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0822 - Flüstern, schreien, töten

0822 - Flüstern, schreien, töten

Titel: 0822 - Flüstern, schreien, töten
Autoren: Jason Dark
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auch kriegte.
    »Wissen Sie, John, ich bin eigentlich keine Raucherin, aber in diesem Fall…«
    »Ist die Angst so groß?«
    Kate hob die Schultern und schaute dem Rauch der Zigarette nach. »Ich weiß nicht, ob die Angst so groß ist«, gab sie murmelnd zur Antwort.
    »Aber sie ist vorhanden, und sie steigt auch mit jeder Minute, die verstreicht. Auf der einen Seite möchte ich mich schon jetzt hinlegen und schlafen, auf der anderen aber fürchte ich mich davor. Diese Zwickmühle bringt mich fast um.«
    »Das kann ich verstehen. Doch wovor genau haben Sie Angst?«
    »Das weiß ich nicht. Klingt es dumm, wenn ich sage: vor dem verdammten Schicksal?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Es ist nämlich so. Ich kann auch sagen, dass ich mich vor der Zukunft fürchte. Es klingt wohl besser.«
    »Das ist doch gehüpft wie gesprungen, denke ich.«
    »Ich sehe es etwas anders.« Sie winkte ab. »Aber lassen wir das.« Dann schaute sie auf die Uhr. Ihre Lippen bewegten sich zuckend. »Es ist wohl noch ein wenig früh, um sich hinzulegen und zu schlafen. Was meinen Sie, John?«
    »Sie sollten selbst wissen, was gut für Sie ist.«
    »Nichts ist gut.« Sie lehnte sich zurück. Die Zigarette hatte sie ausgedrückt. »Es ist überhaupt nichts gut. Ich weiß genau, dass etwas auf mich zukommt, aber ich kann es weder fassen noch erklären. Es sind Dinge, die anders liegen. Sie sind tief im Unterbewusstsein des Menschen begraben, und sie kommen erst wieder zum Vorschein, wenn andere es wollen.«
    »Das kann ich nicht so beurteilen.«
    »Doch.« Sie wedelte mit der Hand. »Ich wollte dazu noch etwas sagen, John.«
    »Bitte.«
    Kate beugte sich vor, weil sie sichergehen wollte, dass uns niemand zuhörte. »Vorhin, auf dem Weg von der Bar hierher ins Restaurant, hatte ich eine… eine Vision!«
    »Wie das?«
    »Ich hielt die Augen geschlossen und sah trotzdem etwas. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Was sahen Sie?«
    »Eine Kette.«
    »Mehr nicht?«
    Ihr Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Doch, ich sah noch mehr. An der Kette hing ein Gegenstand. Es war ein Amulett, John, ein Kreis. Auf der Oberfläche des Kreises war etwas eingraviert. Ich habe es zunächst nicht erkennen können, ich habe mich auch dagegen gewehrt, aber die Vision kehrte zurück, und da konnte ich es besser sehen. Es war ein Totenschädel. Ein widerlicher Totenkopf, der metallisch aussah.«
    Ich schwieg.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Ich habe keine Erklärung. Aber diese Amulett muss etwas mit Ihnen zu tun haben, denke ich. Oder liege ich da falsch?«
    Sie hob die Schultern. »Ich habe ihn nie zuvor in meinem Leben gesehen, wobei ich gleichzeitig weiß, dass er doch eine große Rolle spielt.«
    »Bei dem Phantom?«
    »Ja, er muss für ihn wichtig sein. Das gesamte Amulett ist es wohl. Er verlässt sich darauf. Wie ich das allerdings in einen Zusammenhang mit mir bringen soll, ist mir ein Rätsel. Ich komme beim besten Willen nicht damit zurecht. Während des Essens habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, deshalb war ich auch so still.«
    Ich fasste nach ihrer Hand, die auf der Tischplatte lag. Die Haut fühlte sich kalt an und war von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. »Haben Sie sonst noch etwas gesehen?«
    »Nein, John.«
    »Hmm…«
    »Aber wie kann ich diese Vision in einen Zusammenhang mit mir bringen? Bitte, sagen Sie es mir. Es macht mich verrückt. Es ist mir noch nie zuvor passiert, dass ich so etwas sah.«
    »Tut mir Leid, Kate, ich bin überfragt.«
    »Das verstehe ich.« Sie zog die Hand zurück und schloss die Augen.
    Ich empfand es als besser, wenn wir das Restaurant verließen. Ich winkte den Ober herbei, der nickte und wenig später an unserem Tisch war. Ich zahlte diesmal bar, ließ mir die Quittung geben und sah, dass Kate Duvall die Hände vor ihr Gesicht gepresst hatte. Es war schon relativ spät. Noch knapp drei Stunden bis Mitternacht, und um das Hotel herum lag die Dunkelheit wie die Mauern eines Gefängnisses.
    »Sollen wir gehen, Kate?«
    Sie hatte meine Frage gehört und ließ die Hände langsam sinken. Ihre Augen waren gerötet. Sie sah aus, als hätte sie geweint. »Es ist wohl besser, John. Wir können ja doch nichts ändern. Ich weiß, dass die Nacht vor mir liegt und dass sie für mich zur Hölle werden kann.«
    »Kate, ich bin doch bei Ihnen. Ich denke, dass Sie dies etwas beruhigen sollte.«
    Sie blickte mich ernst an. »Sie glauben gar nicht, wie mich das beruhigt, John. Ich würde
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