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084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi

084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi

Titel: 084 - Machetta, Sumpfhexe vom Mississippi
Autoren: Larry Brent
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die schrecklichen Gliedmaßen. Schräg vor ihr
tauchte ein Torso auf, eine Moorleiche ohne Kopf, und Cindy stöhnte beim
Anblick dieser Vision gequält auf. Aber es war kein Trugbild.
    Es waren die
Toten, die viergeteilten Leiber, die Machetta im Lauf dreier Jahrhunderte hier im
Sumpf versenkt hatte.
    »Wie geht es
Ihnen, mein liebes Kind?« Die heisere, lauernde Stimme war dicht neben ihr.
    Cindy Fuller
warf den Kopf herum. Die heftige Bewegung ließ sie weiter absinken. Der kalte,
saugende Schlamm reichte schon knapp bis unter ihre Hüften.
    Cindys
Antwort klang wie das Fauchen einer Katze. »Weg! Gehen Sie weg von hier! Was
wollen Sie von mir? So lassen Sie mich doch endlich in Ruhe!«
    Es war mehr,
als ein Mensch ertragen konnte. Dieser furchtbare, grauenvolle Sumpf und die Nähe
der Alten paßten in einen Horrorfilm, in einen Alptraum, aber nicht in die
Wirklichkeit.
    »Ich bin Ihre
einzige Rettung, mein liebes Kind«, entgegnete die uralte Hexe, und ihr
trockener, runzliger Mund öffnete sich kaum. »Wenn ich Sie hier zurücklasse,
sind Sie verloren. Sie versinken im Sumpf.«
    »Was ist das?
Woher kommen diese… diese Leichenteile?« Sie schüttelte sich. Sie glaubte, ihr
Körper würde langsam absterben. Sie hatte schon kein Gefühl mehr. Nur ihr Kopf
war glühend heiß.
    Cindy Fuller
merkte nicht, welche Fragen sie stellte. Unbewußt kamen die Worte über ihre
Lippen, leise und kraftlos und wie im Fieber.
    Ihr Schädel
dröhnte, und sie meinte, der Kopf würde ihr zerspringen. Der Druck gegen die
Schädeldecke wurde unerträglich.
    »Sie waren
alle mal hier«, antwortete Machetta, und das mumienhafte Gesicht der alten Hexe
verzerrte sich. Diese Frau kannte kein Gefühl und keine Gnade. Sie war eiskalt.
»Sie waren gekommen, um das Geheimnis zu ergründen, mein Geheimnis! Niemand hat
es je erfahren. Ich habe ihre Körper gevierteilt und ihr Blut getrunken. Die
Gliedmaßen und die Torsos versenkte ich im Sumpf, nachdem ich sie verhext
hatte. Unruhe und Leben sollten die Teile für alle Zeiten erfüllen. Ich rufe
die Geister und sie kommen!« Sie lachte dämonisch.
    »Auch du
wirst bald hier baden können, mein liebes Kind. Aber nicht heute, nicht jetzt.
Und vor allen Dingen nicht so. Wir wollen doch das Ritual einhalten, nicht
wahr?« Cindy Fullers Kopf fiel zur Seite. Sie wurde ohnmächtig.
    Der Torso
neben ihr tauchte aus der brackigen Brühe auf, und der stinkende Schlamm, der an
dem Torso klebte, haftete auf ihrem Gesicht und ihren Lippen.
     
    ●
     
    Machetta, die
Sumpfhexe, brauchte nicht viel zu tun. Die Geister der von ihr gewaltsam um das
Leben gebrachten Menschen waren ihre gehorsamen Diener.
    Die zahllosen
Gliedmaßen schoben und stießen den Körper der bewußtlosen Cindy Fuller.
Machetta zog an den Armen, die schlaff und reglos den Ast losgelassen hatten.
    Das Mädchen
wurde noch mal dem unheimlichen, mörderischen und verhexten Sumpf entrissen,
aber nur, um ihm auf andere Art wieder übergeben zu werden.
    Machetta
schleifte den bewußtlosen Körper hinter sich her.
    Ihrem
verbrauchten und ausgedörrt wirkenden Körper sah man die Kraft nicht an, die in
ihm steckte.
     
    ●
     
    Daisy
Sleecher von The young Miß hatte gehofft, beim zweiten Besuch einiges mehr über
das Schicksal der beiden ausgerissenen jungen Menschen zu erfahren.
    Sie hatte
sich heute noch mal die Mühe gemacht und suchte Cindys Eltern auf und auch den
Captain. Leider sah sie ihre Hoffnungen enttäuscht.
    Das heftige
Unwetter, das sich mit Beginn des Abends über Greenville und Umgebung austobte,
zwang sie, länger zu bleiben, als ursprünglich beabsichtigt.
    Gegen
dreiviertel neun Uhr schließlich bestieg sie ihre Maschine. Es regnete nicht
mehr und der Himmel war sternenklar. Weit und dunkel breitete sich die
Mississippi-Landschaft unter ihr aus. Die bewaldete Ebene wirkte wie ein
dichter, schwerer Teppich.
    Wie beim
letzten Flug, so ließ sie es sich auch heute nicht nehmen, die einmotorige
Maschine über den Sumpfwald zu steuern.
    Nach all dem,
was man über den vermutlichen Fluchtweg der beiden jungen Menschen
zusammengetragen hatte, konnte man annehmen, daß sie sich irgendwo in dieser
Wildnis verbargen.
    Helikopter
und Suchflugzeuge waren über den Sumpfwald geflogen. Allerdings ohne Erfolg.
    Wenn sie über
den Sumpfwald flog, mußte sie immer an die beiden jungen Menschen denken und
auch an die mysteriöse Geschichte von Machetta, der Sumpfhexe. Inzwischen hatte
sie mehr Einzelheiten erfahren, und das Material, das
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