Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0853 - Tanz der Skelette

0853 - Tanz der Skelette

Titel: 0853 - Tanz der Skelette
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
aufzuzeichnen. Sie bemühte sich, nicht nur präzise, sondern auch schnell zu sein. Präzise, denn sonst wirkten die Zeichen nicht, und schnell, weil sie nicht wusste, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis die Skelette auftauchten.
    Ihr Unterfangen erwies sich als schwieriger, als sie gedacht hatte. Der Putz, mit dem die Mauersteine bedeckt waren, war alt und bröckelig. Immer wieder musste Nicole nachzeichnen, wenn etwas herausbröselte. Ihr lagen ein paar sehr undamenhafte Flüche auf der Zunge, aber sie verzichtete darauf, die auszusprechen. Fluchen war auf einem Friedhof nicht angemessen.
    Wenigstens hatte sie die Länge der Mauer richtig eingeschätzt, sodass die Bannzeichen halbwegs richtig verteilt waren. Im letzten Moment änderte sie noch ihre Planung, als sie einen halb umgekippten, großen Grabstein sah, der schräg an der Mauer lehnte; ihrer Schätzung nach ziemlich genau gegenüber dem Eingangstor.
    Also sicherte sie auch das Tor mit einem Bannzeichen.
    Ursprünglich hatte sie das zum Schluss machen wollen, bei ihrer Flucht vom Friedhof. Dann aber hätte sie den eingedrungenen Skeletten gefährlich nahe kommen können. Das konnte sie jetzt vermeiden. Die Schrammen, die sie vorhin abbekommen hatten, heilten zwar schon ab; dafür sorgte das Wasser der Quelle des Lebens , das sie damals ebenso wie Zamorra getrunken hatte und das seither ihren Alterungsprozess stoppte, Krankheiten erst gar nicht aufkommen ließ und kleinere Wunden schnell verheilen ließ. Aber was, wenn sie diesmal mehr abbekam?
    Wenn sich das verhindern ließ, war es gut.
    Also ließ sie noch eine Lücke dort, wo der Grabstein an der Mauer lehnte.
    Vielleicht störte ein geschlossener Bannkreis die Skelette nicht, hereinzukommen. Aber besser war es, wenn er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht funktonierte. Dann konnten die Skelette nicht einmal etwas davon wahrnehmen.
    Sie wartete.
    Und dann vernahm sie wieder die Melodie.
    Sie kamen…
    ***
    Zamorra konnte Pereiras Unruhe fast körperlich spüren. Der junge Mann war sichtlich überfordert. Daher versuchte der Meister des Übersinnlichen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, um ihn abzulenken. Gleichzeitig half es ihm selbst, wach zu bleiben.
    So erfuhr der Parapsychologe etwas über Pereiras Hintergrund und Motivation, und damit landete das Gespräch zwangsläufig wieder bei den Skeletten. »Ich wollte wissen, wer dahintersteckt«, sagte er. »Nur deshalb bin ich den Skeletten gefolgt. Kolongo sagte dann, der Teufel stecke dahinter. Aber das ist doch Unsinn, nicht wahr?«
    Zamorra lächelte schwach. »Nicht der Teufel, sondern eine Teufelin. Es ist die Fürstin der Finsternis, die Herrin der Hölle selbst, Stygia.«
    »Stygia«, echote Pereira. »Den Namen habe ich nie gehört. Aber er klingt nach Tod.«
    »Wir sind schon einige Male aneinander geraten«, sagte Zamorra. »Aber bisher haben Nicole und ich diese Begegnungen überlebt. Deshalb bin ich sicher, dass wir auch diesmal mit ihr fertig werden. Beziehungsweise mit ihrer Dienerin, dieser Frau, die mit dem Flötenspiel die Toten aus den Gräbern geholt hat.«
    »Zwei davon sind meine Eltern«, sagte Pereira bitter.
    »Jeder hier wird Verwandte in der Horde haben«, sagte Zamorra. »Aber wir bekommen das in den Griff.«
    Und es wäre wesentlich einfacher; wenn das Amulett funktionierte , fügte er in Gedanken hinzu.
    Er sah in den Rückspiegel.
    »Sie sind da«, stellte er fest.
    Pereira öffnete die Tür und beugte sich nach draußen. Da sah auch er die Skelette, die von der Straße herkamen und dem Friedhofstor entgegenströmten.
    »Gleich werden sie hineingehen«, sagte Zamorra. »Wir sind weit genug entfernt, dass sie uns nicht bemerken. Sie spüren, dass Nicole auf dem Friedhof ist.«
    »Sie werden sie töten, nicht?«, stöhnte Pereira blass.
    »Werden sie nicht«, sagte Zamorra. »Nicole ist schnell, sie wird ihnen entkommen.«
    Er sah an Pereira vorbei, dass der Kommissar wieder einmal ausgestiegen war und in Richtung Friedhof sah. Jetzt winkte Rolando.
    »Sie sind da«, rief er.
    Dann schwang er sich wieder hinters Lenkrad, startete den Motor und machte sich bereit, im Rückwärtsgang zum Friedhof zu jagen, sobald das letzte Skelett ihn betreten hatte und Nicole ins Freie flüchtete.
    Aber Nicole kam nicht…
    ***
    Die Skelette betraten den Friedhof, quollen förmlich durch das Tor herein. Sie schienen wirklich ahnungslos zu sein. Offenbar bemerkte auch die Flötenspielerin nichts. Das Lied klang immer weiter - das Lied, das zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher