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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz
Autoren: Frank deLorca
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seinen Tod miterlebt. Ich war auf Urlaub. Er starb im schwarzen Salon. Wie vor ihm unzählige Clouets.«
    »Sie würden keinen Centime auf Armand setzen, wie?«
    »Nicht, wenn es uns nicht glückt, einen Trick zu finden, auf den die Orientalin hereinfällt. All das magische Zeug, das Madame Clouet praktiziert, nutzt nichts. Talismane und Amulette schrecken die Mörderin nicht ab. Da muß gröberes Geschütz aufgefahren werden.«
    »Woran denken Sie?«
    Victor Babeuf verschloß sein Inneres vor mir. Man sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete. Er klappte zu wie eine Muschel.
    »Würden Sie mich in den Keller bringen?« bat ich.
    »Was wollen Sie da?« fragte er erstaunt. »Ich gehe nicht gerne hin. Madame Clouet schwört, daß dort irgendwo die Gebeine der Hexe schimmeln. Sie hat ihr ganzes Aufgebot an Zaubermitteln im Keller verpulvert. Seitdem lasse ich mich nicht, gerne da unten blicken.«
    »Genau das suche ich. Ich will das Skelett der Dame aufspüren und irgendwo, bestatten lassen. Ich denke das hilft. Das wird den Fluch brechen. Ich bin überzeugt davon.«
    Zweifelnd schaute mich der Invalide an. Hinter seiner Stirn arbeitete es.
    »Meinetwegen. Es kann nichts schaden«, entschied der Veteran.
    Er erhob sich und hinkte voraus.
    »Noch eine Frage, Monsieur«, sagte ich zu dem Invaliden. »Haben Sie eine Ahnung, wo das Schwert hingekommen sein könnte, von dem Armand sprach? Ich habe es seinem Zimmer nicht entdecken können.«
    Babeuf zuckte mit der Achsel.
    »Was weiß ich«, brummte er. »Keiner von uns hat es genommen.«
    »Ein Rätsel mehr.«
    »Was glauben Sie, wie lang Ihre Liste werden würde, wenn Sie länger hier lebten. Nicht umsonst traut sich kein Einwohner von Bouillon hierher. Die haben alle ihre unangenehmen Erfahrungen gemacht.«
    »Wovon leben die Clouets?«
    »Sie haben rechtzeitig Besitzungen in Übersee gekauft. Auch in Algerien gehörten ihnen Ländereien. Nicht jeder Clouet wartete hier in Bouillon, bis ihn der Tod ereilte. Manche packten ihre Siebensachen und verschwanden. Aber erwischt hat es sie alle!«
    Victor Babeuf stieß eine Holztür auf.
    Hier wurde selten gelüftet. Modrige Luft wie aus einem Kerker schlug uns entgegen. Eine Katze suchte fauchend das Weite. Sie war halbverwildert. Ihre Augen glühten und sprühten im Halbdunkel. Sie war durch eine Bresche in der Mauer hereingeschlüpft. Es stand nicht zum besten mit diesem alten Gemäuer.
    Ich stieg mühelos über eine magische Linie, die Madame Clouet gezogen hatte. Überall hingen Büschel von wildem Knoblauch, die einen starken Geruch verbreiteten.
    Eine gläserne Spinne baumelte von der niedrigen Decke. Das eklige Tier pendelte an seinem Faden hin und her.
    Victor Babeuf starrte darauf und plötzlich trat eine merkwürdige Verwandlung ein. Er erstarrte. Seine Arme fielen schlaff herunter. Wie ein Mondsüchtiger schaute er das Pendel an. Sein Blick wurde stier, seelenlos. Er erinnerte mich an jemanden, der hypnotisiert worden war.
    Victor Babeuf atmetete ganz flach. Kaum merklich hob und senkte sich seine Brust. Dann kippten die Augbälle um und zeigten das Weiße.
    Ich hatte bereits von Somnambulen gehört, aber noch niemals einen gesehen. Aber auch mir als Laien war klar, daß sich Victor Babeuf in Trance befand. Sollte ich seinen Zustand ausnutzen? Es gab Medien, die bei dieser Gelegenheit die rätselhaftesten Fähigkeiten entwickelten. Manche nahmen Verbindung auf mit Geistern längst Verstorbener. Andere sagten die Zukunft voraus. Wieder andere, deren Seele auf Wanderschaft ging, berichteten über Vorkommnisse, die sich tausende und abertausende von Kilometern entfernt ereigneten.
    »Hören Sie mich, Victor?« sagte ich eindringlich.
    »Ich höre Sie.«
    Er hatte eine tiefe Stimme. Jetzt klang sie, als dringe sie aus einem Grab zu mir. Und dieser Vergleich brachte mich darauf, ihn zu fragen, wo ich nach den sterblichen Resten dieser Fatima suchen müsse.
    Er antwortete nicht. Er schien einen furchtbaren Kampf auszufechten. Da war eine Sperre, die er nicht durchdringen konnte. Ich bekam Angst.
    Victor Babeuf drohte ein Kollaps, Schaum stand vor seinem Mund. Und ich konnte diesen Zustand nicht ändern. Ich verstand nichts von diesen Dingen. Ich hatte mich nie darum gekümmert. Als Französischlehrer in einem britischen Internat brauchte man keine suggestiven Fähigkeiten.
    Immer noch pendelte die Glasspinne.
    Der Kopf des Somnambulen führte die gleiche Bewegung aus.
    Da stoppte ich den Talisman, den Madame Clouet angebracht
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