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0824 - Don Jaime, der Vampir

0824 - Don Jaime, der Vampir

Titel: 0824 - Don Jaime, der Vampir
Autoren: W.K. Giesa
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passte.
    In Wirklichkeit war Fooly eine tragische Gestalt. Ein Jungdrache, der seinen Elter verloren hatte und deshalb nicht ins Drachenland, seine Heimat, zurückkehren durfte, ehe er erwachsen war. Welchen Sinn dieses Gesetz hatte, war allen unklar, und Fooly selbst äußerte sich nicht dazu. Aber Zamorra wusste, dass der Jungdrache sich oft sehr, sehr einsam fühlte.
    Und jetzt berührte ihn das sehr, was mit Don Jaime geschehen war.
    »Manche Vampire nehmen ihren Sarg mit«, sagte Zamorra. »Speziell, wenn sie für längere Zeit an einen anderen Ort gehen. Andere brauchen nur ihre Heimaterde. Davon nehmen sie genug mit, um durch die Verbindung stark zu bleiben. Nimmt man sie ihnen aber, dann…«
    »Und du hast sie ihm genommen?«, fragte Nicole.
    Zamorra nickte. »Ich wollte ihn schwächen.«
    »Gefährlich war er ja, trotz seiner Feigheit«, murmelte sie und tastete wieder nach ihrem Hals. Sie konnte die Bißmale nicht mehr spüren; sie waren also bereits verheilt.
    »Aber jetzt ist er nur noch ein hilfloses Etwas. Es muss ihn extrem stark getroffen haben«, raunte sie. »Zamorra, er hat geweint!«
    Der Dämonenjäger schluckte. Ein Vampir, der weinte - das hatte er noch nie erlebt. Er fragte sich, ob der Silbermond-Druide Gryf im Laufe seines achttausendjährigen Lebens jemals eine solche Erfahrung gemacht hatte; immerhin hatte er die Jagd auf die Blutsauger zu seinem Lebensinhalt gemacht und unzählige von ihnen zur Strecke gebracht.
    Durch Don Jaime ging ein Ruck. Er richtete sich auf und sah Zamorra an. »Bruder, warum hast du das getan?«
    ***
    »Nenn mich nicht deinen Bruder«, sagte Zamorra.
    »Aber der bist du doch!«
    Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Uns beide verbindet nichts außer der Name Zamorra. Und der ist, in verschiedenen Schreibweisen, gar nicht so selten. Du kannst mit jedem anderen verwandt sein, der so ähnlich heißt. Möglicherweise sogar mit Tanja Zamorano. Aber auf keinen Fall mit mir!«
    »Dennoch bist du mein Bruder. Du weißt es nur nicht.« Der Vampir lehnte sich an die Wand, stützte sich daran ab. Offenbar hatte er noch seine Probleme damit, aufrecht zu stehen. Er machte einen bemitleidenswerten Eindruck, wenngleich er auch nicht mehr so mager aussah wie bei ihrer letzten Begegnung, als er Hilfe gegen Sarkana gesucht hatte. Sarkanas Tod hatte ihm wohl gut getan.
    Und der Verlust dieser Heimaterde machte alles wieder zunichte.
    »Ich habe einen Vorschlag für dich«, sagte Zamorra.
    »Ich höre«, krächzte Jaime.
    »Du sagst uns, auf welche Weise du die Abschirmung um Château Montagne durchbrochen hast. Dann setzt du dich ln dein Auto und fährst zurück nach Hause. Dort findest du ja wohl Heimaterde genug, die dich stärken wird.«
    »Das… das ist unakzeptabel«, seufzte Don Jaime.
    »Es ist deine einzige Möglichkeit zu überleben«, erwiderte Zamorra kalt.
    Mitleid mit einem Vampir - das hätte ihm gerade noch gefehlt. Der Blutsauger war ein dämonisches Wesen. Und denen traute Zamorra nicht über den Weg. Die einzige Ausnahme stellte Sid Amos dar, der als Asmodis einst Fürst der Finsternis gewesen war. So lange, bis er der Hölle den Rücken kehrte, um seinen eigenen verschlungenen Pfaden zu folgen.
    Aber Asmodis war auch eine einmalige Erscheinung im Universum, ein Phänomen.
    Er war damals immer ein fairer Gegner gewesen, und er hatte Zamorra niemals belogen. Allenfalls hatte er einen Teil der Wahrheit verschwiegen. Aber die Reiche der anderen Dämonen waren auf Lug und Trug und Intrigen aufgebaut.
    Wer einem Dämon vertraute, war verloren.
    Und Zamorra rechnete durchaus damit, dass Jaime ihm etwas vorspielte. Es mochte sein, dass er wirklich verzweifelt war, wahrscheinlicher jedoch war für Zamorra, dass er nur einen Trick versuchte.
    »Du willst mich, deinen Bruder, töten?«, stieß Jaime jetzt hervor.
    »Da es zwischen uns keine Verwandtschaft gibt, auch wenn du es mir noch so sehr einzureden versuchst, steht dem grundsätzlich nichts im Wege.« Zamorra löste seinen Blaster von der Magnetplatte am Gürtel und zielte auf Jaime. »Also - überleg’s dir. Aber überleg es dir schnell. Ich habe diese Nacht nicht besonders viel Geduld.«
    »Warte!«, stieß Jaime hervor.
    »Worauf? Ach ja, ich habe noch ein paar Neuigkeiten für dich. Zu Charlotte kannst du nicht zurück. Ich habe das Haus versiegelt. Und wir haben den Toten im Wald gefunden.«
    Jaime schluckte. »Was willst du mir damit sagen, Bruder?«
    »Dass du am Ende bist, Blutsauger.«
    Zamorra
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