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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick
Autoren: A.F.Morland
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das Heim?«
    »Max Eaton. Ein unsympathischer, habgieriger Kerl. Nennt sich großspurig Direktor, und läßt sich auch von allen mit diesem Titel anreden. Die alten Menschen haben kein leichtes Leben, wenn sie nicht tun, was er will. Angeblich hat er schon eine Menge alter Leute beerbt. Es ist ein offenes Geheimnis, aber man kann nichts dagegen tun, denn Max Eaton ist so clever, daß man ihm nichts nachweisen kann.«
    »Wenn wir Pech haben, wird der Tod heute nacht mehr denn je in diesem Altersheim umgehen«, sagte Mr. Silver.
    »Das wird Eaton sehr recht sein.«
    »Rufen Sie ihn trotzdem an. Man muß ihn warnen.«
    »Was soll ich ihm sagen? Die Wahrheit? Er wird denken, jemand macht sich einen Scherz mit ihm.«
    »Dann lassen Sie mich mit ihm reden. Ich kann dafür sorgen, daß er mir glaubt.«
    »Sagen Sie, gibt es eigentlich etwas, das Sie nicht können, Mr. Silver?«
    »Aber ja«, sagte der Ex-Dämon. »Ich kann zum Beispiel nicht fliegen.«
    ***
    »Sein Anblick bricht einem das Herz«, sagte ich, während ich mir Pater Severins Arm über den Nacken legte. »Komm, Freund. Komm, steh auf!«
    »Tony!« zischte in diesem Moment Cruv und wies mit dem Kopf zur Tür. Er schien draußen eine Bewegung wahrgenommen zu haben, aber es bestand kein Grund, sich aufzuregen, denn zur Tür herein kam ein Freund.
    Boram.
    Der Gnom eilte auf ihn zu. »Du hast Phorkys nicht gefunden, hm?«
    »Doch«, antwortete der Nessel-Vampir rasselnd und hohl.
    »Du hast Phorkys entdeckt?« fragte ich.
    »Ja, Herr«, sagte der weiße Vampir.
    Ich seufzte.
    »Mußt du mich immer ›Herr‹ nennen?«
    »Ich möchte es, Herr.«
    »Gelang es dir, Phorkys zu stellen?«
    »Wir haben gekämpft«, sagte Boram.
    »Und?« fragten Cruv und ich zugleich. Wir schauten den Nessel-Vampir gespannt an. Boram berichtete trocken und ohne jede Ausschmückung, was sich ereignet hatte.
    »Der langen Rede kurzer Sinn: Phorkys konnte entkommen«, faßte ich zusammen. »Und nun wird er sich rächen wollen. Du mußt in Zukunft gut auf dich aufpassen.«
    »Ich habe keine Angst vor Phorkys«, behauptete Boram. »Ich wünsche mir sogar eine nochmalige Begegnung.«
    »Zu der kann es unter Umständen früher kommen, als du denkst«, sagte ich und führte Pater Severin aus dem Raum. Sein Blick war ins Leere gerichtet. Man konnte mit ihm anstellen, was man wollte. Ihm war alles egal. Er begriff nichts mehr. Armer Severin. Er schien für die Menschen, die ihn liebten und für deren Seelenheil er Verantwortlich gewesen war, verloren zu sein.
    Dieser Pater Severin konnte niemandem mehr helfen.
    Dieser Pater Severin brauchte selbst Hilfe.
    Ich brachte ihn in sein Schlafzimmer. Ein Mann wie ein Baum, mit den Kräften eines Bären… Was war aus ihm geworden? Ein hilfloser Mensch, der nicht einmal mehr wußte, daß er existierte.
    Ich brachte ihn zu Bett.
    Cruv kam. »Mr. Silver hat angerufen«, sagte der Gnom. »Auf dem Polizeirevier hat es einen Toten gegeben.« Er erzählte, was mit Roderick Luxon passiert war und welches Ende Sergeant Durea genommen hatte.
    »Dann gibt es also zwei Schlangenhäuptige«, sagte ich und verließ mit dem Kleinen Pater Severins Schlafzimmer. »Luxon und dieses Weib, das Phorkys hier geschaffen hat.«
    »Mr. Silver witterte zwei Spuren in der Polizeistation«, berichtete Cruv weiter. »Die Frau hat Luxon aus der Zelle geholt. Beide Schlangenhäuptigen haben das Gebäude durch die Hintertür verlassen, und nun ist zu befürchten, daß sie im angrenzenden Altersheim den Tod säen. Mr. Silver braucht Unterstützung.«
    »Die soll er bekommen«, sagte ich.
    Für Pater Severin konnten wir im Moment nichts tun. Er würde schlafen, und vielleicht würde es ihm guttun. Vielleicht erholte er sich bis morgen früh ein wenig.
    Ich klammerte mich an diese Hoffnung wie ein Ertrinkender an den Strohhalm.
    Mit Cruv und Boram verließ ich das Pfarrhaus, vor dem Tucker Peckinpahs Rolls-Royce stand.
    Cruv warf mir die Wagenschlüssel zu.
    Wir stiegen ein und fuhren los.
    ***
    Die Schlangenhäuptigen hatten die Polizeistation verlassen. Roderick Luxon sah ziemlich mitgenommen aus, doch er blutete nicht.
    Das Gift der Phorkys-Schlange hatte ihn nicht nur zum Ungeheuer gemacht, sondern ließ, ihn auch widerstandsfähig werden. Die Polizisten hatten ihn zwar niedergeschossen, aber er hätte sich auch wieder erhoben, wenn die Gorgone ihn nicht aufgesucht hätte.
    Er hatte jetzt eine Schwester.
    Eine Schwester im Bösen.
    Sie schlichen durch den dunklen Hof. Fahles Mondlicht
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