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0829 - Die Hölle der Unsterblichen

0829 - Die Hölle der Unsterblichen

Titel: 0829 - Die Hölle der Unsterblichen
Autoren: Christian Montillon
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Grundsätzliches unterhalten. Deine Neigung… oder Fähigkeit. Visionen zu empfangen, scheint in letzter Zeit erstaunliche Ausmaße anzunehmen. Wir müssen herausfinden, wieso das der Fall ist.«
    »Es ist eine Gabe! Wer immer mir die Visionen schickt, er weiß, dass mir eine große Aufgabe bevorsteht!«
    »Du glaubst, dass jemand dir gezielt Eindrücke aus der Zukunft schickt? Wer sollte dazu fähig sein?« Nicole musterte Andrew nachdenklich.
    »Ich kann dazu nichts sagen.«
    »Du kannst nicht, oder du willst nicht?«, fragte Zamorra scharf.
    »Ich kann nicht«, versicherte Andrew. »Und ehe du fragst - nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Merlin etwas damit zu tun hat.«
    Zamorra verkniff sich eine Erwiderung. Der alte Magier Merlin hatte in jüngster Zeit mehr als einmal beinahe als Auslöser für einen Streit zwischen ihnen fungiert. Zamorra hatte Eifersucht wie einen Stich in seinem Herzen gefühlt, als Merlin Andrew für längere Zeit auf seine unsichtbare Burg Caermardhin geholt hatte.
    Der Parapsychologe hätte es nie zugegeben, denn es gab nicht den geringsten Grund zur Eifersucht, und der Professor hätte ein solches Gefühl in Bezug auf Merlin weit von sich gewiesen -aber dennoch war es so gewesen. Gefühle, zumal negative, neigen nun einmal dazu, sich nicht darum zu scheren, was logisch und vernünftig ist und was nicht.
    Merlin war es auch gewesen, der Andrew einen Auftrag gegeben hatte -zumindest, falls Zamorra die halbgaren Andeutungen, die Andrew von sich gegeben hatte, richtig interpretierte. Merlin hatte Andrew-und damit auch Zamorra und Nicole - befohlen, die Hölle der Unsterblichen aufzusuchen.
    Welche Beweggründe Merlin dazu trieben, darüber hatte Andrew keine Silbe verloren… Falls er überhaupt etwas darüber wusste. Zamorra kannte die Schweigsamkeit des alten Magiers nur zu gut.
    So waren sie also im Grunde genommen auf Geheiß Merlins nach Samila aufgebrochen, was eine schicksalhafte Kette von Ereignissen nach sich gezogen hatte. Zamorra hatte Torre Gerrets verzweifelten Hilferuf empfangen, des zweiten Auserwählten dieser Generation neben Zamorra selbst.
    Gerret hatte Zamorra vor Jahren angefeindet und ihn töten wollen, bis er schließlich sein Ende gefunden hatte und von Lucifuge Rofocale in die Hölle der Unsterblichen geführt worden war. Dort litt er seitdem furchtbare Qualen.
    »Wir wollen genauso sehr in die Hölle der Unsterblichen Vordringen wie du«, nahm Nicole den Faden wieder auf. »Es ist uns ein Anliegen, Torre Gerret von seinen Qualen zu erlösen, ganz egal, was er getan hat, als er noch lebte.«
    »Und nicht nur das«, murmelte Zamorra. »Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, dass die Hölle der Unsterblichen als solche… falsch ist! Auserwählte werden vor der Quelle des Lebens geradezu dazu gezwungen, Schuld auf sich zu laden, indem sie mit ihrem Konkurrenten um das ewige Leben kämpfen müssen und nur überleben können, wenn sie zum Mörder werden!«
    Andrew schwieg verbissen. Auch er hatte diese Situation erleben müssen… genau wie Zamorra, der sich mit einem Trick aus der Affäre gezogen hatte und damit den Zorn der Hüterin der Quelle auf sich gezogen hatte. [4]
    »In der Hölle der Unsterblichen leiden die Auserwählten vieler Generationen, und wer weiß, ob sie auch auf uns Drei wartet!«
    »Ich bin nicht auserwählt«, widersprach Nicole. »Ich verfügte über die Anlagen zur Langlebigkeit, nicht mehr. Du hast mir das Wasser der Quelle durch einen Trick verschafft.«
    Natürlich wusste Zamorra das. »Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied machen wird. Du hast getrunken und bist relativ unsterblich geworden, genau wie wir. Was ich sagen will, ist dies - ich bin entschlossen, mit jedem Mittel zu versuchen, die Hölle der Unsterblichen zu vernichten!«
    ***
    Die Schwingen öffneten sich, und Henri Baudelaire konnte wieder sehen. Er saugte tief die Luft ein.
    Er befand sich nicht mehr in dem Kellergewölbe, in dem die Satansmesse zelebriert wurde. Stattdessen war er… irgendwo.
    Sein Blick schien sich in den unendlichen Weiten zu verlieren. Er sah Berggipfel, gewaltige Massive, die sich aneinander reihten; doch sie waren nicht steinern-grau oder weiß von Schnee, sondern glühten in einem düsteren Rot.
    Die Luft waberte in demselben Farbton, und trotz der Tatsache, dass der Blick weiter reichte als Baudelaire es jemals erlebt hatte, breitete sich um ihn herum ein feuchter, warmer Nebel aus. Es war, als tanzten winzige Tropfen
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