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0822 - Flüstern, schreien, töten

0822 - Flüstern, schreien, töten

Titel: 0822 - Flüstern, schreien, töten
Autoren: Jason Dark
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sonst durchdrehen.« Sie schluckte. »Wissen Sie, ich habe immer gedacht, durch den Job hart geworden zu sein. Das bin ich auch, denn ich habe scheußliche Verbrechen erlebt und Opfer gesehen, deren Aussehen oft unbeschreiblich war. Wenn es das nur wäre, dann wäre es auch okay. Aber es ist etwas anderes. Zum einen betrifft es mich persönlich, und zum anderen kenne ich den Gegner nicht. Er kommt aus dem Dunkel und schlägt zu. Mal eine sehr ernsthafte Frage, John: Glauben Sie, dass jemand aus der Hölle zurückkehren kann, um als mordende Bestie durch die Welt zu laufen?«
    Ich runzelte die Stirn. »Darf ich fragen, wie Sie darauf kommen, Kate?«
    »Bitte, beantworten Sie zunächst mal meine Frage, John.«
    »Tja… möglicherweise werden Sie über meine Antwort entsetzt sein, Kate, aber ich kann die Frage leider nicht verneinen.«
    »Dann glauben Sie also daran?«
    »Möglich ist alles.«
    »Das ist gut«, murmelte sie. »Mit dieser Antwort haben Sie mir schon einen großen Gefallen getan.« Kate stand auf und schob ihren Stuhl zurück.
    »Lassen Sie uns gehen.«
    Auch ich erhob mich. Kate wartete auf mich. Wieder hakte sie sich ein.
    Der Ober verbeugte sich, als wir ihn passierten. Er wünschte uns noch einen schönen Abend.
    »Danke sehr.«
    Vor dem Lift blieben wir für einen Moment stehen, und Kate lehnte sich an mich. »Mein Gott, wenn diese Nacht doch schon vorbei wäre.«
    »Wir werden sie überstehen, Kate.«
    »Danke, dass Sie mir Hoffnung machen.«
    Ich hatte auf den Knopf gedrückt, um die Kabine zu rufen, hörte das leise Läuten, dann öffnete sich die Tür vor uns. Wir betraten den Fahrstuhl, dessen Inneneinrichtung sehr komfortabel war. Kate lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Sie war zu bedauern, aber sie musste da durch. Außerdem hatte sie gut daran getan, Abes Ratschlag zu folgen und nach London zu kommen, auch wenn das den unheimlichen Killer nicht aufhalten konnte. Wenn er jedoch kam, würde ich ihn erwarten.
    Kate Duvall hatte mich gefragt, ob es möglich sein konnte, dass jemand aus der Hölle zurückkehrte. Vielleicht lag sie mit dieser Vermutung gar nicht so verkehrt. Wir würden – so hoffte ich – noch in dieser Nacht eine Antwort auf all ihre Fragen erhalten.
    Sehr sanft stoppte der Lift.
    Ebenso sanft öffnete sich auch die Tür, und wir konnten die Kabine verlassen.
    Ich ließ die Kollegin vorgehen und hatte ihr eine Hand auf die rechte Schulter gelegt. Dabei spürte ich, wie sie schauderte. Wahrscheinlich war wieder ein fremder Gedankenstrom durch ihren Kopf gehuscht, und sie kam mit ihm einfach nicht klar.
    Unsere Schritte waren kaum zu hören. Der Teppich verschluckte die Laute. Die Beleuchtung war nicht die beste, und Kate schaute mich an.
    »Ich fühle hier etwas Unheimliches.«
    »Was denn?«
    »Halten Sie mich nicht für eine ängstliche Gans, John, aber ich kann es nicht erklären. Es ist ehe ein unheilvoller Geist, der sich hier breit gemacht hat.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Weil er auf der Suche nach mir ist. Ja, er will mich, John, und ich habe das Gefühl, dass wir ihm nichts entgegensetzen können.« Sie streckte den Arm aus und wechselte das Thema. »Da gegenüber ist übrigens meine Zimmertür.«
    Ich nickte und bat um die Karte, die ich auch von ihr erhielt. Dann sagte ich: »Sie warten hier.«
    Kate wusste Bescheid. »Glauben Sie, dass schon jemand auf uns wartet?«
    »Man kann nie wissen.«
    Ich steckte die Karte in den Schlitz, zog sie hindurch, das grüne Licht am Schloss leuchtete auf, ich drehte den Knauf und öffnete die Tür.
    Im Zimmer war es nicht dunkel. Das Zimmermädchen hatte eine Lampe eingeschaltet, und der weiche Schein fiel bis in den schmalen Flur hinein, wo links das Bad lag.
    Es war ebenso leer wie der Flur und auch das normale Zimmer. Ich winkte Kate zu. Trotzdem betrat sie nur zögerlich den Raum.
    »Alles in Ordnung«, sagte ich.
    »Wenigstens etwas«, flüsterte sie, setze sich auf das Bett und ließ sich danach zurücksinken.
    »Und nun?« fragte ich. »Warten wir auf das Schicksal«, gab sie flüsternd zurück.
    ***
    Seit unserem Eintreffen war mehr als eine halbe Stunde vergangen, und nichts hatte sich getan. Nur einmal war ich aufgestanden und hatte mir aus der Minibar eine Flasche Saft geholt. Ich hatte Kate Duvall auch ansprechen wollen, es jedoch gelassen, denn sie schien zu schlafen.
    Als sie das Gluckern des Safts in das Glas hörte, da richtete sie sich auf.
    »John…?«
    Ich drehte mich um. »Ja…«
    Sie
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