Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0811 - Dämonensplitter

0811 - Dämonensplitter

Titel: 0811 - Dämonensplitter
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
zerren. Es war durchaus noch im Bereich des Erträglichen, doch mehr als den Rücktransport zum Château Montagne wollte er auf diese Art und Weise ganz sicher nicht antreten.
    Zamorra gab sich nicht die Blöße, den Vampir etwas davon merken zu lassen.
    Sie waren in einer Gasse zwischen zwei Häusern materialisiert. Straßenlärm drang an die Ohren des Parapsychologen. Den gab es zwar so gut wie überall auf dieser Welt, doch in einer Stadt klang er irgendwie anders, unterschied sich im Sound und anderen Details von all den Großstädten, die im Verkehrschaos zu ersticken drohten.
    Der Lärm, die Luft, vielleicht auch die Lichtverhältnisse und die Gerüche - alles zusammen sagte Zamorra augenblicklich, wo er sich befand: New York City!
    Manhattan.
    Einen Verdacht in dieser Richtung hatte er bereits gehegt, daher gab es keine Verwunderung, die er Laertes gegenüber vertuschen musste. Sie traten auf die Straße hinaus, und der Parapsychologe erkannte das Haus auf der gegenüberliegenden Seite sofort wieder. Von der Straße aus konnte man es nicht betreten. Dazu musste man durch eine Toreinfahrt gehen, die in einen kleinen Innenhof führte. Hier wohnte niemand, dessen Bankkonto nicht gut gefüllt war. Eine Oase mitten im Moloch New York. Künstler bevorzugten die Art des Wohnens - genug Abstand zur pulsierenden Metropole, und dennoch nur wenige Schritte vom prallen Leben entfernt.
    Musiker und Maler hatten sich hier eingemietet, hatten sich hier ihre Ateliers und Studios eingerichtet.
    Und Bildhauer…
    Einer von ihnen war der junge Star der Kunstszene gewesen - Aaron Cassianus, der blinde Bildhauer, dessen Skulpturen die Galeristen in aller Welt in Entzücken versetzte. Publikum und Kritiker lobten ihn einstimmig, zumindest hatte Zamorra das im Nachhinein so recherchiert. Denn lebend hatte er Cassianus nie getroffen.
    Khira Stolt war eine gute Freundin des Bildhauers, und diesen Umstand hatte sich Sarkana zu Nutzen gemacht.
    Wie genau der Vampirdämon vorgegangen war, konnten Zamorra und Nicole nur erahnen. Doch er musste Cassianus gezwungen haben, ein riesiges Abbild seines Fledermauskörpers zu erschaffen. Als Aaron Khira in sein Atelier gelockt hatte, war das Böse in der Statue erwacht. Durch sie brachte Sarkana Khira erneut in seine Gewalt. Cassianus war von dieser Sekunde an für ihn wertlos. Der Bildhauer starb einen grausamen Tod.
    Knapp, äußerst knapp sogar, waren Zamorra, Nicole Duval, Artimus van Zant und Khira Stolt dieser Falle entgangen. Die dabei schwer verletzte Khira hatte die gesamte Aufmerksamkeit aller beansprucht. Niemand hatte auch nur noch einen einzigen Gedanken an das Atelier des toten Bildhauers verschwendet.
    Und erst recht nicht an das Abbild Sarkanas…
    »Er war hier. Der Graue war ganz sicher hier…«
    Dalius Laertes’ Blick war leer. Er starrte durch die Toreinfahrt, doch Zamorra war sicher, dass er den Gebäudekomplex in dieser Sekunde nicht wahrnahm. Im nächsten Moment war der Vampir wieder ganz bei sich. Das bleiche Antlitz Laertes’ wies leichte Rötungen auf. Ein Zeichen, dass er zwar in der Lage war, die Strahlen der Sonne zu überleben, sie ihm dennoch erheblich zu setzten.
    »Lass uns in das Haus gehen.« Er wartete eine Bestätigung des Professors nicht erst ab. Mit weiten Schritten überquerte Laertes die Straße und zwang ein halbes Dutzend Fahrzeuge zu einer Vollbremsung. Die Drohungen, die ihm entgegenbrandeten, ignorierte er vollkommen.
    Zamorra beeilte sich, dem Unheimlichen zu folgen.
    Der Besucherparkplatz, der zu den Gebäuden im Innenhof gehörte, wurde beinahe komplett von einem Truck blockiert, dessen hintere Ladeklappen geöffnet waren. Eine schwere Hebebühne bewies, das dieses Fahrzeug für den Transport großer Gewichte ausgelegt war.
    An den Flanken des Trucks waren je vier riesige Buchstaben kaum zu übersehen:
    »MoMA«
    Zamorra runzelte die Stirn. Das Museum of Modern Art schien hier eine größere Abholaktion durchzuführen. In der schmalen Tordurchfahrt quälten sich mehrere kräftige Männer mit einem Hubwagen, dessen Ladung eine massive Holzkiste war. Durch die Ecken und Ritzen des Kastens quoll Holzwolle.
    Zamorra verstand in diesem Augenblick, was sich im Inneren des Hauses abspielen musste. Es kostete ihn nur einen kurzen Gedankenbefehl, dann lag Merlins Stern in seiner rechten Hand. Für den magischen Ruf spielten Entfernungen und Hindernisse keine Rolle.
    Zamorra sprintete durch das Treppenhaus, hinauf zur Wohnung des toten Bildhauers Aaron
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher