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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick
Autoren: A.F.Morland
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Schweiß brach ihm aus allen Poren. Nach wie vor hatte er die Hände gehoben. Wieder machte er einen Schritt, und noch einen.
    Dann ließ er die Hände sinken, ohne Roderick Luxon anzusehen. Umdrehen und wegrennen, das wollte Max Eaton, doch die Flucht sollte ihm nicht glücken.
    Er wirbelte herum, aber er konnte nicht mehr starten, denn der Schock traf ihn furchtbar hart. Er prallte mit einem krächzenden Schrei zurück, als er die häßliche Gorgone erblickte, und vergaß in seiner Panik, den Kopf von ihr abzuwenden.
    Er starrte direkt in die grünen Mörderaugen. Voller Entsetzen begriff er, was er tat, und er wollte den Blick sogleich von ihr losreißen, doch ihre entsetzlichen Augen hielten ihn fest.
    »Stirb!« zischte die Gorgone. »Stirb!«
    Max Eaton spürte einen harten Schmerz in der Kehle.
    Er wollte um Hilfe schreien, doch die Stimmbänder brachten keinen Ton zustande.
    Die Versteinerung ließ seine Zehen erstarren, kroch in den Beinen hoch, stieg höher. Bald würde sie sein Herz erreicht haben.
    Dann ist es aus; dachte er, während sich sein Gesicht grau verfärbte.
    Und schließlich hörte sein Herz zu schlagen auf…
    ***
    Ich halte sehr viel von rationeller Arbeitsteilung, denn damit erreicht man in den meisten Fällen sehr viel. Während sich Cruv und Boram in den Keller begaben, nahm sich Mr. Silver das Erdgeschoß vor.
    Er würde auch einen Blick in den Fernsehraum werfen, um sich davon zu überzeugen, daß es den alten Leuten gutging. Und für mich blieb das Obergeschoß.
    Ich stürmte die Treppe hinauf. Es hätte auch einen Lift gegeben, doch den beachtete ich nicht. Am oberen Treppenende angekommen, holte ich meine drei magischen Wurfsterne aus der Tasche.
    Ich wollte hier nicht mit dem Colt Diamondback herumballern und die alten Menschen zu Tode erschrecken. Der Kampf gegen die Gorgonen sollte nach Möglichkeit in aller Stille ablaufen, damit die Heiminsassen nichts davon mitbekamen.
    Irgend jemand von uns würde auf die schlangenhäuptigen Monster stoßen. Entweder Boram und Cruv im Keller, oder Mr. Silver im Erdgeschoß, oder ich hier oben…
    Kein Geräusch durfte mir entgehen. Vor mir lag ein langer Flur - links und rechts Türen, alle offen.
    Zuerst war ich gerannt, nun ging ich langsam, damit mich die Gorgonen nicht überraschen konnten. Es hatte keinen Sinn, schnell zu sein und die Gefahr zu übersehen. Das hätte sich bitter gerächt.
    Ich war bereit, den ersten Silberstern zu schleudern. Mein Handgelenk war angewinkelt, mein Herz schlug heftig gegen die Rippen. Ich warf in jeden Raum einen gewissenhaften Blick. Nichts. Nichts. Nichts…
    Der Flur knickte nach rechts, und als ich um die Ecke bog, war mir, als hätte ich ein stromführendes Kabel berührt.
    Mitten im Flur stand ein Mann!
    Ein toter Mann!
    Versteinert!
    ***
    Sein Gesicht war in Angst und Panik verzerrt. Die Gorgonen waren hier oben gewesen!
    Oder waren sie es noch?
    Meine Nerven strafften sich spürbar, und plötzlich merkte ich, daß sie hinter mir waren. Die Geräusche, die sie verursachten, verrieten es mir.
    Einmal schon hatte ich dieses schlangenhäuptige Weib hinter mir gehabt, und ich hatte im Teich ihr grauenerregendes Spiegelbild gesehen.
    Diesmal sah ich sie nicht, aber ich hörte und fühlte sie. Beide Gorgonen nahmen Einfluß auf meinen Geist. Sie wollten mich zwingen, mich umzudrehen und sie anzusehen.
    Ich tat ihnen den Gefallen.
    Ganz langsam wandte ich mich um. Schweißtröpfchen bedeckten meine Stirn, denn ich wußte, was für mich auf dem Spiel' stand. Ein Blick in die Augen der Ungeheuer, und ich kam davon nicht mehr los.
    Kaum jemand wußte besser Bescheid über diese schwarzen Wesen als ich. Schließlich kämpfte ich seit Jahren gegen die Ausgeburten der Hölle.
    Sie hatten alle irgendeine Spezialität, und die der Gorgonen sollte mir nicht zum Verhängnis werden. Wenn man um die Gefährlichkeit eines Feindes Bescheid weiß, ist er nicht mehr ganz so gefährlich, das ist eine alte Weisheit.
    Ich wußte, was mir blühte, wenn ich den Gorgonen in die Augen sah, deshalb starrte ich ihnen nur auf die Füße, und ich wich zurück. Sie folgten mir, Schritt um Schritt.
    Mein Blick blieb weiterhin auf ihre Füße geheftet. Ich zog mich in eines der Zimmer zurück. Auf einer alten Kommode lag ein Handspiegel.
    Den griff ich mir blitzschnell, und dann schaute ich den Schlangenhäuptigen in die Augen, aber durch den Spiegel, denn das war ungefährlich.
    Wen sollte ich zuerst erledigen? Den Mann oder die Frau?
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