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0804 - Das Teufelstor

0804 - Das Teufelstor

Titel: 0804 - Das Teufelstor
Autoren: W.K. Giesa und Volker Krämer
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nicht zu Boden gefallen, schoss kein Blutstrahl aus dem Stumpf hervor. Es war nur ein Bild. Ein Stück Wahnsinn.
    Nicoles Hand, ihr Arm, ihr ganzer Körper - unversehrt. Was er gesehen hatte, mochte eine albtraumhafte Illusion gewesen sein, vielleicht auch ein Bild aus der Zukunft. Aber wenn, dann wollte er diese Zukunft nicht kennen lernen, und es bestand auch die Möglichkeit, sie rechtzeitig in andere Bahnen zu lenken. Schon mehrmals war Zamorra bei Zeitreisen in der Zukunft gewesen, und jedes Mal zeigte sie sich ihm mit einem anderen Aussehen.
    »Ash’Naduur«, murmelte er.
    »Die Ash-Tore!« Nicole schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Natürlich, Chef. Wir sind schon total senil. Merlins Zustand vor seiner Heilung vom Avalon-Fluch hat auf uns abgefärbt, wie? Die Ash-Welten! Naduur, Cant, Caroon und wie sie alle heißen mögen, alle die, die wir noch nicht kennen…«
    »Und die wir vielleicht nicht mehr kennen lernen werden, wenn die Weltentore dorthin sich tatsächlich schließen.«
    »Ehrlich gesagt, lege ich darauf auch keinen besonderen Wert«, sagte Nicole. »Mögen sie sich schließen. Von den Ash-Welten ist uns nie Gutes gekommen.«
    »Und Ash’Naduur ist eine verwüstete Hölle geworden, in der es kein Leben mehr gibt, aber Salzsäure-Regen und andere Nettigkeiten… Was ist, wenn ähnliches auch in den anderen Welten geschieht? Dort leben Menschen. Sie werden sterben, alle.«
    »Und du kannst es so oder so nicht verhindern, wie auch der Untergang von Ash’Naduur nicht zu verhindern war! Lass die Tore sich schließen, Chef. Ein Risikofaktor weniger!«
    Zamorra fühlte Unbehagen.
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte er. Aber er glaubte nicht daran.
    Der Hinweis des Amuletts, die Katze… es hatte eine Bedeutung. Die Ash-Tore durften sich nicht schließen.
    Aber warum nicht? Nicole hat doch wirklich Recht. Ein Risikofaktor weniger, flüsterte eine lautlose Stimme aus seinem Inneren ihm zu.
    Ja, warum nicht…?
    ***
    Brik Simon steuerte seinen Wagen auf den kleinen Parkplatz, der diese Bezeichnung im Grunde überhaupt nicht verdient hatte. Unbefestigter Boden, Schotter, durch den das Regenwasser nur ungenügend ablaufen konnte. Überall standen kleine und größere Pfützen - eine davon hatte bedrohliche Ausmaße, sodass Brik einen möglichst weiten Bogen um sie herum fuhr.
    Mit der rechten Hand drehte er den Zündschlüssel in die Null-Position.
    Was, beim letzten Sauerlandhenker, mache ich hier?
    Die Frage war ihm auf dem Weg in diese von Menschen verlassene Ecke des Rothaargebirges viele Dutzend Mal durch den Kopf gegangen. Warum saß er nicht an seinem Schreibtisch? Arbeit gab es dort mehr als genug für ihn. Der Verlag drängte bereits seit Wochen - Briks neues Manuskript war längst fällig… überfällig!
    Seine populärwissenschaftlichen Bücher über Parapsychologie, deren Wurzeln und all dem Missbrauch, der damit weltweit getrieben wurde, waren Renner. Er konnte nie genug schreiben… sein Literaturagent hätte leicht die doppelte Menge an Manuskripten verkaufen können. Doch Brik hatte seinen ganz eigenen Rhythmus beim Schreiben, der sicher irgendwo auch bedingt war durch seinen Lebensraum.
    Brik Simon war Engländer. Deutschland hatte er früher in seinem Leben nie einen Besuch abgestattet; irgendwie zog ihn dort nichts hin. Das änderte sich, als er Tina begegnete, die ein-Volontariat in Briks Stammverlag absolvierte. Sie gehörten zusammen -das war ihnen schnell klar geworden. Und Tinas Heimweh nach. Deutschland war Grund genug für Brik, seine Wurzeln in London radikal zu kappen. Gemeinsam bezogen sie ein leer stehendes Pfarrhaus in einem Sauerlanddorf. Und sie lebten glücklich und in Frieden… so hätte die Geschichte weiter gehen sollen. Doch Tina verschwand. Elinfach so. Eine kurze Notiz auf dem Küchentisch, mehr gab es nicht. Ich will nicht gehen, aber ich muss…
    Eine Erklärung hatte Brik niemand liefern können.
    Die leichte Variante wäre die Flucht zurück nach England gewesen. Familie und Freunde hätten ihn mit offenen Armen aufgenommen. Doch Brik wählte den zweiten, den sicher schwereren Weg. Er blieb in diesem Kaff, dessen Bewohner ihn in der Zwischenzeit in ihr Herz geschlossen hatten. Er schaffte es einfach nicht, diese dörfliche Landidylle hinter sich zu lassen. Und… ganz hinten in seinem Kopf war da der Hoffnungsfunke, dieser Gedanke, der ihm einredete, dass er Tina wieder sehen würde. Er würde sie finden - irgendwann und irgendwo. Hier wollte er
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