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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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drehte er sich um, weil er dorthin schauen wollte, wo die Fratze an der Wand erschienen und Ritas Geist ins Freie geschwebt war.
    Beide sahen sie den dunklen Fleck.
    Zu zweit strahlten sie dagegen, und sie hatten den Eindruck, als würden die Lichter von einer bösen, nahezu lebendigen Finsternis kurzerhand aufgesaugt.
    Das war nicht alles.
    Der Fleck bekam Konturen, erhellte sich etwas, blieb aber noch düster. Aus ihm wurde ein Gesicht mit einem Maul, das sich plötzlich bewegte und erste Worte zischend ausstieß.
    »Hütet euch! Hütet euch vor der Rache des Pandämoniums…«
    ***
    Egon Kraft fühlte sich nicht mehr als Mensch und auch nicht als Tier. Er war ein Ding zwischen beiden Polen, ein Zwitter, der sich wegen seines Aussehens in der normalen Welt eigentlich nicht mehr blicken lassen durfte, aber dennoch nicht wußte, wohin er sollte.
    Sein Gehirn funktionierte. Er konnte denken, überlegen, planen, Vergleiche ziehen und natürlich handeln. Das alles brachte ihm nichts ein. Er steckte in der Klemme. Er war weder das eine, noch das andere. Er war als verändertes Wesen ein Gefangener in der eigenen Wohnung.
    Die menschlichen Bedürfnisse waren geblieben.
    Hunger, Durst, er mußte mal zur Toilette, doch all dies würde er auf das Wesentliche und Geringste reduzieren müssen. Der Schock hatte ihn tief getroffen, er war schrecklich durcheinander gewesen, er war durch die Wohnung gelaufen, und bei jedem Schritt hatte sich seine herabhängende lappige Haut bewegt und ein Geräusch erzeugt, als wäre sie immer gegen die Knochen geklatscht.
    Kraft wollte sich an die nahe Vergangenheit nicht mehr erinnern.
    Es hatte ihn erwischt, und dabei war es geblieben. Er steckte in einer neuen Lage, und damit mußte er fertig werden.
    Das Schreien, das Toben, das irre klingende Brüllen hatte alles nichts gebracht, verändert worden war nichts, und so mußte er das Beste aus seiner Lage machen.
    Er würde sich ernähren müssen, doch womit?
    Kein Problem für einen normalen Menschen, in seiner Lage aber baute sich dieser Gedanke zu einem nahezu unüberwindlichen Hindernis auf. Kraft ärgerte sich jetzt darüber, daß der Kühlschrank so hoch stand. Bei seiner Größe kam er nicht an den Griff.
    Also schob er einen Stuhl in die Nähe des Geräts, zerrte die Tür auf – normal ein Kinderspiel – doch seine Kräfte hatten ihn verlassen. Als der Magnetverschluß die Tür endlich freigab, geriet Kraft auf dem Stuhl ins Taumeln und konnte sich an der Lehne halten.
    Der erste Blick in den Kühlschrank deprimierte ihn. Da war nicht mehr viel zu sehen, das seinen Hunger gestillt hätte. Bier war genug vorhanden, einige Dosen noch, ein Stück Speck, auch etwas Käse. Er holte beides hervor. Er aß den Speck, er aß den Käse, wobei er auf dem Boden saß, und er hätte am liebsten beides ausgebrochen. Beim Kauen wackelte seine Gesichtshaut im selben Rhythmus.
    Kraft trank auch. Die Bierdose hielt er mit beiden Händen fest. Er hatte den Eindruck, als würde sie von Gräten umklammert und nicht von seinen Fingern.
    Er wollte fluchen.
    Statt dessen trank er.
    Die Dose war schnell leer.
    Eine zweite stand bereit. Er riß die Lasche auf, schluckte wieder und stieß auf. Egon Kraft war ein Mensch, der einen Stiefel vertragen konnte. In diesem Fall allerdings spürte er den Alkohol schon nach der zweiten Dose Bier. Jemand hatte ihm mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Es fiel ihm schwer, einen Gedanken zu fassen, er war müde geworden, schob die leeren Dosen unter den Tisch, dann schwankte dieses lappige Etwas auf das Bett zu, um sich hinzulegen. Er kroch jedoch nicht mehr hinein. Auf dem schmutzigen Teppich neben dem Bett blieb er liegen und schlief ein.
    Gegen Mittag erwachte Kraft. Es mußte Mittag sein, denn nur zu dieser Zeit schien die Sonne in einem bestimmten Winkel in das Zimmer. Der Veränderte setzte sich hin. Er hob die Arme an und preßte die Hände gegen die Schläfen, denn Kopfschmerzen quälten ihn.
    Kraft stöhnte durch den offenen Mund. Die Haut zuckte, seine Augen waren schwer geworden. Blei hing an den Lidern, er fühlte sich wie ausgewrungen, aber Schlaf tut immer gut. Auch bei einem Menschen, der so verändert war wie er.
    Seine Gedanken kehrten zurück. Sie wirbelten durch seinen Kopf, und er dachte abermals über seine Lage nach, die sich nicht verändert hatte. Auf dem Boden blieb er hocken. Mit beiden Händen strich er durch sein Gesicht, als wollte er noch einmal die Veränderung genau auskosten. Den Mund
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