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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum
Autoren: Sylke Brandt
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hatte sie sich innerhalb von Sekunden in einen bewaffneten Gegner verwandelt. Sie grinste wölfisch und wirbelte zu dem zweiten Angreifer herum, begrüßte ihn mit seinem Seitwärtstritt und setzte sofort mit dem Schlagstock nach.
    In der Gasse entbrannte ein wildes Handgemenge. Obwohl die Gegner zahlmäßig weit überlegen waren, kamen sie schlecht an Nicole heran. Wann immer sie es versuchten, waren da schon der Schlagstock, ein Knie oder ein Ellenbogen, die sie schmerzhaft begrüßten. Ihre eigenen Schläge fanden dagegen kaum ihr Ziel. Nicole wich so geschmeidig aus, als wäre sie aus Wasser, und mehr als einmal nutze sie den Schwung der Angreifer gegen sie, griff ihren Arm und riss sie nach vorn, sodass sie hart gegen eine Häuserwand stolperten.
    Ihr scheinbar so leichtes Opfer kämpfte wie ein Wirbelwind, aber irgendwann würde sie ermüden, und dann hatten die Männer, die sich abwechseln konnten, einen entscheidenden Vorteil. Alles, was sie tun mussten, war, die Frau in der Gasse zu halten, damit sie nicht wegrennen konnte. Und solange bissen sie die Zähne zusammen und unterdrückten ihre Schmerzenschreie, während die Schläge auf sie einprasselten.
    Natürlich bemerkte auch Nicole bald, was sie Männer planten. Zornig verdoppelte sie ihre Anstrengungen. Sie versuchte nicht nur, so oft und hart wie möglich zu treffen und dabei selber auszuweichen, sondern verlegte sich darauf, besonders empfindliche Ziele zu verletzen. Ein heftiger Ellenbogenstoß in den Solarplexus setzte einen der Angreifer außer Gefecht - er brach nach Luft ringend in der Gasse zusammen. Einem anderen drehte sie den Arm mit so einem Schwung nach hinten, dass sie hören konnte, wie die Schulter aus dem Gelenk sprang. Der Mann schrie auf und taumelte zur Seite, und sie war sich sicher, dass er nicht in den Kampf zurückkehren würde.
    Aber sie spürte auch, dass sie nicht mehr lange durchhalten konnte…
    ***
    Im Grunde war es nicht schwer, dem heranstürmenden Koloss auszuweichen. Aber so breit die Hauptstraße im Vergleich zu den anderen Gassen im Dorf auch war, für ein solches Manöver wurde sie plötzlich sehr schmal.
    Zamorra verharrte solange wie möglich an seinem Platz, Er sah der Bestie entgegen, bis er die Vibration der Hufe durch den Asphalt deutlich spürte und er das Weiße in den Augen des Gegners hätte sehen können, wenn es da welches gegeben hätte. Erst dann warf er sich zur Seite.
    Der Eber konnte nicht mehr stoppen oder die Richtung ändern. In dem vollen Lauf, mit dem er den kleinen Menschen hatte rammen wollen, donnerte er an ihm vorbei. Zamorra roch den Gestank des Tieres und spürte, wie die Borsten seine Hand streiften.
    Die Zeit, die das Tier brauchte, um seinen Schwung abzubremsen und sich zu einem neuen Angriff umzudreheri, nutzte Zamorra. Er rannte zur anderen Straßenseite und ging hinter einem Auto in Deckung, einem alten Renault, von dem er sich mehr Sichtschutz erhoffte. Kurz spielte er mit dem Gedanken, einfach weiterzulaufen und darauf zu hoffen, die Bestie in den Gassen abzuhängen. Aber er hatte gesehen, wie verdammt schnell das Wesen war, und wollte nicht riskieren, von hinten von den Hauern aufgespießt zu werden. Zamorra wusste nicht, wie er eines Tages einmal sterben würde. Aber er war sich ganz sicher, dass er sein Ende nicht durch ein Schwein finden wollte.
    Mit Präzision und Ruhe legte er mit dem E-Blaster an und zielte. Das dumpfe Grollen erklang wieder. Der Eber hatte seine Drehung beendet und fand jetzt seinen Feind nicht mehr. Die gigantische Schnauze hob sich, und das bizarre Geräusch eines Schnüffelns drang bis zu Zamorra. Hatten Schweine nicht einen besonders guten Geruchssinn? Er würde nicht abwarten, um das herauszufinden.
    Zamorra erhob sich halb als seiner Deckung und feuerte - der blassrote Strahl des Blasters traf den Kopf der Bestie und zog eine brennende Spur über die Schnauze, knapp vorbei am Auge. Das Tier brüllte und warf den Kopf zur Seite, der Energiestrahl trennte ein Ohr und einen der Hauer ab.
    Dann fiel der Eber mit einem Sprung wieder in den donnernden Galopp und raste auf Zamorra zu.
    Der E-Blaster traf ihn in die Seite, schnitt durch Fell und Fleisch, aber das schien ihn wenig zu kümmern. Mit voller Wucht rammte das Tier gegen den Renault und schleuderte ihn zur Seite. Das Auto krachte in die Wand eines Gebäudes. Stein- und Glassplitter flogen, und das Metall des Wagens wurde zerdrückt wie eine Papiertüte. Zamorra hechtete zur Seite und schaffte es, dem
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