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0848 - Spionin der Hölle

0848 - Spionin der Hölle

Titel: 0848 - Spionin der Hölle
Autoren: Volker Krämer
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Fuß vor den anderen gesetzt, war über die weite Ebene gestolpert wie eine Maschine, die ohne Sinn und Zweck funktionierte, weil irgendwer vergessen hatte, sie endgültig auszuschalten.
    Wie lange sie so marschiert war, konnte sie nicht einmal schätzen. Einen bestimmten Zeitraum konnte man in den Schwefelklüften kaum festmachen - es gab keine Tage, keine Nächte, wie ein Menschenkind sie verinnerlicht hatte. Der Himmel war sternenlos, kannte keine Sonne, keinen Mond; die Übergänge zwischen Helligkeit und finsterster Nacht verschwammen, schienen keiner Regelmäßigkeit zu unterliegen.
    Ähnlich war es mit den verschiedensten Zonen, die es hier gab. Alles schien instabil zu sein. Yola hatte gesehen, wie Flüsse und ganze Gebirgszüge verschwanden, um einer Wüste Platz zu machen, die nahezu übergangslos entstand. Kein Albtraum konnte an das heranreichen, was sie hier sah und erlebte.
    Die düsteren Gedanken, die Yolas Kopf füllten, die tiefe-Verzweiflung, aus der sie keinen Ausweg finden konnte, ließen es nicht zu, dass sie ihre Umgebung in der ersten Zeit präziser beobachtete. Es dauerte, bis sie zu einer Art Analyse fähig war - eine Analyse über die Tatsache, dass sie noch immer lebte!
    Denn das war mehr als erstaunlich. Die Wesen, denen sie begegnete, schienen meist von niederer Intelligenz zu sein. Die meisten, so verschieden sie auch waren, schienen einiges gemeinsam zu haben: bösartige Aggressivität, Unfähigkeit zu Kommunizieren… und oft eine scheinbar unstillbare Gefräßigkeit.
    Yola war klar, dass sie auf dem Speiseplan vieler dieser Wesen ganz oben an stand. Warum lebte sie dann noch? Natürlich ging sie allem und jedem so gut es ihr möglich war aus dem Weg, doch sie machte sich keine falschen Vorstellungen - wenn diese Unwesen sie hätten fangen wollen, wäre Yola den allermeisten von ihnen nicht entkommen.
    Zwei- oder dreimal hatte sie äußerst brenzlige Situationen zu überstehen, doch in der Regel ignorierten die Bewohner der Schwefelklüfte sie ganz einfach. Als wäre Yola Hacoon überhaupt nicht vorhanden.
    Als wäre sie nicht vorhanden … - war das nicht schon auf der Erde ihr großes Problem gewesen? Yola kannte sich im Modelgeschäft aus, sie war nicht dumm und hatte Augen im Kopf. All die sogenannten Supermodeis hatten nichts, was sie nicht in gleichem Maße, meist sogar noch mehr besaß. Ihr Körper war makellos, ihr Gesicht konnte man in den Typus klassische Schönheit einordnen - kaum ein Job, den sie nicht hätte übernehmen können.
    Dennoch hatte sie sich nur mit Ach und Krach in der Branche halten können - allerdings eher mit einem großen Ach. Man buchte sie, war zufrieden, oft begeistert… und vergaß Yola dann wieder. Wenn der Folgeauftrag anstand, griffen die Firmen auf andere Models zu. Cay Raist - die Chefin von »POA« -picture of art, der Agentur mit dem hochtrabenden Namen - hatte aufgrund dieser unleugbaren Tatsachen die ersten grauen Haare bekommen, denn sie hielt Yola nicht nur für einfach großartig und begabt, sondern war darüber hinaus auch noch ihre beste Freundin. Doch selbst Cay hatte nichts an diesem Zustand ändern können.
    Auf der Erde hatte Yola sich geärgert, weil ihre Karriere einfach nicht den entscheidenden Schritt nach vorne machen wollte. Hier, in der Hölle hingegen… die junge Frau war inzwischen davon überzeugt, dass ihre fehlende Fähigkeit, sich beim ersten Blick für alle Zeiten unvergesslich zu machen, dafür gesorgt hatte, dass sie noch am Leben war.
    Die Kreaturen sehen durch mich hindurch. Nein, falsch… sie sehen und registrieren mich, doch dann stufen sie mich als vollkommen uninteressant ein. Uninteressant - selbst für ihren Suppentopf
    Yola wunderte sich, woher sie den Sarkasmus nahm. Vielleicht war er eine Art Schutzmechanismus gegen den schleichenden Wahnsinn, der in jeder Sekunde versuchte, Besitz von ihrem Verstand zu ergreifen. Wie lange konnte ein durchschnittliches menschliches Wesen diese Umgebung mit gesundem-Verstand überstehen? Yola kannte die Antwort darauf nicht.
    Quietly rollte einen Meter nach links, weg vom Eingang des Loches, in dem die zwei hausten. Für Yola war das ein deutliches Signal. Irgendwer, irgendetwas schlich draußen herum. Sie hockte sich dicht neben ihren Gastgeber, denn nichts anderes war Quietly für sie. Er hatte ihr Unterschlupf gewährt. Zumindest hatte er nicht nein gesagt, als sie erschöpft und halb verhungert zu ihm in die Höhle gekrochen war.
    Wie hätte Quietly das auch tun
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