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0830 - Der Tod des Unsterblichen

0830 - Der Tod des Unsterblichen

Titel: 0830 - Der Tod des Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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einige Schritte zurück, doch er stürzte nicht und trat wortlos wieder auf Gasser zu. Der Chefinspektor bemerkte entsetzt, dass der Kiefer der Kreatur gebrochen war. Die Unterlippe ragte auf der rechten Seite schief über den Oberkiefer. Einer der Vampirzähne prangte dadurch über der Unterlippe. Der Vampir zeigte jedoch keine Anstalten, sich zur Wehr zu setzen, sondern fasste mit beiden Händen nach seinem Kiefer und schob ihn wieder in seine eigentliche Position. Danach wandte er sich kommentarlos ab.
    Aus irgendeinem Grund schien Gasser tatsächlich so etwas wie eine Führungsrolle innezuhaben. »Wir müssen etwas tun!«, schrie er, dass es in dem Steingewölbe widerhallte.
    Einer der Besessenen trat vor, starrte ihn mit emotionslosem Gesicht an. »Wir können nichts tun.«
    Gasser wandte sich ab. Er wollte die stumpfsinnigen Worte der anderen nicht hören. Offensichtlich waren auch die Besessenen zu eigenständigem Denken nicht fähig; sie vertrauten völlig auf ihre Herrin…
    In diesem Augenblick empfing er einen Eindruck. Ich bin in der Welt der Zeiten gefangen! Und eine Sekunde später: Stärkt euch! Vermehrt euch!
    Angélique! Die Herrin hatte wieder Kontakt aufgenommen! Sie wollte, dass ihre Diener ihren Begierden nachgingen…
    Er wirbelte herum. »Habt ihr gehört, dass…«
    Seine Brüder hatten sich bereits in Bewegung gesetzt. »Die Herrin erwartet unseren Gehorsam«, murmelten sie. Nackte Gier blitzte in ihren toten Augen auf.
    Gemeinsam gingen sie die Treppe nach oben. Gasser war einer der Ersten, die den lichtlosen Flur erreichten. Er legte die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür. Draußen war es bereits Nacht geworden; es ging auf ein Uhr morgens zu. Nebel war aufgezogen. Rechts und links des Hauses brannten in einigem Abstand Straßenlaternen und verbreiteten diffuse Lichtinseln in dem Nebel.
    Die Vampirkreaturen, seine Brüder, folgten ihm. »Die Herrin erwartet von uns, dass wir stark sind, wenn sie wiederkehrt.«
    Und Gasser bemerkte, wie bei diesen Worten wieder der rasende Hunger in seinen Eingeweiden erwachte.
    Der Hunger auf Blut.
    ***
    »Wo bin ich?« durchzuckte es Nicole Duval.
    Sie war von Amos und diesem schwebenden Vampirkopf von einer Sekunde auf die andere getrennt! Amos hatte sie über Angélique nach ihrem beinahe verhängnisvollen Dimensionssprung genau informiert - er hatte damit gerechnet, ihr früher oder später zu begegnen. Noch ehe sie tatsächlich aufeinander trafen, hatte er Nicole gebeten, sich zurückzuhalten und eine zeitweilige Allianz mit der Dämonin in Betracht zu ziehen, damit sie sich gegenseitig beistehen konnten.
    Doch sie kam nicht dazu nachzudenken, was geschehen war. Etwas schlang sich um ihren Unterschenkel. Die Berührung war kalt und glitschig.
    Augenblicklich zog sie die Beine zurück, doch es war vergeblich. Sie blickte nach unten und sah, dass sich ein graubrauner, oberarmdicker-Tentakel um sie gewickelt hatte.
    Mit dem freien Fuß trat sie zu. Es war, als habe sie ihre Zehen gegen Felsgestein gerammt. Schmerz durchzuckte sie. Der Tentakel verschwand nach etwa zwei Metern im Boden, ohne dass die Kreatur, zu der er gehörte, zu erkennen war. Sie musste sich unter der Erde aufhalten…
    Instinktiv rief Nicole das Amulett, doch Merlins Stern materialisierte nicht in ihrer Hand - selbstverständlich nicht. Das Amulett hing immer noch an einer Kette um Zamorras Hals, und dieser befand sich in einer anderen Welt. Über Dimensionsgrenzen hinweg funktionierte der Ruf nicht; nur wenn sich Nicole und Zamorra in derselben Welt befanden, konnten sie das Amulett durch diesen Gedankenbefehl zu sich rufen.
    Sie riss den Strahler der DYNASTIE DER EWIGEN von der Magnetplatte, an der er an ihrem Gürtel haftete. Einen Augenblick später jagte sie einen scharf gebündelten, nadelfeinen Laserstrahl in den Tentakel.
    Die Reaktion war im wahrsten Sinne des Wortes explosiv Die Erde barst einige Meter vor ihr, und ein monströser Schädel schälte sich ins Freie. Erdbrocken prasselten überall nieder, und etwas traf Nicole an der Seite.
    Während sich der Griff des Tentakels um ihr Bein lockerte, wandte sie den Kopf. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Sie konnte die grau-braunen Greifarme, die sich zitternd auf sie zubewegten, nicht zählen. Überall ragten sie aus dem Boden, schlängelten sich näher, während Schleim von ihnen herabtropfte. Nicole brach der Schweiß aus, als sie die Mäuler sah, die sich an den Spitzen der Tentakel öffneten. Hunderte,
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