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0811 - Dämonensplitter

0811 - Dämonensplitter

Titel: 0811 - Dämonensplitter
Autoren: Volker Krämer
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die Gestalt im Haus verschwunden, und Khira blieb nichts übrig, als ihr hinterher zu stolpern.
    Mirjad - das beantwortete die Frage nach dem Geschlecht des Kindes noch immer nicht, doch zumindest hatte Khiras guter Geist nun einen Namen.
    Das Hausinnere bestand aus einem einzigen Raum. Um einen großen Tisch herum saßen Frauen und Männer, die das Eindringen der beiden Flüchtenden kaum wahrzunehmen schienen. Nur ein alter Mann stellte sich Mirjad in den Weg.
    »Ich weiß nicht, was du machst, Mirjad, aber der Herr sieht es gar nicht gern, wenn wir Fremde in das Dorf bringen.« Der Blick des Alten haftete sich an Khira. Mirjad schob den Greis aus dem Weg.
    »Wenn du mir nicht helfen willst, dann halte mich zumindest nicht auch noch auf, Ohlja. Ihr seid allesamt ein feiges Pack, das sich von einem Monster in Menschengestalt gängeln lässt. Verschwinde, alter Mann, oder willst du uns denen da oben vielleicht ausliefern? Glaubst du, sie würden dich und deine Familie dann gehen lassen? Träum weiter, Ohlja.«
    Der Alte trat zögerlich zur Seite und ließ das Kind und seine Begleiterin passieren. Khira verstand mit keinem einzigen Wort, was Mirjad hatte sagen wollen. Doch das war ihr in diesen Minuten auch vollkommen gleichgültig. Die Schmerzen in ihrem Kopf wurden mit jedem Augenblick stärker, unerträglicher. Sie hatte sich selbst hoffnungslos überschätzt. Ihre Annahme, sie würde in den ersten Stunden ihrer Flucht ohne das Schmerzmittel auskommen können, erwies sich als gänzlich falsch.
    Durch die Hintertür verließen sie das Haus wieder. Khira griff nach Mirjads Schulter, brachte das Kind zum Halten. »Bitte, ich brauch etwas Wasser… ich muss etwas gegen meine Schmerzen tun…«
    Sie taumelte, fiel gegen Mirjads mageren Körper. Scheinbar mühelos fing das Kind sie ab. Als Khiras Kopf gegen Mirjads Brustkorb fiel, hatte sich zumindest die Frage Junge oder Mädchen erledigt, denn deutlich hatte Khira unter dem Shirt die noch kleinen Wölbungen junger Brüste gespürt.
    Mirjad fügte sich den Tatsachen. »Gut, bleib hier sitzen, ich besorge dir Wasser.« Keine zwei Minuten später war sie mit einem halb gefüllten Glas zurück. Mit zitternden Fingern nestelte Khira aus der Brusttasche ihres behelfsmäßigen Kleides drei der rosafarbigen Pillen und spülte sie mit dem Glasinhalt hinunter.
    Nur noch 8 Pillen…
    Khira rechnete damit, von dem Mädchen sofort wieder zur Flucht angetrieben zu werden, doch Mirjad ließ sie in Ruhe. Es dauerte eine ganze Weile, dann endlich begannen die Pillen zu wirken. Khira war wieder in der Lage, klar zu denken. Und sie spürte, wie langsam die Kraft in ihren Körper zurückkehrte. Die ganze Zeit über stand Mirjad wie eine Statue neben ihr und schien zu lauschen.
    »Sie kommen. Wir müssen jetzt weiter.«
    Khira fasste die Hand des Kindes. »Halt. Wer kommt? Vor wem müssen wir fliehen - und warum bin ich hier? Wer hat mich hier gefangen gehalten? Sag es mir - du weißt es doch!«
    Mirjad blickte erstaunt auf Khiras Hand, die die ihre umfasste. Offenbar war die Kleine es nicht gewohnt, dass man sie so berührte. »Sie haben deine Flucht jetzt entdeckt. Sie werden kommen - ich kann sie schon fühlen und riechen. Komm jetzt, wir müssen weg von hier.«
    Khira kam wieder auf die Beine. »Bitte, Mirjad, warum bin ich hier? Wer oder was ist hinter mir her?«
    Der Blick des Mädchens war voller Verwirrung. »Du weißt es wirklich nicht, oder? Du weißt nichts von den Vampiren, die sich hier eingenistet haben? Du kennst ihn nicht?«
    Khira schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nur an meinen Vornamen erinnern, alles andere ist weg.«
    Vampire - düstere Erinnerungen rührten sich tief in ihrem Inneren, doch kein Name, kein Bild, nicht einmal der kleinste Fetzen davon drang zur Oberfläche ihres Ichs empor.
    Nur eines war Khira plötzlich bewusst: Das Volk der Nacht hatte in ihrem früheren Leben eine große Rolle gespielt. Und in Mirjads Gesicht, den traurigen Augen des Mädchens, entdeckte sie Details, die auch zu ihrer Kindheit passen mussten. Da waren starke Ähnlichkeiten vorhanden, die sie nicht benennen konnte.
    »Aber wenn es denn wirklich Vampire sind, dann…«
    Khira beendete den Satz nicht, denn Mirjads helles und freudloses Lachen unterbrach sie.
    »Dann sind wir tagsüber vor ihnen sicher, wolltest du sagen, nicht?« Das Mädchen schüttelte ihre ungebändigten Locken. »Nicht alle fürchten das Tageslicht. Und sie haben Helfer, denen der Vampirkeim noch nicht
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