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0835 - Im Kreisel der Angst

0835 - Im Kreisel der Angst

Titel: 0835 - Im Kreisel der Angst
Autoren: Jason Dark
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mich der Tritt erwischte. Zum Glück hatte ich mich gedreht, deshalb traf der Stiefel nicht meinen Kopf. Die Spitze und Sohle schrammten über die linke Schulter hinweg.
    Ich flog wieder nach hinten.
    Ein wütender Schrei drang mir aus dem Schneewirbel entgegen. Er warnte mich, und ich packte blitzartig zu, als das Bein wieder auf mich zielte. Den Fuß drehte ich um.
    Amy fiel zu Boden. Sie hatte mich getreten. Aber sie war geschickt und rollte sich ab.
    Ich stemmte mich hoch, rutschte dabei aus, dachte an den dritten, und der sprang mir in die Nacken.
    Er war wie eine Katze. Viel mehr wog er auch nicht. Blitzartig schleuderte ich meine Arme nach hinten, bekam den Kerl an der Schulter zu packen und wuchtete ihn über meinen Kopf hinweg und gleichzeitig zur Seite.
    Er fiel ebenfalls zu Boden.
    Amy sprang mich an. Irgendwie schaffte sie es, die Beine so hoch zu bekommen, daß mich ein Fuß am Hals erwischte. Mir wurde die Luft mehr als knapp. Ich taumelte zurück, rutschte dann aus, und als es dumpf dröhnte, da wußte ich, daß ich auf dem Heck des Rover gelandet war. Der Wagen hatte ein dickes Schneepolster bekommen. Es hielt mich nicht auf. Ich glitt zur rechten Seite hin und prallte neben dem Hinterrad in den weichen Schnee der Straße.
    Da blieb ich liegen.
    Ausgelaugt, erschöpft.
    Wenn sie jetzt zu dritt kamen, würde ich kaum noch eine Chance haben. - Sie kamen nicht. Sie stapften durch den Schnee davon, und ich hatte nicht mehr die Kraft, die Verfolgung aufzunehmen.
    Ich konnte auch Bill nicht warnen, ich mußte diesen sinnlosen und verdammten Fight erst einmal verdauen.
    Wie ein Greis stemmte ich mich am Rover hoch, immer darauf gefaßt, wieder abzurutschen und hinzufallen. Seltsamerweise klappte alles gut. Erst als ich mit viel Mühe die Fahrertür geöffnet hatte und mich auf den Sitz warf, da ließ der Schock nach, und ich spürte die zahlreichen Blessuren an meinem Körper.
    Da gab es einige Stellen, die verdammt schmerzten. Mein Gesicht brannte, der Hals auch, ich war eigentlich reif fürs Bett. Ein heißes Bad hätte ich doch noch ganz gern vorher genommen.
    Beides konnte ich mir nicht erlauben.
    Es mußte weitergehen. Irgendwie…
    ***
    Bill Conolly hatte es aufgegeben, über den Schnee zu fluchen. Er hätte die Kapuze seiner Winterjacke hochziehen können, das genau ließ er bleiben, denn ihn hätte das Innenfutter zu sehr gestört und sein Gehör behindert.
    Der Schnee fiel weich und lappig aus den Wolken. Er hüllte den Reporter ein, der sich zwar durch einen Teil des alten Londoner Hafens bewegte, sich allerdings vorkam, als hätte man ihn in eine futuristische Umgebung verbannt.
    Natürlich dachte er an seinen Job, der wirklich nicht ohne war. Er mußte Suko verfolgen, der die tote Shao fortschaffen wollte. Das Ziel kannte Bill nicht, er sah auch den Inspektor nicht, er konnte sich nur anhand der Spuren im Schnee orientieren. Das mußte geschehen, bevor sie zugeschneit waren.
    Hin und wieder entdeckte Bill einen Abdruck. Er hoffte jedesmal stark, daß er auch zu Sukos Füßen gehörte. Wohin ihn diese Spur brachte, konnte er nicht sagen. Sie führte zwar durch die alte Lagergegend, gleichzeitig aber kam sie ihm vor, als würde sie irgendwann einmal im Nichts enden. Bill gehörte nicht zu den Menschen, die so leicht aufgaben. Auch wenn das Wetter mehr als bescheiden war, er ging weiter, den Blick immer wieder zu Boden gerichtet.
    Manchmal, wenn eine Bö in den Flockenwirbel hineinraste, dann schuf der Wind ein großes Loch, durch das der Reporter schauen konnte. Dann sah er die Mauern der alten Gebäude und manchmal auch die leeren Fensterhöhlen, die ihn anglotzten wie Totenaugen.
    Von der Straße und Johns Rover sah er nichts mehr. Beide schienen für ihn in einer anderen Zeit verschwunden zu sein. Aber er schöpfte auch Hoffnung, denn er stellte fest, daß die Schneeflocken kleiner geworden waren und auch nicht mehr so dicht vom Himmel rieselten. Wahrscheinlich näherte sich dieser Schauer seinem Ende.
    Bill ging weiter.
    Hin und wieder sah er die Abdrücke - bis er plötzlich stehenblieb, als hätte man ihm einen Befehl erteilt.
    Es lag an den Spuren. Bisher hatten sie geradeaus weitergeführt. Nun nicht mehr. Sie bildeten plötzlich einen rechten Winkel. An dieser Stelle mußte Suko abgebogen sein.
    Bill war etwas irritiert. Natürlich gab es einen Grund, aber was hatte Suko dazu getrieben, auf das Wasser zuzugehen, dann nicht weit entfernt schimmerte wie eine dunkle, große, stille Öllache
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