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0853 - Heimat der Menschen

Titel: 0853 - Heimat der Menschen
Autoren: Unbekannt
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dem Bau, den die Siedler die Hamburg nannten, ausgemergelte Gestalten. Die meisten kamen zu Fuß. Einige wenige hatten einen Gleiter. Den Maschinen war anzusehen, daß sie schon über hundert Jahre alt waren.
    Jerome Tas landete vor dem Eingang des Turmes, der von einem zehn Meter breiten Säuregraben umsäumt wurde. Er lächelte zurückhaltend, als er sah, daß zahlreiche Männer damit beschäftigt waren, Säure in den Graben zu gießen, um ihn weiter aufzufüllen. Er war davon überzeugt, daß die Sandpolypen in ihrer Freßgier auch diesen Graben überwinden würden. Zu Tausenden würden sie hineinstürzen und darin sterben, aber die nachrückenden Tiere würden irgendwann über die Leichen der anderen hinweg das Tor erreichen und es aufbrechen.
    Partmann Gogh stieg aus. Geduldig wartete er, bis man ihm und Tas erlaubte, sich in den Strom der in die Burg einrückenden Siedler einzureihen. Sie schritten über die einziehbare Brücke und passierten eine Kontrolle, die aus zwei Offizieren der planetarischen Landwehr bestand.
    Jerome Tas wandte sich an einen der beiden Männer. „Ich muß Schaman sprechen", sagte er. „Sofort."
    „Er ist ganz oben", antwortete der Offizier. „Du kannst den Fahrstuhl benutzen."
    Jerome Tas zog Partmann Gogh mit sich. Sie drängten sich zu einem Gitterkorb durch, der .an einem Stahlseil hing. Sie kletterten hinein und gaben den Offizieren ein Zeichen. Diese stellten den Elektromotor an, und der Korb stieg in einem Schacht nach oben.
    Die beiden Männer verließen den Fahrstuhl auf dem Dach des Turmes. Ein heißer Wind wehte ihnen ins Gesicht. An der brusthohen Schutzmauer am Rand des Turmes standen zahlreiche Männer und Frauen und spähten ins Land hinaus. Jerome Tas fand den Mann, den er suchte. „Komm", sagte er. „Wir müssen mit Schaman reden."
    Schaman war ein dunkelhaariger Mann mit grobgeschnittenem Gesicht. Seine schräggestellten Augen lagen tief in den Höhlen. Ein dichter Bart umgab das Kinn. Der Kommandant des Turmes sah erschöpft aus.
    Partmann Gogh wollte etwas zu ihm sagen, doch sein Blick ging an ihm vorbei. Er trat an die Brüstung heran und blickte auf das öde Land hinaus. Er erinnerte sich noch gut daran, daß hier vor Jahrzehnten, noch fruchtbares, blühendes Land gewesen war.
    Jetzt bemerkte er ein eigenartiges, vielfarbiges Flimmern in der Ferne, das sich ihnen langsam näherte.
    Und plötzlich fiel ihm ein, daß er diese Erscheinung auch draußen auf dem Feld beobachtet hatte. „Seht ihr das Flimmern?" fragte er. „Sie kommen."
    „Was für ein Flimmern?" fragte Jerome Tas. „Meinst du die Hitze?"
    Partmann Gogh versuchte, es ihm zu erklären, doch Tas begriff nicht. Er sah nicht, was Gogh sah. „Entweder werde ich verrückt", sagte Partmann Gogh, „oder ich kann die Sandpolypen tatsächlich sehen."
    „Niemand kann sie sehen", stellte Schaman fest. „Aber das ist auch egal. Du solltest wissen, daß sieben von den vierzig Burgen gefallen sind. Die Bevölkerungszahl von Kesskeil ist auf unter eine Million gesunken."
    „Deshalb bin ich gekommen", erwiderte Tas. „Es gibt nur noch eine Chance. Wir müssen den Hyperfünksender in Betrieb nehmen."
    „Das würde uns alle Energie kosten, über die wir noch verfügen. Danach könnten wir nur noch die Hände in den Schoß legen und warten."
    „Das ist mir klar", sagte Tas. „Bildest du dir aber wirklich ein, daß uns der Säuregraben hilft? Die Polypen werden die Burg von unten her aufbrechen, und dann ist es sowieso aus. Oder hat sich eine der anderen Burgen als sicher erwiesen?"
    „Nein", gab Schaman zögernd zu. „Also dann", sagte Jerome Tas. „Ich bin der einzige auf Kesskeil, der mit einem Hypersender umgehen kann. Ich benötige sämtliche Energien. Laß die Batterien aus allen Geräten ausbauen, auch aus den Gleitern. Und beeile dich. Ich muß die Batterien zusammenkoppeln, bevor ich senden kann. Das dauert einige Zeit. Und ich muß rechtzeitig senden. Wenn die Polypen die Burg schon erreicht haben, ist es zu spät."
    Schaman zögerte nur kurz, dann erteilte er seine Befehle. Sie lösten eine hektische Betriebsamkeit aus. Niemand protestierte. Die Menschen wußten, um was es ging. Jerome Tas ließ sich sämtliche Batterien bringen, die im Turm und in seiner Nähe aufzutreiben waren. Mit primitiven Mitteln schaltete er sie zusammen, obwohl dies nicht der optimale Weg war, ein Höchstmaß an Energie auszuschöpfen. Doch er wußte es nicht anders.
    Partmann Gogh, der ihm schon früher häufig bei
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