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0802 - Der Wächter

0802 - Der Wächter

Titel: 0802 - Der Wächter
Autoren: Jason Dark
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verschwanden, als hätte sie der Erdboden verschluckt.
    Das schrille Kichern ließ mich zusammenzucken. Ein Geräusch, das mich unvorbereitet getroffen hatte, und unwillkürlich zog ich den Kopf ein. So fremd und seltsam es sich auch angehört hatte, es war von keinem Tier, sondern von einem Menschen ausgestoßen worden. Nur kurz und schrill, dann war es verstummt.
    Stille…
    Ich war auf der Stelle stehen geblieben und fühlte mich inzwischen wie zu Eis erstarrt. Das Hohngelächter hatte mir gegolten. Da hatte mir jemand beweisen wollen, wie gut er war und in welche Enge er mich getrieben hatte.
    Leider hatte ich nicht feststellen können, aus welcher Richtung das Kichern ertönt war. In diesem Viereck ohne Decke war es als Echo von den Wänden abgeprallt, und ich wartete voller Spannung darauf, dass es sich wiederholte.
    Ja, es kehrte zurück!
    Wieder dieses schrille Geräusch, mehr ein Kreischen und Fiepen, als hätte jemand mit einem Gegenstand dünne Metallsaiten zum Klingen gebracht. In hohen Frequenzen durchzog das Geräusch den Innenhof und setzte sich in meinen Ohren fest.
    Ich schaute unwillkürlich in die Höhe, ob dort irgendein Nachtvogel schwebte, aber da war nichts zu sehen. Das Kichern brauchte nicht von einem Tier zu stammen.
    Von Smith?
    Er war derjenige, der Bescheid wusste. Er musste auch meine Freunde in die Falle gelockt haben und wartete nun darauf, dass ich an die Reihe kam. Da brauchte er nur den günstigen Augenblick abzupassen.
    Ich hatte die Leuchte wieder verschwinden lassen und blieb still in der Dunkelheit stehen. Der Hof war erfüllt von Schatten, auch wenn sich an zahlreichen Stellen der bleiche Steinboden deutlich abhob und der Staub aussah wie Knochenmehl.
    Kein Smith zu sehen.
    Dafür zu hören.
    »Sinclaiiiirrr…!«
    Die Stimme kreischte und sang zugleich meinen Namen hervor, sodass er wie ein Ton von einem verstimmten Musikinstrument durch den Innenhof jaulte.
    Nein, das war keine menschliche Stimme mehr. Sie schien einem Wesen zu gehören, das versuchte, sich mit der menschlichen Sprache anzufreunden. Meine Haare standen zu Berge, die Kälteinsel auf meinem Rücken wuchs, und der schrille Schrei ebbte ab und erstickte schließlich in einem regelrechten Brummen.
    Aus, vorbei…
    Ich wartete.
    Dann ein Geräusch.
    Nicht zu identifizieren. Ich sah es als neutral an und erkannte wiederum nicht, aus welcher Richtung es mich erreicht hatte. Da hatten harte Gegenstände über Steine gekratzt, das konnte wohl stimmen, aber wo war es geschehen?
    Ich sah die Bewegung auf der Mauer. Direkt mir gegenüber huschte etwas Langes über die Krone hinweg, als hätte sich dort der Körper einer Schlange voranbewegt.
    Schlangen in der Wüste, das gab es, waren darunter aber auch so große Exemplare?
    Ich schaute genauer hin, sah den Schatten nicht mehr und wischte über meine Augen. Hatten mir die überreizten Nerven einen Streich gespielt? Das konnte sein, aber die schrillen Gesänge hatte ich sehr deutlich gehört. Die waren keine Einbildung gewesen.
    Dann kratzte etwas über den Boden, aber ich sah nicht, wo es passiert war.
    Smith! Niemand anderer als Smith konnte es gewesen sein.
    Dieser Hundesohn hatte wohl sein wahres Gesicht offenbart, ohne sich jedoch zu zeigen. Ich fragte mich, ob er auf diese Art und Weise auch Bill und Suko überrascht hatte, wenn ja, warum hatten sich die beiden dann nicht gewehrt?
    Ich ging das Risiko ein und holte die Leuchte wieder hervor. Der andere wusste sowieso, dass ich mich hier im Innenhof aufhielt, also war es kein großes Risiko, wenn ich ihn aus der Dunkelheit hervorholte. Wieder zerschnitt der scharf gebündelte Strahl die Dunkelheit, und dabei bewegte ich meine Hand.
    Ich fächerte die Gegend vor mir ab, in der Hoffnung, dass der Schreier in den Lichtschein hineingeraten würde. Ich sah ihn nur teilweise oder halb. Eine dicht über den Boden hinweghuschende dunkle Gestalt, die sich schlangengleich bewegte, gegen eine Mauer prallte und schnell wie ein hastig nach oben gezogenes Tuch an der Innenseite hochschoss.
    Dann war der Schatten weg.
    Der Lampenschein fiel gegen die Krone, aber von der Gestalt war nichts zu sehen.
    Konnte das Smith gewesen sein?
    Ich wusste es nicht. Wenn ja, dann musste es ihm gelungen sein, sich zu verändern. Als ich daran dachte, kam mir plötzlich ein gewisser Verdacht, den ich aber vorerst zurückstellte, weil ich den Kopf frei haben wollte.
    Ich ging zudem ein weiteres Risiko ein, denn ich blieb nicht mehr an der Mauer
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