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0802 - Der Wächter

0802 - Der Wächter

Titel: 0802 - Der Wächter
Autoren: Jason Dark
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wir den finden können.« Er berichtete mir von der Flamme des Feuerzeugs, die im leichten Durchzug getanzt hatte. »Aus irgendwelchen geheimnisvollen Schächten oder Lücken dringt Luft in dieses unterirdische Labyrinth.«
    »Kennst du die Richtung?«
    »Nicht genau. Das lässt sich aber herausfinden.«
    »Okay, dann wollen wir.«
    »Nicht noch einen letzten Versuch, John?«
    »Nein, Bill, es reicht mir. Ich hätte nie gedacht, dass uns das Kreuz einmal so im Stich lassen würde…«
    »Vielleicht war das gar nicht so.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Bill lächelte etwas verkrampft. »Ich bin natürlich kein Fachmann, aber die Gegenmagie, die hier unten lauern könnte, und die wir ja nicht sehen, ist sehr stark. Da kannst du deinem Kreuz keine Schuld zuweisen, John. Wir müssen uns auch damit abfinden, dass es mal nicht so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben.«
    »Vergiss es.«
    Ich drehte mich ab, sah noch, wie Bill die Schultern hob und bemerkte erst dann meinen Freund Suko, der sich ziemlich im Hintergrund gehalten hatte und sich nun wieder vorschob. »Du solltest nicht so denken, John, wirklich nicht.«
    Jetzt war ich baff. »Wieso das? Ausgerechnet du sagst mir, dass ich…«
    »Ja, ja«, unterbrach er mich, »ausgerechnet ich.«
    »Und warum?«
    »Ich habe da etwas«, er tat ein wenig verlegen. »Oder mir ist da was eingefallen. Entschuldigt, dass ich es euch nicht schon früher gesagt habe, aber es hat sich eben so ergeben.«
    »Was denn?«, drängte Bill.
    Suko machte nach wie vor einen etwas verlegenen Eindruck.
    Dann griff er in die Tasche, zögerte für einen Moment, zog die Hand wieder hervor, hielt sie aber zur Faust geballt, sodass wir nicht erkennen konnten, was er da festhielt.
    »Das haben wir vergessen!«, sagte er mit harter Stimme und öffnete die Faust.
    Auf seiner Hand lag das Orakel!
    ***
    Wir starrten uns an, wir kamen uns blamiert vor, und wir hätten uns sicherlich im Einklang gegen die Stirn geschlagen, weil wir eben daran nicht gedacht hatten.
    Das Orakel also!
    Von Robert Morse, dem verstorbenen Buchautor, hatte Suko es bekommen, und bisher hatten wir nicht gewusst, was wir damit anstellen sollten. Es sah aus wie ein runder Taler, wobei es golden schimmerte. Das Motiv der Oberseite zeigte einen Mann in einem Boot, der über sich die stilisiert dargestellten Schwingen mehrerer Vögel wusste, die seinen Weg begleiteten. Das also war es!, »Nun?«
    Ich musste mich zurückhalten, um Suko nicht auf die Schulter zu schlagen. »Himmel, warum rückst du erst jetzt damit heraus? Kannst du mir das sagen?«
    »Mir fiel es gerade ein.«
    »Gerade noch zur rechten Zeit!«, stöhnte Bill, der wieder Auftrieb bekommen hatte und seine Hände rieb. »Das ist ein Hammer, Freunde, das werden wir doch packen!«
    »Ich hoffe es.«
    Suko streckte mir die Hand mit dem Orakel entgegen. »Willst du es versuchen, John?«
    »Nein, Suko, du hast es von Robert Morse bekommen. Das ist allein deine Sache.«
    »Ja.«
    Bill schlug ihm auf die Schulter. »Das hat sich angehört, als würdest du dich darüber nicht freuen?«
    »Stimmt.«
    »Machst du es trotzdem?«
    »Bin ich feige?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Allerdings besteht eine Frage«, sagte der Inspektor. »Ich weiß nicht, wie ich das Orakel anwenden soll? Wie kann es sich melden? Was muss ich tun, damit dies geschieht?«
    Da waren auch wir leider überfragt. Ich rückte schließlich mit einem Vorschlag heraus. »Geh die Wand so an, wie ich es mit dem Kreuz getan habe. Es kann sein, dass sie sich dann öffnet.«
    »Das will ich hoffen. Ihr gebt mir Rückendeckung?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Suko lächelte uns beiden noch einmal zu, bevor er sich den inneren Ruck gab und ebenso langsam wie ich vorhin auf die Mauer zuschritt. Bill und ich hatten uns gedreht. Wir sahen Sukos Rücken, und vor seiner Gestalt zeichnete sich heller und ziemlich breit die rätselhafte Wand ab, nach der wir so lange gesucht hatten.
    Als Suko sich ihr näherte, geschah nichts. Zumindest rief er uns nichts zu, und so blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und die Hoffnung nicht aufzugeben…
    ***
    Es war für Suko ein schwerer Weg, den er zu gehen hatte. Seine Beine schienen mit Metall gefüllt zu sein, und immer wenn er einen Fuß hob, hatte er das Gefühl, ihn aus einem schlammigen, versumpften Boden hervorziehen zu müssen.
    Aber es gab kein Zurück. Er ging auf die Wand zu. Er wollte endlich wissen, ob das uralte Orakel nach so langer Zeit noch seine Funktion
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