bahnstation zuwandte. Einer inneren Eingebung nach hatte er beschlossen, nicht direkt bei McGill in den Schacht zu steigen, sondern über den Umweg der Metrostation Peel durch den Tunnel den Zugang zu erreichen. Er sah auf die Uhr und hoffte, dass die Züge pünktlich fuhren. Nach Fahrplan sollte in den nächsten zwanzig Minuten keine U-Bahn den Abschnitt zwischen Papineau und Atwater befahren. Es wäre äußerst unangenehm, wenn ein Zug durch den Tunnel rauschte, während sich Zamorra zwischen den Gleisen befand.
    Er erreichte McGill unbehelligt und wandte sich dem schmalen Steig für die Bauarbeiter zu, der zum unteren Stollen und dem Bautunnel führte.
    Das Amulett erwärmte sich im selben Moment, als Zamorra die Gestalt vor dem Eingang wahrnahm. Sie war hochgewachsen, trug dunkle Straßenkleidung und inhalierte den Rauch einer Zigarette.
    Zamorra blieb stehen und musterte sein Gegenüber im Licht der schwachen Beleuchtung des U-Bahn-Schachtes. Als das Brennen von Merlins Stern auf seiner Brust heftiger wurde, zog er das Amulett unter seinem Hemd hervor und trug es über der Kleidung - deutlich sichtbar für den Dämon, der der andere zweifelsohne war. Der Mann blickte ihn aus kleinen Augen an. Seine Haare lagen mit einer unmessbaren Fülle Pomade an den Kopf geklebt.
    »Professor Zamorra, nehme ich an.« Für einen Moment glommen die Augen in dem Halbdunkel rötlich auf.
    »Mein Ruf eilt mir anscheinend voraus.« Der Parapsychologie ließ seine rechte Hand hinter seinen Rücken wandern, wo der E-Blaster an der Magnetplatte am Gürtel steckte. »Und Sie sind…?«
    Der Mann stieß sich von der Wand ab, zog die Zigarette aus dem Mund und deutete eine Verbeugung an. »Matthieu LaCroix.«
    Zamorra schmunzelte. Ein Dämon, der sich das Kreuz nannte, besaß einen eigenartigen Humor.
    »Ich bin nicht Ihr Feind«, sagte LaCroix. »Sie können Ihre Waffen wieder wegstecken.«
    »Jeder Dämon ist mein Feind.«
    »Das sehen Sie wahrscheinlich ein wenig zu eng, mein Lieber.«
    Zamorra knirschte mit den Zähnen. »Ich bin nicht Ihr Lieber.«
    LaCroix stieß den Rauch aus. »Vermutlich nicht. Warum haben Sie nicht Ihren Flug zurück nach Europa genommen?«
    Sie hatten ihn beschattet, ohne dass er es bemerkte. Warum Merlins Stern nicht auf die Anwesenheit von Schwarzblütern reagierte, wie es sollte, war ihm rätselhaft. Blockte Taran die Funktion ab? Aber das ergab keinen Sinn. Denn jetzt funktionierte das Amulett ja wieder.
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, antwortete Zamorra.
    Der Dämon beugte sich vor und stützte die Arme an dem Geländer ab. Seine Augen glühten jetzt definitiv in der Dunkelheit. Für einen Augenblick sah Zamorra, wie sich große Hörner an den Stirnansätzen büdeten.
    »Es gibt Dinge, in die Sie sich nicht einmischen sollten, Professor! Das hier ist selbst für Sie eine Nummer zu groß.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?« Zamorras Hand umschloss den Griff des E-Blasters, zog ihn jedoch noch nicht.
    »Das wissen Sie ganz genau. Ich rede von dem Fund dort unten.« LaCroix deutete ein Nicken in Richtung des neuen Schachtes an. »Lassen Sie die Finger davon. Sie schaden damit nicht nur uns, sondern auch denen, die Sie beschützen wollen.«
    Ein Blinzeln. Die Luft flimmerte. Mit einem Mal war der Dämon verschwunden.
    Zamorra riss die Waffe von ihrer Magnethalterung am Gürtel und ging leicht in die Hocke. Mit der anderen Hand hielt er das Amulett hoch und versuchte, LaCroix im Halbdunkel des Tunnels auszumachen. Doch er war fort.
    Eine Weile wartete der Professor und konzentrierte sich auf seine Umgebung. Weder seine Sinne noch Merlins Stern verrieten irgendetwas von der Anwesenheit des Dämons. Das bedeutete allerdings nicht unbedingt, dass er sich in Sicherheit befand. Sein Amulett hatte ihn vor der Begegnung mit LaCroix auch nicht vor dem Höllenwesen gewarnt. Irgendetwas hier unten schien die Magie von Merlins Stern zu blockieren.
    Der Parapsychologe erhob sich, verließ die Gleise und ging den kurzen Treppenabsatz hinauf, auf dem LaCroix vorher gestanden hatte. Zwei Fußabdrücke hatten sich regelrecht in den Beton gebrannt und glühten leicht nach. Ihrer Form nach glichen sie den Schuhabdrücken eines Erwachsenen, doch in ihrer Mitte war das Glühen stärker als an den Rändern und zeichnete den Umriss eines Hufs nach.
    Zamorra stieg über die Abdrücke hinweg und schlüpfte durch die Tür, die er heute Nachmittag zusammen mit
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