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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum
Autoren: Sylke Brandt
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Gasthaus und tat genau das, was Nicole erwartet hatte: Sie rannte los.
    Nicole war ihr sofort auf den Fersen. Sie war eine gute Läuferin, aber Merille hatte den Vorteil, dass sie sich in dem Ort bestens auskannte. Für einen Moment schien sie verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt, dann hörte Nicole das Geräusch rascher Schritte aus einer Seitenstraße und sprintete wieder los.
    Da war der Schatten der Frau vor ihr, das lange Haar wehte wie ein Banner. Merille bog um eine Kurve und rannte über einen Innenhof.
    »Merille! Bleib stehen!«, rief Nicole, ohne langsamer zu werden.
    Natürlich reagierte die Frau nicht. Aber das war auch egal. Nicole nahm noch einmal ihre Energien zusammen, ging in den Endspurt, warf sich nach vorn und bekam Merille am Ärmel ihres Kleides zu fassen, ehe sie wieder in einer Gasse verschwinden konnte.
    Die Frau schrie laut auf, halb überrascht, halb ängstlich, und taumelte gegen eine Wand.
    In diesem Augenblick begriff Nicole, dass die Verfolgungshatz eine Falle war.
    Aus der Dunkelheit der Gasse lösten sich mehrere Gestalten und liefen auf die beiden Frauen zu. Anscheinend hatte Merille es nicht ganz geschafft, Nicole bis zu dem verabredeten Treffpunkt zu locken.
    »Du wartest hier«, zischte Nicole in Richtung der Frau und gab ihr einen Stoß, dass sie endgültig zu Boden fiel. »Wenn ich mit denen fertig bin, dann haben wir ein Wörtchen zu reden!«
    Dann wandte sie sich den Angreifern zu…
    ***
    Schwer beladen mit seiner Jagdbeute - einem fast frischen Weißbrot, Käse und einem Rotwein, der sein französisches Herz höher schlagen ließ -, wollte Professor Zamorra gerade die Küche des Gasthauses verlassen, als ein Geräusch ihn inne halten ließ. Es war ein Schrei, weit entfernt, aber der klang deutlich durch die Abendstille. Obwohl es nicht Nicoles Stimme war, schrillten sofort alle Alarmglocken in Zamorras Kopf. Er stellte das Tablett ab und eilte zur Treppe.
    »Nicole?«
    Keine Antwort. Mit einem Fluch rannte er die Stufen hoch und in ihr Zimmer, aber es war leer. Vor dem offenen Fenster wehten die Vorhänge in einer leichten Brise. Es gab keine Zeichen eines Kampfes in dem Raum, und die magischen Siegel waren auch intakt. Das hieß, dass Nicole freiwillig nach unten gesprungen war - und das würde sie nur tun, wenn es einen wirklich guten Grund dafür gab. Zamorra zweifelte nicht daran, dass der ferne Schrei etwas mit diesem Grund zu tun hatte.
    Rasch griff Zamorra nach seinem und nach Nicoles E-Blaster und schwang sich ebenfalls aus dem Fenster.
    Wohin jetzt?
    Es gab nur zwei Richtungen. Zamorra entschied sich für eine dieser Richtungen und lief los.
    Er war keine zwei Schritt weit gekommen, als ein massiger Schatten auf die Straße trat und ihm den Weg versperrte. Zamorra brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu erkennen, dass der Meister der Bestien ihn hier mit seinem größten Werk bekannt machte.
    Der Eber musste sehr groß gewesen sein, schon bevor die dunkle Magie sich an ihm ausgelassen hatte. Jetzt hatte er die Größe und Masse eines Kleinwagens, nur dass er fast völlig aus Muskeln und Sehnen zu bestehen schien, die sich selbst unter den schwarzen Borsten des Fells abzeichneten.
    Die gespaltenen Hufe waren groß wie Suppenteller und bewegten sich erschreckend leicht und schnell über den Asphalt.
    Die mächtigen Hauer des Tieres waren schon vorher eine tödliche Waffe gewesen - aber das hatte dem Bestienmacher nicht genügt. Auf jeder Seite der geifernden Schnauze ragten jetzt vier der elfenbeinfarbenen Stoßzähne hervor, der kleinste so lange wie eine Hand.
    Das Leuchten der grünen Augen schimmerte auf den Hauern, als der Eber den Kopf senkte. Ein tiefes Grollen, weit entfernt von einem natürlichen Geräusch, drang aus der Brust des Untiers.
    Dann ging es zum Angriff über…
    ***
    Es waren fünf oder sechs Männer, die aus der Dunkelheit auf Nicole zu stürmten. Zumindest die ersten beiden waren mit Schlagstöcken bewaffnet.
    Nicole ging in Kampfstellung und wartete, bis der erste angriff - dann blockte sie den Schlag, der von oben kam, griff blitzschnell nach dem Arm des Gegners und drehte ihn schwungvoll in einem Halbkreis nach unten herum. Ein kurzer Ruck, und der Schlagstock war in ihrer Hand.
    Mit einer fließenden Bewegung schlug sie dem Mann von unten in die Weichteile, dann riss sie den Stock hoch, knallte ihm dem Angreifer unters Kinn und schickte ihn damit treffsicher für einen Moment ins Reich der Träume.
    Von einem unbewaffneten Opfer
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