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0804 - Das Teufelstor

0804 - Das Teufelstor

Titel: 0804 - Das Teufelstor
Autoren: W.K. Giesa und Volker Krämer
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für nur eine Person. Gryf schätzte, dass hier die Mitglieder einer kleinen Familie durchaus zusammen wohnen konnten.
    »Er kommt bald aus dem Wirtshaus zurück«, sagte Sel. »Wie jeden Abend. Vermutlich in zehn Minuten.«
    »Ach ja. Und das ist dir erst jetzt eingefallen?«
    »Tut mir Leid, Gryf«, sagte sie leise. »Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, weil du meine Träume geweckt hast. Ich dachte, wir hätten genug Zeit. Aber als ich auf die Uhr sah…«
    Die entdeckte der Druide jetzt auch. Sie befand sich an der Stelle der Wand, wohin Sels Blick immer wieder ging. Verflixt unauffällig, das Teil, und ziemlich seltsam… Er erhob sich von dem Lager, auf dem er neben dem verführerischen Mädchen saß, und trat vor die Wand, um sich das kleine Stück Technik näher anzusehen. Da waren kreisförmig angeordnete Ziffern, die aber keine Zeiger besaßen, sondern schwach leuchtend ihre Uhrzeit angaben, dazu ein Lichtband, wohl für die Minuten. Alles elektrisch? »Beim Faltkiefer der Panzerhornschrexe«, murmelte Gryf verblüfft. »William funktioniert die Uhr? Woher bekommt sie ihren Strom?«
    Ups! Wusste Sei Giroo überhaupt, was elektrischer Strom ist?
    »Die Uhr ist atombetrieben«, sagte sie, als sei das das Normalste der Welt. »Sie geht auf mindestens 50 000 Jahre sekundengenau.«
    »Woher weißt du das? Hast du’s schon ausprobiert?«
    Sie lachte auf. »Du Dummer! Natürlich nicht! So alt wird nicht mal die Panzerhornschrexe. Aber man kann die Laufzeit und Ganggenauigkeit berechnen.«
    Hightech in einer Welt, die auf den ersten Blick den Eindruck machte, als sei sie zwischen Antike und Mittelalter hängen geblieben?
    »Das wäre doch ein Fall für den guten alten Jeremias von Donnerbeutel«, murmelte Gryf. Er wandte sich um -und sah, wie Sel nach ihrer Kleidung griff-Sie anzuziehen, dazu kam sie nicht mehr.
    Krachend flog die Tür auf. Ein breitschultriger Riese stürmte herein. »Ich habe es doch gewusst«, brüllte er. »Hier in dem Haus, das unsere Eltern mit eigenen Robotern gebaut haben, frönt ihr der Unzucht! Ich bringe dich um, du Jungfrauenschänder!«
    »Ich bin keine Jungfrau mehr«, korrigierte Sei ihn schrill. »Schon lange nicht mehr.«
    »Ich bringe dich auch um, verruchte Schlampe, die die Ehre unserer Familie in den Schmutz zieht!« Er stapfte heran, dass der Boden unter seinen Schritten und seinem Gewicht zitterte, »aber den Kerl zuerst!«
    »Tu ihm nichts, Dro«, flehte Sel.
    »Er sollte lieber Acht geben, dass ich ihm nichts tue«, schlug Gryf vor. Angesichts der Größe des Gegners eine groteske Vorstellung. Sels Bruder war mehr als zwei Meter hoch, in den Schultern etwa einsfünfzig breit, und seine Arme glichen Elefantenrüsseln.
    Mit denen holte er zu einem wildwütenden Doppelschlag aus. Aber für den Druiden war er etwas zu langsam und seine Angriffstechnik zu durchschaubar. Gryf wich aus, nutzte den Schwung des Angreifers und wirbelte ihn gegen die Wand. Mit Wutgebrüll schnellte sich Dro, der Bruder, wieder vorwärts. Und landete nicht auf Gryf, sondern auf dem Tisch, der beinahe unter ihm zusammengebrochen wäre.
    Mit dem Oberkörper über der Tischplatte, die Beine gespreizt, wollte er sich wieder empor raffen.
    »Junge, du hast ein verteufelt trittfreudiges Gesäß«, stellte Gryf fest. An Kragen und Gürtel bekam er Dro zu fassen, zerrte ihn seitwärts vom Tisch, aber noch ehe er den Halt verlor und zu Boden stürzen konnte, erwischte Gryfs Fuß ihn schwungvoll an seinem anatomischen Südpol. Der kräftige Tritt in den Hintern beförderte den tobenden Dro Giroo zur Tür hinaus.
    »Es gibt schlechtes Wetter«, prophezeite Gryf. »Die Riesen fliegen heute so tief…«
    »Verschwinde!«, fuhr Sei den Druiden an. »Ich will dich nie, nie, nie mehr wieder sehen! Du hättest ihn ja beinahe umgebracht!«
    »Daran fehlten ja nun wohl wirklich noch neunzig Prozent«, verteidigte sich Gryf. »Außerdem hat er mich angegriffen, und ich habe mich nur gewehrt.«
    »Er könnte tot sein!«, schrie Sei aufgebracht. »Er ist mein Bruder, und du hättest ihn beinahe umgebracht! Verschwinde! Ich will dich nie mehr wieder sehen, nie mehr!«
    O nein , dachte Gryf. Verstehe einer die Frauen! Eben noch hatte sie ihn angehimmelt, und jetzt…
    Sie warf ihre beiden Stiefel nach ihm. »Raus hier! Verschwinde! Ich will dich…«
    »Ja, ja, ›nie wieder sehen‹, ich hab’s schon verstanden!«, grummelte Gryf. »Kannst du mir mal für einen Moment zuhören?«
    »Du hättest ihn beinahe umgebracht!«
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