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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers
Autoren: Jason Dark
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Schwur getan…«
    »Rede keinen Mist…«
    »Nein, nein, lass mich. Ich möchte dir etwas sagen. Du bist ja sowieso der Stärkere von uns beiden. Ich habe mir immer vorgestellt, obwohl ich Polizist bin, nicht durch eine Kugel zu sterben. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«
    Pic schluckte trotzdem, er schnappte auch nach Luft. »Du… du … willst hängen?«
    Suko zeigte seine Zähne. »Wenn es dir nicht zu viel ausmacht, tendiere ich dahin.«
    Pic lachte schallend.
    Er war aus der unmittelbaren Nähe der Kerze verschwunden und tauchte ein in den Hintergrund, wo die Schatten dichter waren und ihn umhüllten.
    Aber er kam wieder vor. Die Waffe steckte jetzt in seinem Gürtel.
    »Ich habe doch richtig gehört, Chinese – oder?«
    »Das hast du.«
    »Dann willst du wirklich die Schlinge an deinem Hals spüren und mitbekommen, wie ich dich hochziehe?«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Der Glatzkopf schüttelte den Kopf. »Irre«, sagte er, »einfach irre. Das packe ich nicht. Das kann ich nicht begreifen. Bist du einer, der gerne gefoltert werden will?«
    »Nein.«
    »Sondern…?«
    Suko verdrehte die Augen. »Nerv mich nicht. Ich habe dir erklärt, warum ich so sterben will. Ich hasse es, wenn mir eine Kugel durch den Kopf fährt. Das ist alles. Da hat jeder seine eigene Vorstellung vom Ableben.«
    Pic fing wieder an zu lachen. Es dauerte eine Weile, bis er sich eingekriegt hatte. »Stimmt, stimmt. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber das ist ein Klopfer.«
    »Meine ich auch.«
    Pic schaute Suko noch einmal in das von Licht und Schatten durchzuckte Gesicht, dann hob er die Schultern und drehte sich von seinem Gefangenen weg.
    Er trat dorthin, wo die Kerze auf dem Schemel stand. Sehr vorsichtig nahm er den Teller hoch und stellte die Kerze auf den Boden, einige Schritte vom Schemel entfernt, so dass auch der Schatten der Schlinge vom Boden verschwand.
    Suko kannte die Regeln. Die Schlinge hing zu hoch, um sie, wenn er normal stand, mit dem Kinn und damit auch mit dem Hals erreichen zu können. Deshalb würde er auf den Hocker klettern müssen.
    Wenn er dort stand, würde Pic ihm den Hocker unter den Füßen wegtreten, und schon hing er fest, um einem schrecklichen Ende entgegenzusehen.
    Pic hob den Hocker an und stellte ihn genau an die richtige Stelle.
    Ein wenig hinter die Schlinge. Dort blieb er auch, als er fragte: »Bist du bei deiner Meinung geblieben?«
    »Sicher.«
    Pic schüttelte den Kopf. »Das ist ein Ding. So etwas habe ich noch nicht erlebt.«
    »Alles ist irgendwann neu«, sagte Suko.
    Pic trat mit dem rechten Fuß auf. »Willst du mich verarschen, verdammt noch mal?«
    »Nein, warum?«
    »Dein Gerede gefällt mir nicht.«
    »Ich passe mich eben an.«
    Der Glatzkopf reagierte nicht. Vielleicht hatte er die Worte auch nicht begriffen. Er überprüfte noch einmal die Distanz des Schemels zur Schlinge, und sein Nicken zeigte an, dass er mit seiner Arbeit zufrieden war.
    Dann kam er auf Suko zu. Den Kopf hielt er gesenkt. Das Gesicht lag im Schatten, und die Haut sah aus wie roher Teig. Er bückte sich, als er neben dem Gefesselten stehen blieb.
    »Kannst du aufstehen?«
    »Nur schlecht.«
    Pic schluckte und half Suko auf die Beine. Dessen Hände blieben auf dem Rücken gefesselt. Er hatte zwar versucht, die dünnen Stricke zu lösen, es jedoch nicht geschafft.
    Etwas schwankend blieb er stehen, kippte nach rechts und musste von Pic gestützt werden.
    »Stell dich nicht so an. Der kleine Schlag auf den Schädel bringt niemand um.«
    »Ich bin es nicht gewohnt.«
    Der Glatzkopf stand schräg hinter Suko, die Hände auf den Schultern des Inspektors. »Kannst du wenigstens allein auf den Schemel steigen?«, fragte er flüsternd.
    »Wenn nicht, musst du mir helfen!«
    Pic verzog das Gesicht, als bestünde es aus Gummi. Noch immer fühlte er sich auf den Arm genommen, diesmal aber reagierte er sich nicht an Suko ab.
    Er schob ihn vor, und Suko taumelte dem Ziel entgegen. Als er mit den Beinen gegen den Hocker stieß, zerrte ihn sein Peiniger wieder zurück. »Nicht so eilig, Mann.«
    »Ist klar.«
    Pic wollte es ganz genau machen. Er prüfte, ob der Hocker stabil genug war. »Der wird dich halten«, sagte er.
    Suko nickte nur. Er hielt sich von nun an bewusst zurück, denn für ihn begann die wichtigste Phase. Dass er mit dem Feuer spielte, war ihm klar. Er hatte sich bewusst für das Hängen entschieden, weil er sich dabei bessere Chancen ausrechnete. Einer Kugel hätte er nicht entwischen können. Sie
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