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085 - Professor Kulls Blutnixe

085 - Professor Kulls Blutnixe

Titel: 085 - Professor Kulls Blutnixe
Autoren: A.F.Morland
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für uns allein. Wie würde dir das gefallen, Süße?« Er legte seine Pranke auf ihre nackten Schenkel.
    »Nimm die Hand weg, Chuck.«
    »Wieso? Hast du's auf einmal nicht mehr gern?«
    »Nicht vor allen Leuten.«
    »Hab dich nicht so, Süße. Ich habe dich in einem Nachtlokal aufgelesen, dessen Ruf nicht der allerbeste war. Schon vergessen?«
    »Wie könnte ich? Du erinnerst mich ja oft genug daran. Und jetzt nimm endlich deine verdammte Pfote weg, sonst gehe ich.«
    »He, he he! Sag mal, was ist denn das für ein Ton? Bist du bescheuert? So kannst du mit mir nicht reden. Du, ein Nichts, ein Niemand. Ich bin nicht einer von diesen Lustmolchen, mit denen du mal auf die Schnelle ins Separee gegangen bist«, sagte er zornig, aber er nahm die Hand weg, und sie hätte noch einiges zu hören bekommen, wenn in diesem Augenblick die Show nicht angefangen hätte.
    Musik erscholl aus den ringsherum angeordneten Lautsprechern. Schwer, voll, getragen. Man fühlte sich in eine Unterwasserwelt entführt. Die Klänge zauberten eine eigenartige Atmosphäre herbei, deren Einfluß sich nicht einmal ein so nüchterner Mensch wie Chuck Buchanan entziehen konnte. Beeindruckend war diese Ouvertüre, und während sie langsam ausklang, öffnete sich der breite Vorhang und gab den Blick frei auf die großen, furchteinflößenden Haie.
    Ein Sprecher erschien, trat an ein Mikrofon, das vor der riesigen Glaswand stand, und hieß die Zuschauer zunächst einmal in vier Sprachen willkommen. Dann sprach er von der Entstehung der Erde. Er redete über die Bedeutung des Wassers für die menschliche Entwicklung und behauptete, daß alles Leben aus dem Meer komme. Geschickt spannte er einen Bogen vom Menschen zum Tier, vom Menschen zum Hai, und er zählte die vielen Haiarten auf, die es gab.
    Wie nicht anders zu erwarten, befanden sich - angeblich - die schönsten und gefährlichsten Haie hinter der großen Glaswand.
    Der Sprecher redete über die Lebens- und Freßgewohnheiten der Tiere, sprach von ihrer Gefährlichkeit, ihrem aggressiven Mordtrieb und ihrer blinden Tötungslust, sobald sie Blut gerochen hatten.
    Er zeichnete genau das Bild von den Haien, das die Zuschauer erwarteten. Daß es nicht mit jenem identisch war, das die Meeresbiologen von Haien hatten, störte niemanden.
    Man wollte nicht hören, daß Haie relativ harmlos waren und nur dann angriffen, wenn sie hungrig waren oder ihr Revier verteidigten. Man war nicht daran interessiert, zu erfahren, daß auf der Welt mehr Menschen im Jahr an Wespenstichen starben, als daß sie Haien zum Opfer fielen, und dem trug der clevere Sprecher Rechnung.
    Wie ein Uhrwerk lief das Programm ab.
    Doch plötzlich passierte etwas Unvorhergesehenes.
    Die Zuschauer dachten natürlich, es würde zur Show gehören, aber als der Sprecher mitten im Satz abbrach und entsetzt die Augen aufriß, stutzten die Leute.
    Das Haibassin war oben offen, und dort hatte man etwas hineingeworfen. Einen Körper! Einen Menschen! Einen Mann!
    Zuerst glaubte Amanda Stone wie alle anderen, es handle sich um eine grausige Demonstration mit einer präparierten Puppe, aber da sie in der ersten Reihe saß, erkannte sie, daß es sich tatsächlich um einen Menschen handelte, der an der linken Schulter erheblich verletzt war.
    Sein Blut färbte das Wasser. Er lebte !
    Die Haie rochen das Blut und schnellten förmlich herum.
    Von allen Seiten schwammen sie auf den Mann zu.
    Und im Zuschauerraum brach Panik aus…
    ***
    Zwei Wochen waren vergangen, und Pater Severins Zustand hatte sich nicht verändert.
    Ich besuchte ihn täglich. Jeden Tag hoffte ich, daß es ihm besser gehen würde, doch immer wieder wurde ich enttäuscht. Ich fühlte mich irgendwie schuldig an seinem schrecklichen Zustand.
    Wenn er mir nicht zu helfen versucht hätte, wäre ihm dieses Schicksal erspart geblieben. Manchmal nagten die Selbstvorwürfe so sehr in mir, daß ich es kaum aushielt.
    Dieses verfluchte Marbu-Gift! Nach wie vor befand es sich in mir, schwarz und schleichend, wie eine unheilbare Krankheit. Es wollte den Tony Ballard umbringen, der jahrelang für das Gute gekämpft hatte. Zum schwarzen Streiter wollte mich der starke Marbu-Geist machen, und es sah ganz danach aus, als würde mir dieses furchtbare Schicksal nicht erspart bleiben.
    Pater Severin wollte mir mit einem Exorzismus helfen. Die Teufelsaustreibung war mißlungen.
    Phorkys, der Vater der Ungeheuer, hatte zwar ein wenig Marbu-Kraft aus mir abgezogen, aber sie würde nachwachsen und wieder
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