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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz
Autoren: Frank deLorca
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mich nicht verstanden.«
    »Wir sind zu unerfahren in diesen Dingen«, gab ich zu bedenken.
    »Habe ich Ihnen nicht ein Buch in die Zelle geschickt, in dem alles steht?« klagte Madame Clouet. »Warum haben Sie sich diese Lehren nicht zu Herzen genommen? Haben Sie nicht begriffen, was Totenkult ist, kennen Sie nicht die Wiedergänger und Scheintoten, die wie Normale leben?«
    »Es fiel mir schwer, daran zu glauben – damals«, seufzte ich. »Diese Welt war mir zu fremd.«
    »Jetzt wissen wir mehr darüber«, sagte Blanche Morgan leise.
    Ich sah, daß ihr Nachtgewand über dem Herzen von Blut gerötet war.
    »Was ist das?« stammelte ich.
    Blanche Morgan lächelte erschöpft.
    »Ich hatte einen furchtbaren Traum«, erzählte sie. »Mir war, als liege ich in einem Grab. Plötzlich fiel Licht durch die Decke. Ich sah zwei Männer. Einer hielt einen Holzpflock. Er lockte mich an und stieß plötzlich zu. Ich schrie entsetzlich. Ich fuhr hoch.«
    »So haben wir sie gefunden«, beklagte sich der Bürgermeister. »Sie blutete aus einer Wunde und zitterte vor Angst. Wir haben kein Auge mehr zubekommen. Und jetzt dies.«
    Seine Stimme brach. Er war den Tränen nahe. Blanche war sein einziges Kind. Er hing an seiner Tochter.
    Claire Clouet hätte schweigend zugehört...
    Bei Erwähnung des Holzpflockes war sie zusammengezuckt.
    Ihre Blicke wieselten von einem zum anderen, hingen voller Haß an dem jeweiligen Sprecher.
    »Ihr habt sie wirklich und wahrhaftig besiegt«, keifte die Alte. »Ich bin verloren. Sie war meine letzte Hoffnung. Jetzt ist Armand tatsächlich tot und gestorben. Verloren auf ewig.«
    Ich erstarrte.
    Meine Hand krampfte sich um die Abraxasgemme, die ich immer noch bei mir trug, nachdem ich sie und ein paar andere Talismane im Keller des Hotels gefunden und eingesteckt hatte.
    »Verflucht seid ihr bis an das Ende eurer Tage, ihr Mörder. Ihr habt meinen Armand auf dem Gewissen. Jetzt sollt ihr erfahren, was es bedeutet, sein Kind zu verlieren.«
    Die blitzende Waffe hob sich, bereit, in den ungeschützten Hals des jungen Mädchens zu fahren. Vergebens sträubte sich Blanche Morgan. Mit eisernem Griff wurde sie von der Alten gebändigt.
    Woher nahm die boshafte Vettel diese Kraft?
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, zog ich die Abraxasgemme aus der Tasche. Ich hielt sie der Rasenden entgegen wie ein Schutzschild.
    Das Unerwartete geschah. Die einstigen Waffen der Claire Clouet, als sie noch nicht endgültig im Bündnis stand mit den Mächten der Finsternis, kehrten sich jetzt gegen die Frau selbst.
    Claire Clouet schrie entsetzlich. Die Augen schienen ihr aus den Höhlen zu treten. Sie zitterte und wich zurück. Achtlos ließ sie die Waffe fallen. Sie drückte sich gegen die Wand, unfähig, den Rückzug fortzusetzen.
    Kommissar Breton schaltete schnell.
    Er sprang hinzu und riß die zitternde Blanche Morgan aus der Gefahrenzone. Niemand stand mehr zwischen mir und der Hexe.
    Der Talisman war meine Waffe.
    Claire Clouet spuckte Gift und Galle, aber ich hielt sie mühelos in Schach. Sie versuchte, mich zu kratzen, schlug um sich, wollte mir die Abraxasgemme, deren Anblick sie nicht standhielt, aus der Hand schlagen.
    Dabei berührte sie versehentlich das Wunderding.
    Claire Clouet schien daran festzukleben. Es stank nach verbranntem Fleisch. Ich ließ erschrocken los.
    Claire Clouet sprang im Zimmer herum. Sie tanzte wie eine Verrückte. Sie stieß Verwünschungen aus und obszöne Flüche, ohne die Abraxasgemme loszuwerden. Das Ding fraß, sich in den verruchten Leib unserer Feindin wie eine Leuchtkugel.
    Claire Clouet krümmte sich schließlich am Boden.
    Alle Versuche, sie zu retten, schlugen fehl. Wir konnten Talisman und bösen Geist nicht rennen. Unlösbar hingen sie zusammen.
    Und die Gemme verrichtete ihr Zerstörungswerk, gründlicher und grausamer als jede irdische Gerechtigkeit es hätte tun können.
    Claire Clouet, Vertraute der Fatima, starb unter entsetzlichen Qualen.
    Ersparen Sie mir Einzelheiten.
    Die letzte Phase schlug uns allen auf den Magen.
    Da veränderte sich das greisenhafte Antlitz. Noch einmal lächelte uns unter Schmerzen Fatima zu, die unglückliche Geliebte jenes Pierre Clouet, der vor Jahrhunderten den Fluch auf sich und sein Geschlecht geladen hatte.
    Was blieb, war ein Häufchen Asche.
    ***
    »Der Teufel mag wissen, wie ich den Bericht schreiben soll«, murrte Kommissar Breton.
    Er verstummte erschrocken.
    In Zukunft würde er Vokabeln wie Teufel und Gott, Gespenst und Geist,
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