Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
085 - Professor Kulls Blutnixe

085 - Professor Kulls Blutnixe

Titel: 085 - Professor Kulls Blutnixe
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
beherrschen können.
    Plötzlich war ihr alles egal gewesen. Sie hatte sich gestreckt und den Mund geöffnet, um zuzubeißen.
    Ein Zufall rettete den Mann.
    Ein Freund schlug ihm in dem Augenblick auf die Schulter, als sie ihre Vampirhauer in seinen Hals drücken wollte, und das ernüchterte sie.
    Aber sie bekam den jungen Mann später.
    Sie hatte ihm einen Schwächeanfall vorgespielt, und er hatte sie zu seinem Wagen geführt, um sie nach Hause zu bringen. Sie hatte ihm den Namen irgendeines Hotels genannt, doch als sie dann im Wagen saßen, ließ sie dem Opfer nicht einmal mehr die Zeit, den Motor zu starten. Sie fiel über ihn her und biß ihn. Kopflos hatte die Gier sie gemacht, und der Widerstand ihres Opfers war bald erlahmt. Melissa saugte ihn aus - bis auf den letzten Tropfen Blut…
    Die gleiche Taktik wollte sie heute wieder anwenden.
    Sobald sich ein Mann für sie interessierte, würde sie ihn umgarnen und in ihm Hoffnungen wecken, die sie niemals erfüllen würde. Und dann… Schwächeanfall. Und im Wagen… Der Todesbiß!
    Ein großer, flacher Bau war der Nachtclub, mit viel Licht an der Fassade.
    Melissa haßte viel Licht fast ebenso sehr wie Wasser. Die große Tanzterrasse schien beinahe ins Meer hinauszuragen. Musik, vergnügtes Lachen, entspannte Gesichter. Auf den Tischen Lampen, die wie Tischtennisbälle aussahen, die zu ihrer vielfachen Größe aufgeblasen worden waren. Drinks neben den Lampen, Sekt in Eiskübeln. Und eine Band spielte Limbo…
    Melissa schaute sich suchend um.
    Sie hielt Ausschau nach einem Opfer.
    Wenn sie es geschickt einfädelte, konnte sie jeden Mann haben, den sie wollte.
    Man drängelte und schob sie vorwärts, auf die Bar zu. Zwei schlanke Neger, flink wie Taschenspieler, bedienten die Gäste. Ein Platz wurde frei, und Melissa setzte sich.
    Sie bestellte einen Scotch, würde ihn aber nicht trinken. Sie mochte keinen Alkohol.
    »Na, so allein?« fragte jemand neben ihr.
    Sie wandte den Kopf und blickte in ein lächelndes Gesicht mit scharf geschnittenen Zügen. Der Mann war schwarzhaarig und bestimmt nicht älter als dreißig. Melissa gab das Lächeln zurück, wobei sie darauf Bedacht nahm, daß ihre Vampirzähne nicht zu sehen waren.
    »Jetzt nicht mehr«, sagte sie so, daß er wußte, daß sie an ihm interessiert war.
    »Ich bin Robert«, sagte er. »Robert, McEveely.«
    »Und ich bin Melissa«, sagte die Vampirin.
    Jetzt hatte sie ihr Opfer. Es zappelte in einem unsichtbaren Netz…
    ***
    Ich sah einen Polizisten. Seine weiße Uniform leuchtete mir aus der Menge entgegen, und ich wollte ihn auf mich aufmerksam machen, aber es ging nicht.
    Sehen Sie, was vor Ihren Augen passiert! schrie es in mir. Ich werde entführt! Es sieht nur so aus, als würde ich freiwillig mit diesen Kerlen gehen, aber der Schein trügt! Ich folge ihnen gegen meinen Willen!
    Die Kull-Männer hatten die Frechheit, mich an dem Polizisten vorbeizuführen. Er würdigte uns zunächst keines Blickes. Als er uns dann aber doch ansah, fiel ihm nichts auf. Wir waren für ihn drei Männer unter vielen Menschen. Wie hätte er ahnen sollen, was hier lief? Meine Begleiter wandten keine Gewalt an und bedrohten mich auch nicht mit einer Waffe.
    Es war alles in bester Ordnung .
    Verflucht und zugenäht.
    Wir ließen den lärmenden Strohmarkt hinter uns. Der Taxifahrer wurde zum Kapitän. Sein Komplize, der Mulatte, machte die Leinen eines Motorbootes los, und wir fuhren hinaus aufs offene Meer. Mir kam die Fahrt endlos lange vor, und mir schien, als würde die Wirkung der Hypno-Droge allmählich nachlassen.
    Das ließ mich hoffen.
    Wenn die Kerle die Droge überschätzten, wenn ich meinen Willen früher zurückbekam als sie dachten, konnte ich sie überrumpeln. Ich versuchte den Abbau zu beschleunigen, probierte, an meinen Revolver zu kommen, doch mein Arm war noch nicht soweit, daß er mir gehorchte. Oder, anders gesagt: Mein Wille war noch nicht stark genug, um meinen Arm zu befehlen.
    Sehr weit draußen drosselte der Mann, der das Taxi gefahren hatte, den Motor. Weit und breit kein Mensch, kein Boot, keine Insel - nur Wasser, dunkelblau bis grün, klar und sauber und gefährlich, denn hier draußen gab es bestimmt Haie.
    »So, Ballard«, sagte der Mulatte und bleckte seine blitzweißen Zähne. »Hier ist für dich Endstation. Du gehst jetzt baden.«
    Mich überlief es eiskalt.
    Selbst wenn die Haie mich unbehelligt ließen, war ich verloren. Ich war zwar ein ausdauernder Schwimmer, aber ich konnte mich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher