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0802 - Der Wächter

0802 - Der Wächter

Titel: 0802 - Der Wächter
Autoren: Jason Dark
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Handbewegung. »Wie dem auch sei«, sagte ich entschlossen. »Ich werde einen Test wagen. Sollte die Wand ein Zeittor sein, werden wir wohl gewonnen haben, denn ich bin davon überzeugt, dass sie mich oder uns zurück in die tiefe Vergangenheit führt.«
    »Weißt du auch, wohin?«, fragte Bill. »Oder kannst du es dir denken?«
    »Nur hoffen. Äthiopien«, murmelte ich. »Zur Zeit der Königin von Saba und König Salomons. Ich könnte mir vorstellen, dass sie die Spuren gelegt haben und auch wissen, wo die Bundeslade versteckt ist. Ich rechne auf den König.« Etwas spöttisch fügte ich hinzu: »Schließlich ist er ein Teil meiner Seele.«
    »Du meinst den Seher, John?«
    »Ja, Suko.«
    »Aber er hält sich heraus.«
    »Irrtum, er mischt mit, wenn auch nur ein Drittel von ihm.« Um den Freund wieder aufzumuntern, erzählte ich ihm, was mir im Hof des Ruinen-Klosters widerfahren war, aber auch das stärkte Sukos Hoffnungen nicht, denn nach wie vor blieb er der Meinung, dass die Wand ihre ursprüngliche Kraft verloren hatte.
    Das Kreuz lag auf meiner rechten Handfläche. Ein geheimnisvolles Blinken hatte das Metall überzogen, als wäre es zu einem geisterhaften Verkehrszeichen geworden.
    Niemand hielt mich auf, als ich auf dem direkten Weg dem Ziel entgegen schritt. Wir hatten auf unsere Lampen verzichtet, die blassen Flammen in den Schalen reichten aus, um zumindest einen Teil der Wand schattenlos aus der Finsternis hervorzuholen.
    Sie unterschied sich von den anderen Mauern sehr, denn sie bestand praktisch aus einem Guss.
    Ich blieb vor ihr stehen.
    Nichts tat sich. Keine Zeichnung war zu entdecken, sie war so schrecklich leer, und ich konnte Sukos Enttäuschung jetzt besser verstehen.
    Die linke Hand war frei. Ich streckte sie aus und spreizte die Finger. Sie und die Handfläche drückte ich gegen die Wand, um zumindest einen ersten Kontakt herzustellen.
    Die Hoffnung verflog sehr schnell.
    Es war nichts zu spüren. Keine Wärme, kein Kribbeln rann über meine Haut, die Wand hatte keine Botschaft für mich. Sie fühlte sich nur sehr glatt an, wie aus Beton geschaffen, den es zu den alten Zeiten wohl noch nicht gegeben hatte.
    »Nichts?«, fragte Bill.
    Ich löste meine Hand und drehte mich um. »Es sieht leider so aus.«
    »Das habe ich doch gesagt«, flüsterte Suko.
    »Warte doch mal ab«, widersprach der Reporter »Es war nur mehr ein erster Versuch.«
    »Okay, du hast Recht – sorry…«
    Der zweite Versuch garantierte mir auch keinen Erfolg, doch ich konnte nicht darauf verzichten. Ich ließ das Kreuz nicht mehr auf der Fläche liegen, sondern nahm es in die Hand. Zwischen den Fingern schaute es hervor.
    Dann brachte ich den rechten Arm langsam näher. In Situationen wie diesen hatte ich schon oft gesteckt. Ich war dann immer gespannt gewesen, was geschah, wenn zwei so unterschiedliche Kräfte miteinander Kontakt bekamen, doch hier passierte nichts.
    Mit einem leisen »Kling« tickte das Metall gegen die Wand, ohne, dass diese auch nur irgendeine winzige Veränderung zeigte. Sie blieb, wie sie war. Ich zog das Kreuz wieder zurück und unternahm einen erneuten Versuch. Wieder nichts.
    Ich drehte mich um.
    Die beiden Freunde schauten mich an. Ihre Gesichter verschwammen in der Düsternis, doch die Enttäuschung las ich trotzdem von ihren Gesichtern ab. Sollte Suko tatsächlich Recht behalten haben?
    »Es ist nichts, John, ich wusste es.«
    »Ja, aber…«
    »Es gibt auch kein Aber.«
    »Doch, denn ich habe mein Kreuz nicht aktiviert. Es war nur der erste Versuch, Suko, und wir sollten die Flinte, verdammt noch mal, nicht ins Korn werfen. Sagen wir, ich habe es mit der Stufe eins probiert.«
    »Das ist gut, sogar sehr gut«, stand Bill Conolly mir bei. »Mach es, John, reiß die Fugen hier auf!«
    Ich konnte ein Lächeln nicht vermeiden. Bill hatte gut reden.
    Wahrscheinlich waren die Fugen dermaßen dicht, dass ich sie nicht einmal durch den Aktivierungsspruch aufreißen konnte. Daran wollte ich jetzt nicht denken.
    Noch einen letzten Blick ließ ich über die geheimnisvolle Mauer gleiten.
    Es war nichts zu sehen, nichts hatte sich verändert, alles war so geblieben.
    Das Kreuz hielt ich in der Rechten. Verflixt noch mal, warum war ich so nervös? Da schoss das Adrenalin durch meinen Körper wie ein Strom aus heißer Lava.
    Ich hatte einen trockenen Hals bekommen, fühlte mich wie ein Schüler vor der ersten Prüfung. Meine Handflächen waren ebenfalls feucht. Der Schweiß hatte einen dünnen Film gebildet,
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