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0848 - Spionin der Hölle

0848 - Spionin der Hölle

Titel: 0848 - Spionin der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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sollen?
    Das friedliche Wesen hatte in seinem Normalzustand die Form eines Footballs, allerdings um einiges kleiner. Seine lederartige Oberfläche verstärkte diesen Vergleich zusätzlich. An seiner Oberseite befanden sich zwei gegenüberliegende Schlitze, die Yola für Ohren hielt, so wie beiden Löcher unterhalb von Quietlys Augen sicher so etwas wie eine Nase sein mussten.
    Normalzustand - das ehemalige Model hatte beobachtet, wie Quietly sich verformen konnte. Ganz erstaunlich sogar.
    Was jedoch fehlte, war eindeutig der Mund. Dass Quietly riechen und hören konnte, hatte Yola schnell herausgefunden, doch das einzige Geräusch, das er erzeugte, war das Knirschen, wenn er über den holprigen Felsboden rollte. Der Name, den Yola ihm gegeben hatte, war also Programm.
    Und dabei hätte die junge Frau so gerne mit ihm gesprochen. Quietly schien alt zu sein, und er gehörte ebenso wenig hierher wie Yola. Sie spürte das einfach. Es war eine merkwürdige Zweckgemeinschaft, die sie hier bildeten, doch sie funktionierte.
    Yola hatte hier einen Unterschlupf gefunden, in dem sie sich einigermaßen sicher fühlte, Quietly hingegen schien äußerst zufrieden, weil er nun nicht mehr selbstständig nach dem suchen musste, was ihn am Leben erhielt. Denn Quietly benötigte Feuchtigkeit… normales Wasser, doch das war in dieser Umgebung nicht immer so selbstverständlich verfügbar. Zudem -draußen, vor dem Felsloch, da warteten sie nur auf einen Happen wie ihn.
    Das Wesen war für Yola ein einziges Rätsel. Doch auf seine Warnaktionen reagierte sie ohne zu zögern.
    Der Felsenraum, in dem die beiden lebten, hatte keinen direkten Ausgang. Zunächst musste man durch einen engen Gang kriechen, der draußen mündete. Das war eine Art natürlicher Schutz, der zumindest den körperlich großen Kreaturen Zugang verwehrte. Yola lauschte. Ein Schnauben? Möglich, jedenfalls ein Geräusch, das sie regelrecht erstarren ließ. Sie kannte es. Yola wusste, von welcher Gattung der ungebetene Besucher war. Eindeutig eine der riesigen Flugechsen, die von einem ganz bestimmten Amazonenstamm als Transportmittel genutzt wurden. Wie konnte man ein solches Wesen nur zähmen?
    Das Model drückte sich noch heftiger mit dem Rücken gegen die Wand und begann unwillkürlich, Quietly zu streicheln, als müsse sie ihn beruhigen. Andersherum wäre ein Schuh daraus geworden, denn-Yola bekam wieder einmal deutlich zu spüren, dass es nicht so leicht war, sich selbst aufzugeben. Verlorener Lebenswille… wie schnell konnte der sich wieder einfinden, wenn Angst die Antriebsfeder war. So leicht schloss man also doch nicht mit dem Leben ab. Yola jedenfalls wollte leben, wollte nicht im Magen eines fliegenden Urtiers enden.
    Sie fühlte, wie sich Quietly an ihrem Arm entlang nach oben zu ihrer Schulter schob. Wie der Kleine sich fortbewegte, war Yola noch nicht ganz klar geworden. Wahrscheinlich in der Art, wie Schlangen das machten. Sie achtete nicht weiter auf das Wesen, denn die Angst nahm nun schon ihr gesamtes Bewusstsein in Besitz. Da kroch etwas in den Gang herein…
    Beinahe hätte Yola erleichtert aufgelacht, als sie den Arm sah, der bis zum Handgelenk hin lederbewehrt war. Dann hörte sie einen derben Fluch, als das Wesen, das sich näherte, mit dem Kopf heftig gegen die Gangdecke stieß. Ein Mensch… zumindest ein menschenähnliches Wesen, keine der bösartigen Höllenkreaturen.
    Doch-Yola kannte diese Stimme - und die Furcht kehrte zurück.
    Im nächsten Augenblick wurde ein Kopf sichtbar, undYola wusste, wie recht sie mit ihrer Ahnung gehabt hatte. Die Amazone - es war die böse, brutale Führerin der Amazonen, die damals diese weiße Stadt angegriffen hatten. Sie war es gewesen, die-Yola in die Stadt gebracht hatte; sie war es auch, die das Ex-Model von der Erde hilflos vor den Toren der Stadt allein gelassen hatte.
    Zum ersten Mal konnte Yola das Gesicht der Kriegerin genau betrachten. Damals, auf dem Flugsaurier, war Yola beinahe vor Angst gestorben, zudem hatte die Amazone mit dem Rücken zu ihr gesessen. Die Züge des Gesichts waren weich, weiblich… schön. Ihre Augen strahlten Kraft und Entschlossenheit aus. Doch da war der Mund - volle Lippen, perfekt geschwungen, die trotzdem verrieten, was ihre Besitzerin ausmachte. Als das Lippenpaar sich zu einem erkennenden Lächeln verzog, konnte Yola alles Böse erahnen, das in dieser Frau lebte.
    »Sieh an, Heulauge. So trifft man sich also wieder.« Die Amazone war hochgewachsen. Sie musste leicht
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