Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0841 - Der gläserne Tod

0841 - Der gläserne Tod

Titel: 0841 - Der gläserne Tod
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
wurde, konnte er dort den Tathergang beobachten.
    »Dann brechen wir auf«, sagte Lika und wandte sich an ihre Artgenossinnen. »Sagt mir, wo Shila gefunden wurde. Ich führe unsere Gäste.«
    Gesagt - getan.
    Etwa eine halbe Stunde später standen Zamorra, Nicole, der Zwitter und Lika an einer Stelle der Wüste, die sich in nichts von ihrer Umgebung unterschied.
    »Du bist dir sicher, dass es hier geschehen ist?«, fragte der Parapsychologe.
    »Genau hier«, versicherte Lika.
    Zamorra fragte sich, wie sich die Staublinge in dieser Umgebung aus Sand, Sand und nochmals Sand so genau orientieren konnten. Ohne diese Fähigkeit der Echsenartigen hätten sie diesen Ort niemals gefunden.
    Er versetzte sich in eine Art Halbtrance und führte die Zeitschau durch. Im Zentrum des Amuletts erschien wie auf einem Mini-Bildschirm die unmittelbare Umgebung. Obwohl nichts als Sand zu sehen war, wusste Zamorra, dass er bereits einen Blick in die wenige Minuten entfernte Vergangenheit tat.
    Das Bild bewegte sich kontinuierlich in der Zeit zurück. Irgendwann tauchten Gestalten auf, die rückwärts liefen. Es handelte sich um die Staublinge, die die tote Shila entdeckt hatten.
    Ihre Aktivitäten spielten momentan keine Rolle. Zamorra ließ das Bild weiter zurücklaufen. Er bemerkte beiläufig, wie Nicole mit Lika redete. Er kümmerte sich nicht darum. Wahrscheinlich erklärte sie, was gerade geschah.
    Die Abbilder der Staublinge verschwanden. Zurück blieb ein einzelnes, starr daliegendes Echsenwesen. Die tote Shila.
    Weiter zurück. Noch weiter.
    Dann war es so weit.
    Etwas huschte durch das Bild, ein schwarzer Schatten. Der Körper Shilas erhob sich, hektische Aktivität entstand. Es war so schnell vorbei, dass Zamorra nichts Genaues erkennen konnte.
    Er fror das Bild ein. Der Zeitrücklauf war gestoppt. Dann startete der Parapsychologe die Zeitschau wieder; diesmal jedoch in »Echtzeit« und dem gewohnten Zeitablauf. Das heißt, das Geschehen inmitten des Amuletts war nun die Wiedergabe dessen, was hier vor etlichen Stunden vorgefallen war.
    Ein Staubling lief ins Bild. Shila. Sie war äußerlich völlig ruhig.
    Dann zuckte etwas ins Bild. Ein schwarzes Wallen. Es floss über Shila, die sich entsetzt aufbäumte. Alles lief in gespenstischer Lautlosigkeit ab, da bei der Zeitschau keine Geräusche übertragen wurden.
    Shilas Körper wurde in die Luft geschleudert. Sie prallte auf den Boden, mit dem Rücken nach unten. Ihre Bewegungen erlahmten. Sie war bereits tot.
    Das schwarze Wallen verschwand.
    Erneut fror Zamorra das Bild ein und löste sich aus der Halbtrance.
    »Das war's«, sagte er und atmete tief durch. Die Zeitschau anzuwenden, forderte stets eine Menge Energie. Je weiter es in die Vergangenheit ging, umso kräftezehrender wurde es. Deshalb hätte er das Sterben der Toten, die vor zwei Nächten gefunden worden war, unmöglich auf diese Weise nachvollziehen können. Shilas Tod hingegen lag erst etwa vier Stunden zurück.
    »Und jetzt?«, fragte der Zwitter. »Das neue Wissen nutzt uns nur wenig. Es ist nun klar, dass es sich um Kelvo handelt. Das schwarze Wallen, die weitgehend immaterielle Form entsprechen genau dem Erscheinungsbild, das wir bereits kennen.«
    »Wir werden ihn mit Hilfe der Zeitschau verfolgen«, sagte Zamorra. »Auf dem Amulett ist stets die unmittelbare Umgebung abgebildet. Ich werde den Zeitablauf mit der Gegenwart synchronisieren. Es ist eine haarige Sache, aber wir tun das nicht zum ersten Mal. Wir dürfen nur nicht den Sichtkontakt mit Kelvo verlieren. Dann können wir seinen Weg nachvollziehen, bis wir auf den Ort treffen, an dem er sich jetzt aufhält.«
    Nicole wies auf ein großes Problem hin. »Zumindest, falls er irgendwo eine längere Pause einlegt. Sonst werden wir bis in alle Ewigkeit einige Stunden hinter ihm seinen Weg verfolgen.«
    ***
    »Er ist ein Held«, sagte Lika ergriffen. Sie folgten Zamorra, der stets den Blick auf das Amulett in seiner Hand gerichtet hielt wie auf einen Kompass. »Ein Held, der unser Volk vom Joch des gläsernen Todes befreien wird. Ich werde seinen Ruhm verkünden und dafür sorgen, dass sein Andenken niemals in Vergessenheit gerät.«
    Nicole quittierte diese Rede mit einem schiefen Grinsen. Lika als Prophetin, die einen erhabenen Professor Zamorra verkündete? So richtig wohl war ihr bei dem Gedanken nicht, aber selbst wenn Lika ihre Absichten wahr machte, würden sich ihre Hoffnungen wohl kaum erfüllen. In einigen Jahren würde man Zamorra hier vergessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher