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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers
Autoren: Jason Dark
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werden. Sie war einfach da, sie strömte auf mich ein, und ich kam mir vor, als wäre das Herz zu einer gläsernen Masse geworden, in der sich Erinnerungen hielten, um nun sichtbar zu werden.
    Erinnerungen an Zeiten, die lange zurücklagen. Viele Jahrhunderte.
    Und ich sah einen Mann. Bärtig, bleich und verbissen. Ein Gesicht, in dessen Augen das Böse nistete.
    »John… was ist mit dir?«
    Die qualvoll klingende Stimme der Gefangenen erreichte mich, aber sie schaffte es nicht, die Wand der Erinnerungen zu durchbrechen. Erinnerungen, die eigentlich keine waren, weil ich sie nicht durchlebt hatte. Und dennoch kam es mir so vor, denn alles drehte sich um den bärtigen Mann mit den bösen Augen.
    Ich kannte ihn und kannte ihn doch nicht.
    Ich wusste nur seinen Namen.
    Er hieß Henry St. Clair, war aus Schottland geflohen und hatte den Kontinent Amerika noch vor Kolumbus entdeckt.
    Mein Ahnherr…?
    Ich wusste es nicht. Der Zweig meiner Familie war in Schottland geblieben, doch ich erlebte St. Clair mit, als hätte man mich aus dieser Zeit in die Vergangenheit geholt.
    Alles war da.
    Auch das Böse!
    ***
    Der G-Man Bob Crane, der einer Sonderkommission angehörte, hatte sich immer für einen harten Mann gehalten. Das war er auch, sonst hätte er nicht überleben können. Er war immer einen Tick schneller gewesen als seine brutalen Gegner. In diesem Fall aber hatte er versagt. Ja, er hatte versagt, obwohl es im Prinzip nicht stimmte, denn dann hätten auch die anderen versagt haben müssen. Doch Crane gehörte zu den Menschen, die eine Niederlage auf seine Kappe nahmen. Er sah überhaupt nicht ein, die anderen dafür verantwortlich zu machen, und in diesem Fall waren die anderen ein Junge und ein Pater.
    Beide stützten ihn beim Gehen. Dagegen hatte er sich anfangs gewehrt, dann hatte er einsehen müssen, dass es besser war, denn die Verletzung machte ihm zu schaffen.
    Nicht nur seine Hüfte brannte. Der Schmerz der Verletzung hatte sich ausgebreitet und sich wie ein Ring aus Feuer um seinen Körper gelegt. Er spürte auch das harte Pumpen, dem die Blutstöße folgten, die aus der Wunde rannen, und er gab zu, dass es besser war, wenn sie ihn verbanden. Danach konnte er noch einmal zurückkehren, denn auf keinen Fall wollte er seinen neuen Freunden John Sinclair und Suko das Feld allein überlassen.
    Die Welt war schlimm, die Nacht war noch schlimmer, denn sie brachte keine Abkühlung. Von den nahen Sümpfen stiegen unsichtbare, faulig riechende Dunstwolken hoch und legten sich über das Gelände des verlassenen Rummelplatzes, auf dem die Fahrgeschäfte vor sich hinrosteten und von der Natur allmählich verschlungen wurden. Sie holte sich den Platz zurück, der ihr einmal entrissen worden war.
    Alles war dunkel, düster, heiß und stickig – eben menschenfeindlich. Die Feuchtigkeit konnte unter einer Dusche kaum anders sein, nur war sie hier klebriger.
    »Geht es?«, fragte der Pater. Er hieß Domingo und war ein Mann, der sich so leicht nicht einschüchtern ließ, auch nicht von dem Bösen oder dem Vermächtnis der Schlange, das Bob Crane am eigenen Leibe zu spüren bekommen hatte, denn diesem Tier hatte er seine Verletzung zu verdanken. Auch der Pater war schon angegriffen worden, er hatte die Attacke besser überstanden, das heißt, topfit war auch er nicht, denn ein Verband bedeckte einen Teil seiner linken Hand.
    Eine Schlange, die das Kreuz besiegt hatte!
    Bob Crane gehörte nicht eben zu den gläubigen Menschen, aber etwas war trotzdem noch geblieben. Irgendwo bezeichnete er sich auch als einen religiösen Menschen, weil er versuchte, nach Dienstschluss noch sozial tätig zu sein, und so etwas hatte seiner Meinung nach auch etwas mit Religion zu tun, auch wenn er am Sonntag nicht die Messe besuchte, wie es im Süden der USA viele Menschen taten.
    Die Schlange und das Kreuz – das Böse und das Gute!
    Aber das Gute hatte gesiegt. Jesus Christus war für die Menschen am Kreuz gestorben, somit hatte er über die Schlange triumphiert, daran glaubte auch der G-Man, nur war er in dieser Nacht eines Besseren belehrt worden, und noch immer wollte er diese Tatsache nicht akzeptieren, obwohl ihn ein Kreuz angegriffen hatte.
    Ein Kreuz, das über den Boden schlich, sprang, sich schlangengleich auf ein Ziel zu bewegte und alles zerstören wollte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Aus der Mitte des Kreuzes war dieses bösartige, giftige Reptil hervorgeschnellt, und das Kreuz selbst hatte ihn vernichten wollen. Es wäre in
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