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084 - Stoßtrupp ins Niemandsland

084 - Stoßtrupp ins Niemandsland

Titel: 084 - Stoßtrupp ins Niemandsland
Autoren: Michael J. Parrish
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handelte als lange nachzugrübeln, blieb Pieroo diesmal keine andere Wahl.
    Er spürte, dass seine Schmerzen zunahmen und seine Kräfte nachließen, und er hatte nicht beliebig viele Versuche, um seinen Freunden zu helfen - ganz abgesehen davon, dass die Zeit auch für sie knapp wurde.
    Wer konnte denn sagen, wie lange der alte Vrago tatsächlich in diesem Lager gelebt hatte?
    Es waren sicher keine Jahrzehnte gewesen. Vielleicht nicht einmal Jahre.
    Möglicherweise - und dieser Gedanke machte Pieroo Angst - war der Mutant erst wenige Monde vor den anderen hier eingetroffen. Vielleicht war er nicht einmal der Erbauer der Hütte gewesen, sondern hatte sie von seinem Vorgänger geerbt.
    Pieroo musste an die Tasche denken, die er am Flussufer gefunden hatte. Das Ding konnte noch nicht allzu lange dort gelegen haben. Vielleicht hatte sie dem alten Vrago gehört…
    Je mehr er darüber nachdachte, desto deutlicher fügte sich alles zusammen.
    Schließlich - am Horizont dämmerte bereits der neue Tag herauf - übermannte Pieroo die Müdigkeit. Und kurz bevor er in einen unruhigen, traumlosen Schlaf fiel, hatte er eine Idee…
    ***
    Aikos Bewegungen waren unbeholfen und kantig.
    Als wäre er eine willenlose Marionette, setzte der Cyborg einen Fuß vor den anderen, ging träge zu den Fallen, die am Rand des Lagers ausgelegt waren.
    Wie jede Nacht hatten sich erneut einige Radzins darin verfangen. Aiko holte sie heraus und tötete sie. In Ermangelung eines Messers griff er zu einem schroffen Stein.
    Nacheinander zerschmetterte er den Tieren die kleinen, spitz zulaufenden Schädel. Dann packte er die blutigen Kadaver und trug sie zur Hütte, wo seine Freunde bereits hungrig auf die neue Nahrung warteten.
    Pieroo sah ihm mit Abscheu dabei zu.
    Obwohl er inzwischen zu wissen glaubte, weshalb seine Freunde dieses abnorme Verhalten an den Tag legten, konnte er noch immer kein Verständnis dafür aufbringen. Immerhin - die hilflose Wut, die er zuvor auf Aiko und die anderen verspürt hatte, richtete sich jetzt gegen die heimtückischen Parasiten, die in der Erde lebten und langsam das Leben aus ihren Opfern saugten.
    Im Schwebezustand zwischen Traum und Wachen war Pieroo der rettende Einfall gekommen. Wenn alle anderen Mittel versagten, würde er so vielleicht eine Chance haben, seine Freunde zu retten. Aber das Risiko war groß; wenn die Sache schief ging, würde er selbst dabei draufgehen, und dann würde niemand mehr da sein, der Aiko, den Doc und die Frauen retten konnte.
    Pieroo holte tief Luft.
    Bevor er seinen selbstmörderischen Plan in die Tat umsetzte, wollte er noch ein Mal versuchen, seine Freunde mit Worten zu überzeugen.
    Er rammte das schmale Brett, das er als Spaten benutzt hatte, in den Boden. Er hatte die sterblichen Überreste des alten Vrago in die Erde gebettet, wie es die alten Riten verlangten.
    Rasch murmelte er ein Gebet, in dem er die Götter bat, die Seele des Verstorbenen vor dem Totenvogel Krahac zu beschützen, dann ging er zur Hütte hinüber. Er schob das Fell beiseite und trat ein.
    Der Mief, der im Inneren herrschte, schlug ihm wie immer auf den Magen. Aiko und Honeybutt sowie Jed und Majela saßen im Kreis. Erneut hatten sie sich fast all ihrer Kleider entledigt und kauten mit ausdruckslosen Gesichtern auf rohem Fleisch herum. Ihre Bewegungen dabei waren langsam und kraftlos, und auch in Majelas Haar sah Pieroo jetzt graue Strähnen schimmern. Der dauernde Blutverlust und das Gift der Würmer zeigten Wirkung…
    »Hört mir zu«, verlangte er in festem Tonfall, und tatsächlich ließ sich Majela bewegen, ihm einen halben Blick zu schenken.
    »Meerdu, ihr sollt zuhörn!«, brüllte Pieroo und stampfte so wütend mit dem Fuß auf, dass eine kleine Staubwolke aufstieg.
    Als noch immer keine Reaktion erfolgte, trat er kurzerhand zu den anderen, riss ihnen das Fleisch aus der Hand und warf es fort.
    »Was soll das?«, fragte Aiko.
    »Vielleicht hört ihr mir jetz ja zu«, knurrte Pieroo. »Also: Ich hab rausgefunden, was Schuld is an dem ganzen Scheiß hier. Es sin die Würmer, versteht ihr?«
    »Welche Würmer?«
    »Welche Würmer«, echote Pieroo, fassungslos über so viel Begriffsstutzigkeit. »Das elende Viehzeug, das Einauge aufgefressen hat. Wisst ihr nich mehr?«
    »Kann sein…«
    »Hört zu! Diese Würmer sin überall. Sie sin im Boden, und während ihr hier rumsitzt, beißen se sich durch eure Haut und saugen euch das Blut aus! Darum müsster auch den ganzen Tag essen.«
    »Essen«, sagte
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