Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
wobei sie zu ihrer dreifachen Größe wachsen würde - und dann mußte ich sie schleudern.
    Sehr, sehr schnell mußte das alles gehen.
    Auf der Treppe hämmerten Schritte, schwer und schnell. So rannte nur einer: Mr. Silver!
    Obwohl Phorkys noch nicht besiegt war, erfüllte mich ein unbeschreibliches Triumphgefühl, denn in wenigen Augenblicken würden wir den Vater der Ungeheuer in der Zange haben.
    Ich vor ihm - Mr. Silver hinter ihm.
    In solchen Situationen hatten unsere Feinde zumeist keine Chance mehr. Sogar Rufus, den Dämon mit den vielen Gesichtern, hatten wir auf diese Weise fertiggemacht.
    »Mr. Silver kommt!« rief Cruv mir zu.
    Verdammt. Das hörte nicht nur ich, sondern auch Phorkys, und der Vater der Ungeheuer begriff, daß es besser war, eine andere Gelegenheit abzuwarten.
    Er blies die Attacke augenblicklich ab, wandte sich um und stürmte den Flur entlang.
    Verdammt eilig hatte er es.
    Mr. Silver befand sich noch auf der Treppe, und ich hatte den Diskus noch nicht losgehakt.
    Aber jetzt…
    Die glatte Scheibe wuchs. Mr. Silver legte die letzten Stufen zurück.
    Phorky hetzte auf das große Fenster am Ende des Flurs zu.
    Ich holte mit dem Dämonendiskus aus.
    Der Vater der Ungeheuer stieß sich ab und flog der Scheibe entgegen. Gewaltig war die Wucht, mit der er das Verbundglas durchstieß. Klirrend und klimpernd brach die Scheibe, und mit dem Splitterregen flog Phorkys hinaus.
    Wenn ich den Diskus geschleudert hätte, wäre es ein Fehlwurf geworden, denn der Vater der Ungeheuer stürzte sofort in die Tiefe. Ich wünschte mir, daß er sich den Hals brach, doch ich war sicher, daß er mir diese Freude nicht machen würde.
    Cruv, Boram und ich rannten los.
    Mr. Silver langte im Obergeschoß an und schloß sich uns an. Wir keuchten zum Fenster, hoffend, daß Phorkys noch zu sehen war, denn dann hätte ihn Mr. Silver vielleicht noch mit seinem Feuerblick durchbohren können, doch das blieb ein schöner Wunsch, der nicht in Erfüllung ging.
    Als wir das kaputte Fenster erreichten, wehte uns ein kühler Wind ins Gesicht.
    Von Phorkys keine Spur mehr. Der hatte sich gerade noch rechtzeitig aus dem Staub gemacht.
    »Schade!« knurrte Mr. Silver. »Ich hätte ihm liebend gern Zunder gegeben.« Er wandte sich um und fragte nach den beiden Ungeheuern. Ich zeigte ihm, was daraus geworden war, und aus seinen perlmuttfarbenen Augen zuckten hellrote Feuerlanzen. Sie hieben in die steinernen Körper, zertrümmerten sie und verwandelten sie in Sand.
    Ohne daß es die Bewohner des Altersheimes mitbekamen, brachten wir den Heimleiter aus dem Haus und hinüber ins Polizeirevier. Dort setzte ich mich mit Tucker Peckinpah in Verbindung.
    Nachdem er meinen Bericht gehört hatte, riet ich ihm, sich für die Beseitigung der Versteinerten etwas einfallen zu lassen, und er versprach, sich darum sofort zu kümmern.
    Wir verließen die Polizeistation.
    »Und was nun?« fragte Cruv.
    »Hast du etwas dagegen, Boram mitzunehmen und in der Chichester Road abzusetzen?« fragte ich den Gnom.
    »Nicht das geringste«, antwortete Cruv.
    »Dann wünsche ich dir eine gute Heimfahrt«, sagte ich.
    »Und was macht ihr beiden noch?«
    »Wir fahren zu Pater Severin«, erklärte ich. »Mal sehen, ob Mr. Silver ihm helfen kann.«
    »Bis zum nächstenmal, Kleiner«, sagte Mr. Silver.
    »Er nennt mich schon wieder Kleiner , dieser lange, ungehobelte Klotz«, brummte Cruv kopfschüttelnd und stieg in Tucker Peckinpahs Rolls Royce. Wortlos setzte sich der Nessel-Vampir neben den Knirps, und dann fuhren die beiden ab.
    Mr. Silver und ich stiegen in meinen schwarzen Rover und fuhren zu Pater Severins Kirche. Der Priester schlief, als wir sein Schlafzimmer betraten.
    Mr. Silver merkte sofort, was mit dem Priester los war. Er brauchte Severin nicht zu wecken. Es genügten einige kurze Tests. Dann sagte der Ex-Dämon: »Den hat es arg erwischt, Tony.«
    »Wie schlimm ist es?« fragte ich mit einem bitteren Geschmack im Mund.
    »Sehr schlimm«, sagte der Hüne.
    »Kannst du ihm nicht helfen?« Mein Blick hing zitternd an Mr. Silver.
    Als der Ex-Dämon langsam den Kopf schüttelte, krampfte sich mein Magen zusammen und wurde zu einem schmerzenden Klumpen. Ich schaute auf das entspannte Pferdegesicht des Priesters und ballte in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten.
    War das alles, was ich tun konnte?
    War das wirklich alles…?
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher