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0811 - Dämonensplitter

0811 - Dämonensplitter

Titel: 0811 - Dämonensplitter
Autoren: Volker Krämer
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eingepflanzt ist. Zudem ist die Nacht noch nicht vorbei. Noch hat die Sonne nicht gesiegt. Also komm jetzt endlich.«
    Khira zögerte, als sich Mirjad spielerisch leicht auf eine hüfthohe Mauer schwang - hüfthoch für einen normalgewachsenen Menschen! Für Khira stellte sie ein ziemlich großes Hindernis dar.
    Doch das allein war es nicht, was sie verharren ließ. Sie war im Begriff, ihr Leben einem Kind anzuvertrauen, von dem sie nichts außer dem Namen wusste. Doch Khira war klar, dass ihr kaum eine Wahl blieb.
    »Hilf mir über die Mauer.« Sie streckte ihre Arme aus, damit Mirjad sie hochheben konnte. Doch das glutäugige Mädchen sprang wieder von der Einfassung auf Khiras Seite zurück. Blitzschnell duckte sie sich, riss die Kleinwüchsige mit sich nach unten. Ihre Stimme war nur noch ein geflüsterter Hauch, der atemlos an Khiras Ohr drang.
    »Zu spät. Sie sind schon da.« Mit hartem Griff hinderte sie Khira daran, wieder aufzustehen.
    Panik ergriff die Kleinwüchsige. Der tief sitzende Fluchtinstinkt brach sich seinen Weg durch ihr Denken, füllte es völlig aus.
    »Hör mir zu.« Mirjad zischte wie eine aufgebrachte Schlange. Etwas in ihrer Stimme zwang Khira zur Konzentration. »Es sind drei. Zwei Normale und ein Vampir. Um die Menschen musst du dich nicht kümmern, sie stehen völlig unter dem Einfluss des verdammten Blutsaugers. Du wirst auf mein Kommando aufstehen und ganz langsam zurück ins Haus schlendern. Keine schnellen Bewegungen, hörst du?«
    Khira nickte. Mit Bitterkeit wurde ihr klar, dass ihr Leben nun völlig in der Hand eines Kindes lag.
    »Kümmere dich nicht um die Leute im Haus. Geh einfach hinein und such dir eine Deckung. Den Rest erledige ich. Alles verstanden?«
    Angstschweiß lief Khira übers Gesicht. Nur mit Mühe bekam sie ein bestätigendes Nicken zustande.
    »Gut, dann los jetzt. Und dreh dich nicht nach mir um. Auf keinen Fall! Keine Angst, wir schaffen das.«
    Khira hatte keine Ahnung, woher sie die Kraft nahm, wieder auf die Füße zu kommen. Doch irgendwie gelang es ihr. Jede Faser ihres Körpers schien ihr befehlen zu wollen, sich umzudrehen. Ihre Mörder waren dicht hinter ihr. Es ging beinahe über ihre Kraft, doch sie schaffte es zu widerstehen.
    Als würde sie diesen Weg täglich gehen, betrat sie ganz selbstverständlich das Haus.
    Doch auf der Schwelle verlor Khira den Kampf gegen sich selbst. Ruckartig drehte sie sich herum.
    Was sie sah, ließ sie endgültig an ihrem Verstand zweifeln.
    ***
    Die beiden Normalen, wie Mirjad sie bezeichnet hatte, waren junge Männer, die sich wie Roboter bewegten. Als sie gleichzeitig über die niedrige Mauer hinwegsetzten, sah das beinahe wie eine Übung beim Synchronschwimmen aus. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich unter einem fremden Zwang befanden, der sie steuerte. Die Augen der Männer waren tot, ja, anders konnte man es nicht beschreiben. Sie fixierten Khira als ihr Ziel, doch in ihnen war kein Funken von Leben zu erkennen.
    Mechanisch und gleichgeschaltet staksten sie auf die Kleinwüchsige zu. Mirjad, die nach wie vor hinter der Mauer kauerte, hatten sie völlig übersehen.
    Doch dann war er ebenfalls auf dieser Seite der Einfassung angelangt. Sein Gesicht war geprägt von Arroganz und Selbstsicherheit. Sein kaltes Lächeln war die schiere Häme. Er war nicht einmal sonderlich groß, äußerlich von mittlerem Alter, doch die Aura des Bösen umgab ihn und ließ Khira vor Angst erstarren.
    Im Haus - ihrem Gefängnis - hatte sie ihn niemals gesehen. Dort hatte sie nur Kontakt zu den beiden Frauen gehabt - und zu dem Mann, der stundenlang an ihrem Bett gesessen und sie fixiert hatte. Dennoch wusste sie in dieser Sekunde, dass jenes Wesen dort auch zu den Bewohnern des Herrschaftshauses gehörte.
    Ich kann ihn fühlen… Ich spüre sein dunkles Wesen ganz deutlich…
    Mit einem Schlag war der Erinnerungsfetzen da. Ja, sie hatte die Wesen der Nacht immer fühlen können, hatte ihre bösen Aktivitäten über weite Entfernungen hinweg erspürt. Sie hatten fest zu ihrem früheren Leben gehört. Immer - schon als kleines Kind…
    Der Schmerz durchzuckte Khiras Kopf, ließ sie ihre Handflächen gegen die Schläfen drücken. Der ganze Rest der Erinnerung blieb wie hinter einer dicken Eisenwand verborgen.
    Die zwei Männer waren nun schon bis auf wenige Schritte an Khira herangekommen. Der Vampir blieb dicht bei der Mauer stehen. Seine Sklaven würden ihm die Kleine bringen. Warum also sollte er sich unnötig bewegen? Zumal er
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