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0808 - Anruf aus dem Jenseits

0808 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0808 - Anruf aus dem Jenseits
Autoren: Michael Breuer
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und griff nach dem Amulett. Nachdenklich musterte er die kühle Silberscheibe in seiner Hand. In der Mitte von Merlins Stern befand sich ein stilisierter Drudenfuß, der auch als eine Art Miniaturbildschirm fungierte, sofern Zamorra die Funktion der Zeitschau nutzte, mit deren Hilfe er bis zu 24 Stunden in die Vergangenheit blicken konnte. Um diesen Drudenfuß waren kreisförmig die Symbole der zwölf Tierkreiszeichen angeordnet. Der äußere Rand wurde durch ein Silberband mit fein gearbeiteten Hieroglyphen gebildet, deren Bedeutung Zamorra zwar bis heute nicht entschlüsselt hatte, mit deren Hilfe sich das Amulett jedoch aktivieren ließ.
    Er überlegte. Vor einiger Zeit hatten sie mit einem geheimnisvollen Insektensprecher zu tun gehabt. Dabei waren sie darauf gestoßen, dass sich mittels der Amulett-Magie Nicoles telepathische Kräfte verstärken ließen. Sicherlich barg Merlins Stern noch mehr Überraschungen. Man musste ihnen nur auf die Spur kommen.
    Nur, wo sollte er anfangen?
    Das Amulett war ein zu mächtiges Werkzeug, um aufs Geratewohl Experimente damit anzustellen.
    Das Visofon meldete sich und riss Zamorra aus seinen Überlegungen. Die Bildsprechanlage verband alle Räume des Châteaus miteinander, um so im Notfall permanente Erreichbarkeit zu gewährleisten.
    Zamorra wandte sich dem Terminal zu. Auf dem Schirm erkannte er das Gesicht von Nicole Duval. Sie lächelte.
    »Stör ich dich bei einem Nickerchen?«, fragte sie schalkhaft, um sofort ernst zu werden. »Ich habe Pierre Robin aus Lyon in der Leitung. Es klingt wichtig.«
    Zamorra nickte. »Ich übernehme, Cherie.«
    Ein seltsamer Zufall, dachte er im Stillen. Vorhin erst hatte er im Zusammenhang mit den Ereignissen um den Insektensprecher noch an den burschikosen Inspektor gedacht. Damals hatte er Robin nämlich zum letzten Mal persönlich gesehen. [2]
    Dennoch hielt sich Zamorra nicht mit langwierigen Wiedersehensfloskeln auf. Dafür war auch später noch Zeit. Immerhin schien es sich um einen Notfall zu handeln.
    »Was gibt’s, Pierre?«
    Da Robin von einem normalen Telefon aus anrief, war nur seine Stimme zu hören. Nicole lauschte dem Gespräch per Konferenzschaltung.
    Der Inspektor schnaufte vernehmlich. »Schön, dass ich dich sofort erreiche«, antwortete er. »Was es gibt? Einen Toten, dem der Denkapparat abhanden gekommen ist.«
    Zamorra runzelte die Stirn, doch schon fuhr Robin fort: »Und das, wie ich betonen möchte, vor seinem Ableben!«
    Der Chefinspektor machte eine Pause und verbesserte sich dann. »Wenn man es genau nimmt, was das Verschwinden seines Gehirns natürlich ursächlich für den Tod. Nun frag mich aber nicht, wie das passiert ist. Unsere Gerichtsmedizin steht vor einem Rätsel…«
    »Du veralberst mich«, gab der Dämonenjäger zurück, obwohl er im Grunde schon ahnte, dass Robin die Wahrheit sprach. Der Inspektor hatte selbst einige unerfreuliche Erfahrungen mit der Welt des Übernatürlichen gemacht und würde niemals mit Entsetzen Scherz treiben.
    Robin erklärte die Sachlage und fügte die Erkenntnisse an, die Dr. Renoir bei der Obduktion des Toten gewonnen hatte.
    Zamorra wechselte einen Blick mit Nicole, deren Gesicht immer noch auf dem Bildschirm des Terminals sichtbar war. Die bildschöne Französin runzelte die Stirn. Er konnte es ihr nicht verdenken. Robins Geschichte war in der Tat merkwürdig.
    Zamorra fand die Geschichte ebenfalls seltsam. Es konnte auf alle Fälle nicht schaden, sich den Leichnam etwas näher anzusehen.
    Zamorra warf einen Blick auf die Uhr.
    »Also gut«, sprach er dann weiter, »Nicole und ich nehmen die Sache morgen unter die Lupe.«
    Er überlegte einen Moment und fügte nach einem weiteren Blickwechsel mit Nicole an: »Morgen Mittag. Wir kommen direkt zum Präsidium.«
    Zamorra hörte, wie Robin am anderen Ende erleichtert aufatmete.
    »Danke, ich wusste, dass ich auf euch zählen kann. Also bis morgen!«
    Zamorra trennte die Verbindung.
    »Das hört sich ganz so an, als bekämen wir wieder zu tun«, merkte Nicole an.
    »Allerdings«, gab der Parapsychologe zurück. »Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir mal ein bisschen Ruhe gehabt hätten.«
    Seufzend warf er einen Blick auf das silberne Amulett. Die Erforschung von Merlins Stern musste warten.
    Wie schon so oft…
    ***
    Lyon.
    Ein penetrantes Klingeln zerriss die morgendliche Stille.
    Michel Corbiere brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es sich bei der Ursache des anhaltenden Lärms um sein Telefon handelte.
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