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0845 - Das Höllenhaus

0845 - Das Höllenhaus

Titel: 0845 - Das Höllenhaus
Autoren: Jason Dark
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aus einer Mischung zwischen Angst und Skepsis an. Dabei bewegte sie ihre Wimpern auf und ab, sie kämpfte mit den Tränen, und sie hatte Mühe, auch die Lippen ruhig zu halten. Die Augen schmerzten, dann schüttelte sie den Kopf und fragte mit leiser Stimme: »Glaubst du an das, was du da gesagt hast?«
    »Ja.«
    »Kannst du es auch beweisen, Johnny?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Wie denn?«
    Ein Lächeln umzuckte Johnnys Lippen. »Es ist ganz einfach. Geht und schaut aus dem Fenster, dann werdet ihr eine andere Landschaft zu sehen bekommen, wenn überhaupt.«
    Allan fühlte sich wieder gestärkt. Er hatte den ersten Schock überwunden. »Du willst uns doch nicht verarschen, Johnny? Das willst du doch nicht - oder?«
    »Wie käme ich dazu?«
    »Okay, dann werde ich jetzt nachschauen.«
    »Bitte, tu das.«
    »Aber sei vorsichtig!« rief Lizzy. »Vielleicht hat Johnny doch recht gehabt.«
    Sie glaubte es noch immer nicht. Es war auch zu unglaublich, das mußte selbst Johnny Conolly zugeben, aber er war von seinen Erklärungen überzeugt gewesen.
    Allan Slater ging auf eines der beiden Fenster neben der Tür zu. Er bewegte sich geduckt, als müßte er sich irgendwann gegen irgendwelche Feinde verteidigen. Vor der Scheibe blieb er stehen, stützte seine Hände auf die schmale Bank und schaute hinaus.
    Sie ließen ihm Zeit, keiner fragte etwas, aber in ihnen wuchs die Spannung an. Es dauerte sehr lange, bis sich Allan umdrehte und sie dann anschaute. Sein Gesicht war bleich wie frischer Käse. So hatten sie ihn noch nie gesehen.
    »Sag doch was!« drängte Lizzy. »Rede endlich! Hat Johnny recht gehabt?«
    Allan hob die Schultern, mehr nicht.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?« schrie Lizzy.
    Zuerst bewegte Allan nur seine Lippen. Es dauerte eine Weile, bis er die Worte flüsternd hervorbrachte. »Ich habe nichts gesehen«, berichtete er.
    »Ich habe überhaupt nichts gesehen. Ich schaute nur durch das Fenster, und dahinter war es dunkel. Es war schwarz, ich sah kein einziges Licht. Ich konnte nichts erkennen, eine schwarze, unheimliche Welt, in der wir gefangen sind. Wir sind, ja, wo sind wir…?«
    Die Mädchen gaben ihm keine Antwort, aber Johnny fiel etwas ein. »Im Nichts«, erwiderte er, »wir sind im Nichts, und dort hat man uns gefangen.«
    Aus Corinnas Mund drang ein leises Stöhnen. Lizzy blieb seltsamerweise still. Sie hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet.
    »Hast du wirklich nichts gesehen?« fragte Corinna.
    »Nein, nur Dunkelheit.«
    »Und wo stehen wir?«
    Allan hob die Schultern. Er war überfragt.
    Auch Johnny hatte sich zurückgehalten, weil er die Emotionen nicht noch stärker anfachen wollte.
    Im Gegensatz zu den anderen wollte er nicht mehr nur auf einer Stelle stehenbleiben und mit eigenen Augen sehen, was Allan berichtet hatte. Ohne seine Freunde vorzuwarnen, ging er auf die Haustür zu, und keiner hielt ihn auf.
    Vor der Tür blieb er stehen.
    Es kostete ihn Überwindung, die Hand auf die Klinke zu legen, um sie anschließend nach unten zu drücken. Er ahnte ja, was ihn erwartete, und durch seinen Kopf jagten zahlreiche Gedanken. Er dachte auch an das Gesicht. Von dem hatte sein Freund Allan nicht gesprochen, er hatte es also nicht gesehen.
    Johnny gab sich einen Ruck. Und diesen Ruck übertrug er auf seine Handlungsweise, als er die Tür aufzerrte. Er ließ die Hand dabei auf der Klinke liegen, als könnte sie ihm den Halt geben, den er unbedingt brauchte. Es war gut so, daß er nicht losließ, denn ein erster Blick traf das Nichts und damit auch eine bodenlose Tiefe.
    Über Johnnys Rücken lief ein Schauer. In seinem Körper, aber auch auf ihm drängte sich einiges zusammen. Er hatte den Eindruck, vor einer bodenlosen Tiefe zu stehen und gleichzeitig in eine Leere zu schauen, die unendlich war.
    Sein Herz schlug schneller. Er brauchte Zeit, um diesen ersten Eindruck zu überwinden. Dann gelang es ihm, die Tür noch weiter zu öffnen. Er drückte sie ganz auf. So konnte er in die Leere hineinschauen, die so schwarz, so lichtlos war, daß ihn die Gefühle einer schweren Depression überkamen, und Johnny dabei an ein tiefes, unendliches Grab erinnert wurde, das sich nur für ihn geöffnet hatte.
    Er konnte die Tränen nicht zurückhalten, und er hatte den Eindruck, als würden kalte Kugeln über seine Wangen rollen. Mühsam drehte er sich um. Die anderen sah er nur verschwommen, aber sie sahen, daß er lautlos weinte.
    »Was ist?« flüsterte Corinna.
    Johnny hob die Schultern.
    »Sind
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