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0853 - Tanz der Skelette

0853 - Tanz der Skelette

Titel: 0853 - Tanz der Skelette
Autoren: W.K. Giesa
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sie würde bei dem Versuch sterben.
    »Alter Fuchs«, murmele sie anerkennend. »Nun gut, ich bekomme dich auch noch anders. Immerhin bist du hier und waffenlos.«
    Sie verschwand so, wie sie gekommen war. Nichts erinnerte mehr an die Fürstin der Finsternis - nur die Tote mit dem gebrochenen Genick…
    ***
    Die gesamte Polizeiwache von Zanhaka hätte zehnmal in das Präsidium in Rio gepasst, und die Ausstattung war nicht sonderlich gut. Auch die Bausubstanz war nicht nur mäßig, sondern saumäßig, und um aus den Gefängniszellen auszubrechen, reichte vermutlich ein kräftiger Fausthieb gegen die Außenwand, um ein genügend großes Loch zu schaffen.
    Immerhin bekam der Beamte, der hier Nachtbereitschaft machte, ebenso große Augen wie am Tage seine Kollegen in Rio, als er Nicole in ihrer zerfetzten Kleidung sah. Sie hatte es abgelehnt, die angebotene Uniformjacke des Kommissars anzuziehen. »Damit sehe ich ja noch verbotener aus als jetzt.«
    »Wahre Schönheit soll man nicht verstecken«, sagte Zamorra schmunzelnd.
    Juan Pereira hatte ihn gestützt, als er das Gebäude betrat, damit er nicht vor Erschöpfung umfiel. Jetzt ließ sich der Parapsychologe in Rolandos Büro in einem Sessel nieder.
    »Traubenzucker und Kaffee für Herrn Professor, wenn's recht ist«, bestellte Nicole.
    Rolando zuckte mit den Schultern. »Traubenzucker haben wir nicht.«
    »Dann Kaffee, aber auf texanische Art.«
    »Häh?«
    »Das Hufeisen muss oben schwimmen«, verriet Nicole.
    Rolando wandte sich dem altersschwachen Kaffeeautomaten zu - dann schüttelte er den Kopf und machte sich an die Zubereitung von Hand. Zamorra schnupperte vorsichtig an dem heißen Superwachmacher, dann trank er vorsichtig.
    Er verzog das Gesicht; der Kaffee war so bitter wie stark. Als die Tasse leer war, fühlte er sich etwas besser.
    »Bitte nachfüllen«, sagte er und gab die Tasse zurück.
    »Hilfspolizist auf Zeit, Sie haben zugesehen, wie ich's gemacht habe. Erledigen Sie das jetzt«, delegierte Rolando den Auftrag an Pereira weiter. Etwas missmutig machte der sich an die Arbeit.
    »Was werden Sie jetzt tun, Professor?«
    »Einmal rund um die Uhr schlafen«, brummte der und gähnte herzhaft. »Danach sehen wir weiter. Die Skelette bedeuten erstmal keine Gefahr mehr. Sie sind auf dem Friedhof gefangen. Ach ja - wenn Ihr Voodoo-Priester wieder Zombies beschwören will, wird er ein Problem haben, weil die den Friedhof nicht mehr verlassen können.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich gut finden soll«, sagte Rolando. »Hin und wieder brauchen wir die Zombies als Erntehelfer. Ich glaube, ich habe das schon mal gesagt, aber doppelt hält besser.«
    »Nicht bei uns«, sagte Zamorra. »Es ist… unnatürlich . Die Toten soll man ruhen lassen. Dann finden sie die Erlösung.«
    »Bei uns sehen viele das anders«, sagte Rolando. »Wenn wir nicht mehr auf sie zurückgreifen können, werden Sie, Professor, hier nicht viele Freunde finden.«
    »Auch Sie nicht?«
    »Ich halte mich da raus«, sagte der Kommissar. »Ich habe mit den Religionen nichts am Hut, wie auch immer sie gestaltet sind. Ich sehe, was funktioniert, aber ich kümmere mich nicht darum. Ich kann auch so ganz gut leben und muss nicht irgendwelche Priester füttern, die statt zu arbeiten, behaupten, Sie hätten Verbindung zu höheren Mächten. Die sie oder ihre Vorgänger wohl selbst erfunden haben.«
    »Religionen bewirken aber auch Gutes. Wo der weltliche Staat seine Hilfe versagt, helfen die Diener des Glaubens.«
    »Gutes? Na, wenn Sie damit meinen, dass vor tausend Jahren die Christen den Moslems den Schädel eingeschlagen haben und jetzt die Moslems das mit den Christen tun… Nein danke, Professor, da wird mir doch übel.«
    »Das sind und waren wenige Fanatiker. Die Masse will damit nichts zu tun haben und lehnt die Gewalt ab. Stattdessen werden Obdachlosenheime geschaffen, Kinder betreut, Kranken geholfen, Sterbende getröstet…«
    »Themawechsel«, verlangte Rolando. Offenbar wurde ihm das Thema unangenehm. Wer lässt sich auch schon gern seine lange gehegten und gepflegten Vorurteile nehmen?
    »Gut«, sagte Zamorra, der seine zweite Tasse Kaffee trank. »Ich werde ausschlafen, dann sehen wir weiter. Vorerst ist die Gefahr gebannt, und eigentlich wollte ich ja nur Urlaub machen.«
    »Und diese Stygia?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich weiter mit der Angelegenheit befasst. Ihre… hm… Armee hat eine totale Niederlage erlitten, und Stygia tut nie zweimal dasselbe. Ich
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