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0804 - Das Teufelstor

0804 - Das Teufelstor

Titel: 0804 - Das Teufelstor
Autoren: W.K. Giesa und Volker Krämer
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das Zimmer betrat. Die Schottin trug eine weit fallende Bluse und Jeans.
    »Ihr seid also wieder zurück«, sagte sie. »Alles in Ordnung?«
    Zamorra nickte stumm und ließ sich wieder in den Sessel zurücksinken. In einem dritten nahm Patricia Platz. »Habt ihr das schwarze Untier irgendwo gesehen?«, fragte sie. »Das mit den verflixten Krallen?«
    Zamorra und Nicole schüttelten einträchtig die Köpfe. »Hier zumindest nicht. Hat Rhett das Tier eingeschleppt?«, fragte Nicole.
    »Nein. Der hat sich in Sachen Katzen nur bei einer Klassenarbeit ganz besonders hervorgetan. Ein Biologie-Aufsatz über das Thema Katze. Ratet mal, was er da getextet hat.«
    Sie seufzte abgrundtief.
    »Sag’s uns«, verlangte Zamorra. »Lass uns nicht dumm sterben.«
    »Originaltext: Die Katze ist ein von Haaren umgebenes Tier. Sie hat vier Beine: vorn zwei zum Laufen und hinten zwei zum Bremsen. Sie fängt mit dem Kopf an und hört mit dem Schwanz auf, der direkt nach dem Körper kommt. - Aaaahrgg!«
    »Das Aaaahrgg - gehört das auch mit zum Text?«, grinste Nicole.
    Patricia fauchte sie wenig ladylike an. »Natürlich nicht. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass Rhett für diesen Mumpitz tatsächlich eine Zensur bekommen hat? Sachlich richtig, aber mangelndes Detailbewusstsein und fehlendes Sprachvermögen führen zur Abwertung: Ungenügend, hat der Lehrer kommentiert.« [1]
    Nicole grinste immer noch. »Und was kam danach?«
    »Natürlich fühlt der Junge sich total falsch benotet und hat protestiert. Da es sachlich richtig sei, müsse er weit besser benotet werden, und für das Fach Biologie spielten dichterische Glanzleistungen keine Rolle. Tja, und so durfte ich zur Schule fahren und die Sache wieder einigermaßen gerade rücken. Aber das ›Ungenügend‹ bleibt natürlich. Rhett kann heilfroh sein, dass der Lehrer wenigstens etwas Humor besitzt, sonst wäre die Sache noch ganz anders ausgegangen. - Die Katze ist also nicht hier bei euch aufgetaucht?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »William ist furchtbar sauer«, seufzte Patricia. »Er jagt dem Tier jetzt schon das zweite Mal an diesem Tag hinterher. Und das…«
    Sie verstummte.
    Aus dem Kamin kamen seltsame, kratzende Geräusche.
    »Sagt mal, spukt’s hier neuerdings?«, entfuhr es der Schottin.
    Augenblicke später zeigte sich das Gespenst. Es hatte alle vier Beine gespreizt und die Krallen ausgefahren, konnte sich aber trotzdem nicht halten und traf unten auf. Dann flitzte ein geölter Blitz aus dem Kamin und über den kleinen Tisch, die Weinflasche umwerfend, die Zamorra gerade noch rechtzeitig auffangen konnte. Fauchend, Funken sprühend und mit lang gezogenem Jaulen tauchte die Katze unter. Die Funken, die sie aus dem Fell gewirbelt hatte, glommen auf dem Teppich, wo Patricia sie hastig austrat.
    »Himmel!«, stöhnte Nicole auf. »Was sollte das denn jetzt?«
    Aus dem Kamin dröhnte eine hohle Stimme, die eine starke Ähnlichkeit mit der des Butlers besaß. »Ich bringe das Mistvieh um! Ich bringe es um!« Wieder raschelte und kratzte es, diesmal rieselte aber nur Ruß nach unten.
    »Katze, wo zum Teufel steckst du?«, fragte Nicole. »Das gibt’s nicht - die ist einfach weg, verschwunden, huschdiwusch…«
    Zamorra berührte das Chaos weniger. Er interessierte sich nur für einen kleinen Teil.
    Die Landung der Katze zwischen den glühenden und brennenden Holzscheiten hatte diese etwas umgeschichtet. Ein Gebilde war entstanden, das einem Tor glich. Und dieses Tor schrumpfte in sich zusammen, viel schneller, als es eigentlich hätte geschehen dürfen.
    Die Erinnerung an die Traumbotschaft blitzte wieder in ihm auf. [2]
    Die Ash-Tore schließen sich.
    ***
    Die nächsten Stunden blieb Zamorra unkonzentriert. Er war mit seinen Gedanken immer wieder bei dem Traumbild. Die Tore… und die Katze hatte im Kamin etwas gestaltet, das einem Tor ähnelte!
    Zufall?
    Daran wollte der Meister des Übersinnlichen nicht glauben. Er spürte, dass mehr dahinter steckte, dass er der Lösung dieses Rätsels näher kam. Ash-Tore…
    Ash…
    Er sah Nicoles rechte Hand, und sekundenlang wurde die Wirklichkeit von einer neuen Vision überlagert. Er sah Nicoles Hand, vom Gelenk getrennt, durch die Luft wirbeln. Und plötzlich durchzuckte ihn die Erinnerung. Verdammt, warum war er nicht viel früher darauf gekommen? Die Hand des Asmodis, in den Staub fallend, in Ash’Naduur…
    »Was ist los?«, fragte Nicole.
    »Deine Hand…«
    »Was ist damit?«
    Er griff nach ihr. Natürlich war sie
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