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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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Anschließen, wenn sie satt ist, wird sie dich töten und deine Reste auf die beiden Vasen verteilen.«
    »Wie schön«, murmelte ich.
    »Du hast Galgenhumor.«
    »Manchmal.« Ich wollte den Staub ausspucken, bewegte mich – und beging einen Fehler.
    Die Schakale waren unheimliche Wächter und reagierten blitzschnell. Urplötzlich spürte ich die Zähne eines weit aufgerissenen Mauls an meinem Hals. Ein zweites Tier hatte sein Maul übermeine Stirn und die Augen gesenkt. Der warme Atem strich über mein Gesicht, und Speichel tropfte auf meine Wangen.
    Ich lag starr wie ein Toter.
    Tandy kicherte. Ich sah ihn nicht, nur dieses widerliche Lachen drang zu mir. »Ich habe es gewusst, John. Du wolltest es versuchen, aber ihre Freunde sind stärker.«
    Ich schwieg.
    Mein Herz klopfte schneller als gewöhnlich. Wenn diese beiden Schakale zubissen, war ich verloren. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich wieder zurückzogen.
    Ich hörte einen Pfiff, ein schrilles, hohes Signal, und die Schakale ließen von mir ab.
    Ich atmete wieder durch.
    Mein Blick fiel auf Tandy. Er zielte nicht mehr auf mich. Er hatte sich auf seinem Platz gedreht und drückte sich nun langsam in die Höhe, um genau die Person anzuschauen, die wie aus dem Nichts bei uns erschienen war.
    Vor dem riesigen Götze stand Zeo!
    ***
    Sie war lautlos erschienen, so lautlos, als hätte sie sich materialisiert, was wahrscheinlich auch stimmte, und zum ersten Mal konnte ich sie ganz deutlich betrachten.
    Um keinen Deut hatte sich dieses Wesen verändert.
    Nur der schwarzgraue Umhang verdeckte die Blöße ihres im Mondlicht bleich schimmernden Körpers. Einen Arm hatte sie angehoben und angewinkelt, eine Hand gespreizt und die Finger in die dunkle Haarflut versenkt. Mit der anderen, der linken, raffte sie an einer Seite ihr Gewand zusammen, als wollte sie sich davor hüten, über den Saum zu stolpern.
    Wer war Zeo?
    Ein Vampir?
    Wenn ja, dann keiner, wie ich ihn kannte. Keiner, der einen Vergleich mit Mallmann standgehalten hätte. Sie war einfach gierig auf Blut, aber möglicherweise hatte es im alten Atlantis Vampire gegeben, die eben anders waren als die, die ich bisher kennen gelernt hatte.
    Spitze Zähne wuchsen nicht aus ihrem Oberkiefer. Zeo machte auch keinen besonders gefährlichen Eindruck. Sie stand einfach da und wartete.
    Die Schakale hatten sich zurückgezogen. Es waren genau vier, die sich winselnd vor den Füßen der Frau niederließen, die Mäuler aufgerissen hatten und zu ihr hochschauten.
    Clifford Tandy stand jetzt, und seine Haltung Zeo gegenüber drückte Demut aus. Er blickte sie aus großen Augen an und hielt sich in einer Haltung, die schon jetzt einen Kniefall andeutete.
    Sie war die Herrin, er ihr Diener.
    Zeo bewegte den Kopf. Gleichzeitig sank die rechte Hand nach unten. Sie hielt ihr Haar nicht mehr fest, es fiel bis auf die Schulter und blieb dort ausgebreitet liegen.
    Dann kam sie vor.
    Nackte Füße schleiften durch den Staub, hinterließen kleine Wolken. Neben Tandy blieb sie stehen. Sie strich mit spitzen Fingern durch sein Gesicht, als wollte sie fühlen, ob unter der Haut noch genügend Blut pulsierte.
    Dass Zeo zu mir wollte, stand fest.
    Meine liegende Position gefiel mir überhaupt nicht. Die Schakale waren nicht mehr in meiner unmittelbaren Nähe, und so riskierte ich einen ersten Versuch, auf die Beine zu kommen.
    Cliff Tandy schoss!
    Der peitschende Knall ließ mich zusammenzucken. Mehr allerdings noch der Einschlag der Kugel dicht neben meinem Kopf, wo kleine Steine wegspritzten und der Staub hochwallte.
    Er hatte verdammt genau gezielt. Oder hatte ich nur Glück gehabt, dass mir die Kugel nicht in den Schädel gedrungen war?
    Nein, Tandy hatte genau gewusst, was er tat, denn er wollte dieses Opfer seiner Herrin überlassen.
    Zeo hatte mich erreicht. Sie blieb neben mir stehen, hob einen Fuß an und stellte ihn auf meine Brust.
    Im Hintergrund bewegten sich die Schakale. Ihr leises Knurren drang wie eine dumpfe Musik zu mir. Sie behielten uns unter Kontrolle, nichts entging ihren wachsamen Augen.
    Ich lag auch weiterhin rücklings im Staub, schaute in die Höhe und sah in das Gesicht der uralten jungen Frau, die es tatsächlich geschafft hatte, die Jahrtausende zu überstehen.
    Von ihr ging etwas aus, das ich nicht genau beschreiben konnte.
    Es war nicht der Flair einer schönen Frau, obwohl Zeo ausnahmslos gut aussah. Hier strahlte mir etwas anderes entgegen, das ich schlecht erklären konnte.
    Es war der Hauch der Alten,
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